Willkommen zu DER Woche, in der wir mittendrin sind in einem krassen Paradigmenwechsel: Ihr habt es vielleicht schon gehört: Der Google AI Mode ist jetzt auch in DE voll ausgerollt. Die Technews und Blogs sind voll davon, z. B. hat auch Jane von Klee dazu einen sehr lesenswerten Blogartikel geschrieben: Google AI Mode: Wie er funktioniert und was er für Deine SEO bedeutet.

Die Zeiten der klassischen Google-Suchergebnisse mit den 10 blauen Links pro Seite sind offiziell vorbei. Wenn man in den KI-Modus klickt, erstellt Google eine KI-generierte Antwort auf (fast) jede Suchanfrage. Das ist mehr als die Google AI Overviews, die wir ja schon seit Monaten kennen: Es ist der komplette KI-Takeover in der größten Suchmaschine der Welt. Es gibt keine Google-Suchergebnisse mehr, es gibt nur noch EIN Suchergebnis, das die KI zusammenstellt.

Die neue Google-Suche im KI-Modus: Du stellst eine Frage und Google gibt dir eine komplette Antwort – ohne, dass du auf Quellen/Blogs klicken musst.

Das ist ein Paradigmenwechsel.

Google war bisher immer der beste Freund der Blogger. Wir Blogger haben Content geliefert. Google hat diesen Content sortiert und für andere leicht auffindbar gemacht. Und: Google hat uns kostenlos Traffic gebracht – und damit Sichtbarkeit und Umsatz. Google hat davon natürlich stark profitiert, denn Google hat die Suchergebnisse monetarisiert. Google wurde zum Tor zur Welt – und zum Multi-Milliarden-Konzern.

Wir stellen Content zur Verfügung, Google gibt uns Traffic: Das war über Jahrzehnte hinweg ein guter Deal für beide Seiten. Google hat diesen Deal jetzt aufgekündigt. Es war klar, dass das passieren würde. Der Google AI Mode ist nur die Weiterentwicklung der AI Overviews.

Was bedeutet der Google AI Mode für uns Blogger?

Spätestens ab jetzt werden wir tendenziell weniger Klicks von Google bekommen. Denn spätestens, wenn der KI-Modus der Default-Modus, also die Grundeinstellung ist, wird sich kaum noch jemand in die Quellen für die KI-generierte Antwort klicken. Aber Moment mal: Werden wir dann vielleicht mehr Klicks von ChatGPT und anderen KIs bekommen? Nun, wahrscheinlich nicht – oder zumindest nicht so bald.

Sascha Lobo schreibt in seiner Kolumne auf Spiegel Online vom 17.10.2025:

  • Vor 10 Jahren resultierte aus 2 Google-Suchen ein Klick.
  • Vor 6 Monaten: 6 Suchen – ein Klick.
  • Heute, Oktober 2025: 18 Suchen – 1 Klick.
  • Bei ChatGPT: 1500 Suchen führen zu einem Klick.
  • Claude: 60.000 (!!) Suchen ergeben einen Klick.

Ich zitiere Sascha Lobo: „Die Zielrichtung ist eindeutig: Der Klick stirbt (…) Der Klick war konstituierend für das Netz, der Klick war und ist die Anwendung der wichtigsten Erfindung des Internetzeitalters, des Hyperlinks. Link Klick, Link Klick, Link Klick, so floss die Aufmerksamkeit und mit ihr das Geld.“ (seine Kolumne befindet sich leider hinter der Paywall).

Was ist die Lösung für uns Blogger in der KI-Ära?

Nun, zunächst einmal: Wir sind dynamische Blogger. Wir haben damit einen riesigen Vorteil gegenüber strategischen und technischen Bloggern: Unser Umsatz hängt nicht direkt bzw. nicht so stark von unserem Traffic ab. Alle, die ihren Traffic direkt monetarisiert haben, z. B. durch Werbebanner oder Affiliate-Links, sind jetzt mittendrin in der „traffic apocalypse“. Ihre Umsätze brechen ein.

Wir aber bloggen, weil es uns Spaß macht. Weil wir unser Wissen teilen möchten. Weil wir es lieben, zu schreiben. Wir haben den Vorteil, dass unser Umsatz nicht direkt an unseren Traffic gekoppelt ist. Wir brauchen nur vergleichsweise wenig Traffic, um Umsatz zu machen – dafür sehr qualifizierten.

Ich habe mir sehr viele Gedanken dazu gemacht, was das für uns Blogger bedeutet. Ihr kennt mich ja: Nachdenken ist mein Lieblingshobby.

Wir sind jetzt am Beginn der Post-Google-Era.

Wir Blogger haben ein Faible für Unabhängigkeit. Es war und ist uns wichtig, von Social Media unabhängig zu sein. Und jetzt müssen wir auch von Google unabhängig werden. Wir müssen uns von Google emanzipieren – vom früher besten Freund der Blogger.

Das bedeutet: Wir müssen den Fokus noch stärker auf unsere eigenen Plattformen legen, die unabhängig von Algorithmen sind.

Wichtig in der KI-Ära: Fokus auf unsere eigenen Plattformen

Diese Plattformen betrachte ich als Ergänzung bzw. Satelliten, die um unsere Hauptplattform, unseren Blog, kreisen.

  • Ganz klar: Unser Newsletter! Ich halte es für unsere oberste Blogger-Pflicht, unseren Newsletter zu stärken. Selbst wenn die KI jetzt auch dort hineinkriecht.
  • Eigene Kanäle/Channels, z. B. auf WhatsApp, Telegram & Signal. Vielleicht auch auf Instagram (da kann man auch einen Channel erstellen, auch wenn wir da wieder in der Algorithmen-Hölle sind).
  • Videos? Hier müssen wir schauen, wo die Reise hingeht, denn der KI-Slop (also die ganze Video-, Text- und Posting-Grütze, die mit generativen KIs erstellt wird) liebt ja v. a. Videos. Mit dem Aufkommen der generativen Video-KIs könnte es hier zu einem starken Verdrängungswettbewerb kommen.
  • Social-media-freie Communities, z. B. auf Skool, Go High Level und Mighty Networks (dort sind meine Communities). Hier sehe ich sehr großes Potential. Aber: Es könnte heute eine Herausforderung für neue Blogger sein, um ihr Thema herum eine Community aufzubauen, selbst wenn sie kostenlos ist.
  • Subscription based Content, z. B. auf Substack.
  • Wenn wir noch ein bisschen mehr „out of the box“ denken: Real-Life-Events und lokale Treffen. Ich sehe einige Blogger, die Retreats anbieten. Bei einer spannenden Nische halte ich das für sehr vielversprechend.
  • Bücher. Das ist für mich eine sehr starke Plattform, mit der wir Blogger eine noch größere Sichtbarkeit, neue Zielgruppe und mehr Unabhängigkeit erreichen können.

Geschäftsmodelle im Zeitalter des KI-Modus: Lohnt es sich überhaupt noch, zu bloggen?

Seit ich 2005 mit dem Bloggen angefangen habe, galt (für mich): Blogge über dein Thema und du bekommst Sichtbarkeit. Sei es, weil du verlinkt oder empfohlen wirst – und natürlich dank Google. Und wenn du dann auch noch ein thematisch passendes, gutes Angebot hast, kommen die Anfragen, Kunden und Umsatz quasi automatisch. Denn: Ein kleiner Teil deiner Blogleser wird dein Angebot kaufen.

Gilt das heute immer noch?

Ich glaube: Lokale Anbieter werden weiterhin viel Traffic bekommen. Also z. B. Therapeuten, Fotografen, Handwerker – lokale Dienstleister. Und dann entscheidet der Blick auf die Website, ob Umsatz fließt: Ist die Website vertrauenswürdig? Wirkt die Person professionell? Spätestens hier macht ein Blog den Unterschied. Also, auch wenn ein potentieller Kunde nicht explizit wegen des Blogs auf die Website gekommen ist, sondern z. B. durch eine „normale“ Umkreissuche.

Was ist aber mit Coaches und Experten, die kein lokales Business haben? Die ausschließlich online arbeiten? Was bedeutet die rasante KI-Entwicklung für unseren Content?

Wie sich unser Content im Zeitalter des AI Mode verändern muss

Mehr Haltung!

Ich bin der festen Überzeugung, dass wir als dynamische Blogger mehr von dem machen müssen, was auf unserem Blog jetzt schon gut funktioniert: Haltung, Empfehlung, Meinung, Persönlichkeit, Aktuelles. Oder kurz: HEMPA. Denn: AI frisst Evergreen Content. Anleitungen oder Checklisten? Das kann die KI viel schneller kreieren. Da können wir nicht mithalten – und das sollten wir auch nicht. Klar ist also: Sichtbare Blogger schreiben in der KI-Ära mehr persönliche bzw. persönlich gefärbte Blogartikel.

Blogger = Kolumnisten?

Meine Prognose: Die Blogger, die auch in den nächsten Jahren erfolgreich sein werden, werden zu Kolumnisten. Also: Unser Content braucht mehr Haltung und Meinung. Wir müssen mehr auf wiederkehrende Blogleser setzen, statt darauf zu hoffen, täglich zigfach von neuen Menschen bei einer Google-Suche entdeckt zu werden. Damit aber die Leser wiederkehren, brauchen wir starken Content – und mehr Content. Wenn eine Person einmal pro Woche auf unseren Blog vorbeischaut, MUSS sich da etwas Neues befinden. Im besten Fall nicht nur ein neuer Blogartikel, sondern 2 oder 3. Dafür können diese Blogartikel evtl. auch kürzer sein. Das wäre dann eine Rückbesinnung auf die Anfangszeiten des Bloggens, als Blogs noch nicht in Masse seelenlose Content-Marketing-Gebilde waren, die nie nach außen verlinken und nur das Ziel haben, Affiliate-Klicks oder Verkäufe zu generieren. Also in meinen Augen eine sehr positive Entwicklung!

In der Nische liegt die Zukunft

Und: Wir müssen viel stärker in die Themen-Nische. WENN jemand bei einer Google-Suche im KI-Modus auf einen Blog rausklickt, dann braucht er dafür starke Gründe. Die können wir nur mit sehr spezifischem, hoch relevantem Content liefern. Und das bedeutet: Wir müssen wegkommen von zig Kategorien und Business- bzw. Lifestyle-Blogs, die sehr viele Themen abdecken. Und wir müssen sehr spezifische Themen besetzen. Das ist eine Entwicklung, die wir am Anfang unseres Blogabenteuers noch nicht absehen können. Ich z. B. blogge seit 2018 über das Bloggen. Etwa 2021 schreibe ich über eine ganz besondere Art des Bloggens, die ich selbst geprägt habe: Über das dynamische Bloggen. Ich könnte heute aber noch viel tiefer in die Nische hineingehen, z. B. indem ich ein viel spezifischeres Thema besetze: Bloggen für neurodivergente Menschen.

Expertenstatus neu denken und zeigen

In einer Welt, in der Wissen erstaunlich schnell verfällt, müssen wir aber trotzdem zeigen zeigen, dass wir die Experten sind. Denn nur so erscheinen wir ja überhaupt bei entsprechenden Suchanfragen – selbst wenn jetzt erst bei ChatGPT erst nach 1500 Anfragen ein Klick rausgeht. Wie zeigen wir unseren Expertenstatus? Müssen wir jetzt noch mehr Anleitungen und krass optimierte Blogartikel voller Keywords schreiben? Ich glaube: Nein. Die Lösung lautet: Wir beweisen, dass und wie wir anderen geholfen haben, ihr Problem zu lösen. Also: Wir sollten mehr Testimonials und Kundenbeispiele zeigen. Ich nenne das: Erfolgs-Marker setzen. Solche Erfolgs-Marker setzen wir auch durch den Look & Feel unseres Contents. Alles, was wir tun, muss unseren Experten-Status unterstreichen. Und wir profitieren von einem durchgehenden, einheitlichen Design, das im massenhaften KI-Slop auffällt.

Und: wir müssen uns von der Vorstellung verabschieden, dass unsere Klickzahlen nur eine Richtung kennen: nach oben.

Warum bloggen wir? Warum sind wir kreativ?

Was macht uns menschlich? Wenn KIs Wissen viel schneller raushauen können, als wir: was macht das mit unserem Selbstverständnis als Experten? Für mich ist ganz klar: wir müssen radikal menschlichen Content kreieren (ich schreibe hier bewusst kreieren und nicht „produzieren“, denn das macht die KI: Content produzieren). Was macht es mit uns, wenn unsere Klicks einbrechen? Wenn unsere Erfolgskennzahlen plötzlich Richtung Keller tendieren? Bloggen wir weiter? Oder kränkt uns das wir hören auf?

Das ist natürlich nur eine rhetorische Frage, denn natürlich bloggen wir dynamischen Blogger weiter. Weil wir es lieben. Weil wir gerne schreiben. Weil wir unser Wissen teilen wollen.

Und ich glaube, dass unsere Blogs diesen KI-Sturm genau deshalb überleben werden.

Hier hat jetzt mein Claim seinen großen Auftritt: Blog like nobody’s reading!

Wir bloggen, weil wir intrinsisch motiviert sind. Wir bloggen eben nicht (nur) für schnellen Umsatz, Sichtbarkeit und Erfolg. Aber natürlich freuen wir uns darüber, ist ja klar – und wir sind auch finanziell darauf angewiesen, wenn unser Blog bisher unser Akquise-Motor war. Was wir auf jeden Fall in der KI-Ära besser machen können: Mehr Persönlichkeit einbringen – gerade in vermeintlich trockene Blogartikel. Und: Wir müssen neue Angebote kreieren. Wir müssen unseren Umsatz KI-sicher machen (ai-proof). Also: Wir müssen noch näher ran an die Menschen und wir müssen die Ergebnisse unserer Arbeit viel stärker in den Vordergrund stellen: wir bieten eine Transformation, die KI nicht leisten kann. Coaches und Experten müssen endlich aufhören, sich hinter Expertenartikeln zu verstecken. Oder sich als Ein-Frau-Unternehmen mit einem vermeintlich größer wirkenden „Wir“ selbst zu belügen.

Wir müssen nicht nur radikal menschlichen, sondern auch radikal ehrlichen Content kreiren

Radikal ich: So lautet mein Motto für dieses Jahr 2025. Und ich glaube, das ist auch die Richtung, in die sich alle entwickeln müssen, die Content kreieren. Ganz egal, ob als Blogger, Journalisten, Influencer oder Autoren. Denn: Wenn das letzte menschliche Rückzucksgefecht in der KI-Ära geschlagen ist, bleibt uns nur unser menschlicher Kern. Was macht mich aus? Wer bin ich und wer will ich in der KI-Ära sein? Was will ich wirklich? Was will ich der Welt von mir geben? Was macht mich glücklich? Wie kann ich einen positiven Beitrag leisten – ganz egal, wie klein er erscheinen mag? Was liebe ich, zu kreieren? Wie kann ich anderen Menschen helfen? Welches Wissen kann ich weitergeben, das man nicht in Büchern und bei ChatGPT findet? Diese Fragen werden (hoffentlich) unsere Leitsterne sein.

Fakt ist: Der technische Aspekt des Bloggens, die Keyword-Schlachten und Optimierungs-Orgien verlieren an Bedeutung – zum Glück! Google setzt schon seit Jahren auf das EEAT-Konzept mit dem Fokus auf Experience, Expertise, Authoriy und Trust, dem ich ein H vorne dran stelle: Haltung. Aber auch wenn der technische Aspekt des Bloggens bröckelt: Wir dynamischen Blogger haben ein RIESIGES Optimierungs-Potential in unseren Blogartikeln – weil wir SEO bisher oft vernachlässigt haben!

Aber Optimierung hin oder her. Die große Frage lautet: Warum kreieren wir in der KI-Ära überhaupt noch etwas? Das ist eine philosophisch, ja geradezu existentielle Frage. Gerade im Zeitalter der Automation, generativen KI und in der Wissen im Überfluss vorhanden ist, werden wir Menschen auf uns selbst zurückgeworfen. Wenn Maschinen alles schneller können – was bleibt dann uns? Menschlichkeit. Haltung. Kreativität. Flow. Mut.

Wir Blogger sitzen auf einem riesigen Content-Schatz. Und ja, ich finde, wir sollten ihn für KIs freigeben – genau so, wie wir damals unsere Blogartikel für Google freigegeben haben, damit wir gefunden und gelesen werden können. Ich bin der festen Überzeugung, dass Wissen frei sein sollte, weil das für die ganze Menschheit von Vorteil ist. Nur befinden wir uns jetzt in einer Hau-Ruck-Zeit, in der Konzepte wie Urheberrecht und faire Vergütung komplett übers Knie gebrochen werden. Wir stehen auf den Schultern von Giganten, wir profitieren also von all dem Wissen, das alle Menschen vor uns zusammengetragen haben. Aber auf einmal setzen sich KIs auf unsere Schultern, grasen das gesamte Wissen ab und rülpsen AI-Slop heraus, der auf uns herabtrieft – ätschbätsch!

Ein Silberstreif am Horizont: Ich sehe eine gewisse Möglichkeit, dass gerade dieser radikale KI-Umbruch dazu führt, dass in den Köpfen der Menschen nun vielleicht doch ein oft abgelehntes Konzept aufkeimt: Das bedingungslose Grundeinkommen – vielleicht auch durch KIs finanziert. Klar, dafür brauchen wir eine Politik, die sich nicht im bloßen (und sehr langsamen) Reagieren und im Kleinklein bzw. (fehlenden) Zuständigkeiten und Ministeriums-Querelen verliert, denn so kommen wir in der schnellen KI-Ära nirgendwo hin. Was wir jetzt brauchen, ist eine Politik, die eine positive Vision formuliert – und die bereit ist, auf den Paradigmenwechsel, den die KI auslöst, ebenfalls mit einem Paradigmenwechsel zu antworten: Mit einer mutigen Politik, die radikal menschlich und ehrlich agiert.