Die Zeit seit meinem Facebook-Hack am 13. November 2022 war die intensivste und anstrengendste, die ich in meiner Selbständigkeit seit 2009 erlebt habt. Drei Facebook-Hacks bzw. Hack-Versuche in 5 Wochen, eine Facebook-Sperre mitten in meinem wichtigsten Launch des Jahres, die mich und 7 Teammitglieder getroffen hat, ein jähes Ende der Werbekampagne für diesen Launch, eine juristische Auseinandersetzung mit Meta, während ich – in einer Facebookgruppe! – die Jahresrückblog-Challenge mit über 1.000 Leuten durchgeführt habe! Das war ein Ritt auf der Rasierklinge! Hinzu kam ein finanzieller Schaden in fünfstelliger Höhe, mein leergefegtes Werbekonto (das ist jetzt wirklich komplett leer: unsere früheren Werbekampagnen, Zielgruppen und Infos – alles weg!) und mein ausradiertes Vertrauen in Social Media. Die Leichtigkeit und der Spaß, den ich mit Instagram und Facebook verbunden habe, sind verschwunden. Stattdessen ist da jetzt so viel Kopfschütteln über das Verhalten von Meta, dass ich langsam ein Schleudertrauma kriege. Aber will ich mich wirklich so viel ärgern? Und welche Folgen hat das alles für mein Business in 2023 – und darüber hinaus?

Bye Bye Fa(r)cebook

Da Facebook nicht den Grund verrät, wie mein Konto trotz 2-Faktoren-Authentifizierung gehackt werden konnte, kann ich nicht gezielt gegensteuern. Natürlich haben wir so unsere Vermutungen und obwohl wir also Sicherheitsvorkehrungen getroffen haben (ungefähr 100 neue Passwörter für alle Dienste, die wir nutzen, Hardware Keys für die 2-Faktoren-Authentifizierung und sogar ein neuer Laptop!), wissen wir letztendlich nicht, ob wir damit sicher vor dieser Art Hack sind. Dass ich seit mehreren Wochen nicht mehr gehackt wurde: ist das jetzt ein gutes Zeichen? Oder kommt schon bald der nächste Schlag? Ich warte also in Habachtstellung und ja, das ist ziemlich unentspannt. So viel ist klar: Ich kann und will es nicht riskieren, nochmal gehackt zu werden und nochmal auf so eine extrem uncoole Weise die Community meines Blogkurses zu verlieren (ich habe Facebook v. a. als Community-Plattform für meine Blogkurse und Blog-Challenges genutzt). Solange Meta uns also nicht sagt, dass unsere Maßnahmen uns zukünftig vor solchen Hacks schützen, bedeutet das für mich: Ich kann mit der Community von The Content Society nicht zurück auf Facebook und muss andere Community-Plattformen nutzen. Obwohl ich dem Plan, unabhängig von Facebook zu werden, mit großem Wohlwollen begegne, ist dann aber noch ein störender Faktor: die Realität.

Andere Communities sind aktuell (noch) keine gute Alternative

Denn die Sache ist die: Es gibt einfach keine Community-Plattform, die Facebook technisch das Wasser reichen kann. Ich nutz(t)e für meine Blogkurse Facebook-Gruppen für den Support, daher habe ich mir im November 2022 die zwei aktuellen Community-Platzhirsche angeschaut: Circle und Mighty Networks. Und ich habe mich für letzteres entschieden – obwohl ich schon damals wusste, dass mir wichtige Features fehlen (aber Circle war leider noch weniger ausgereift als Mighty Networks). Jetzt, mittlerweile zwei Monate und viel Mighty Networks Erfahrung später, sind auf meiner Anforderungsliste weitere Punkte hinzugekommen. Die meisten drehen sich um das Thema Video und Live. Was früher bei Facebook mit nur einem Handgriff ging, ist bei Mighty Networks manchmal ein bisschen umständlich. Manches geht nur mit einem Workaround oder überhaupt nicht – noch!

Denn zum Glück soll bald das Interview-Feature kommen, also ein Live mit weiteren Gesprächspartnern führen zu können. Was aber komplett fehlt: mit Streaming-Tools, wie Streamyard oder Belive direkt in Mighty Networks live zu gehen – ein Feature, das ich in meinen Facebook-Gruppen sehr oft genutzt habe. Leider gibt es da einfach keine Schnittstelle – für mich total unverständlich! Ein weiteres Feature, das ich vermisse: Die Kommentare unter Live-Videos sind nach dem Live gelöscht! Dazu fallen mir nur zwei Wörter ein: Schade! Und: Warum??

Und so suche und finde ich bei Mighty Networks seit November 2022 ständig neue Lösungen und Workarounds und hoffe auf das Beste. Mighty Networks ist also alles andere als perfekt – aber good enough! Und das reicht mir schon. Denn für mich ist klar: Ich kann nicht zurück zu Facebook.

Facebooks Verhalten: Zum Weglaufen!

Keine 7 Tage nach meiner Facebook-Sperre habe ich im November 2022 die neue Community auf Mighty Networks auf die Beine gestellt und meine The-Content-Society-Bloggerinnen dorthin eingeladen. Anfangs war das als Provisorium gedacht, in der Hoffnung, dass wir bald wieder zu Facebook zurückgehen können (sieht man auch schon daran, dass wir Mighty Networks monatlich zahlen und nicht jährlich. Man weiß ja nie…).

Die ersten Wochen nach meiner Sperre konnte ich nicht auf Facebook zurückgehen, weil meine Teammitglieder immer noch gesperrt waren. Als diese Sperren Ende Dezember 2022 auf juristischem Wege aufgehoben wurden, wäre der Weg zu Facebook wieder frei gewesen, wenn da nicht eine Kleinigkeit gewesen wäre: Facebooks unmögliches Verhalten in der Zwischenzeit.

Die Sperre an sich nehme ich Facebook nicht übel. Ich finde es ja gut, dass anstößige Postings sofort geahndet werden. Was ich aber nicht gut finde, ist, wie unfassbar langsam und widerwillig Facebook reagiert hat, um meine Sperre und die meiner 7 Teammitglieder wieder rückgängig zu machen. Als schon längst klar war, dass wir Opfer eines Betrugs waren, hat Facebook einfach nicht reagiert. Und das, obwohl bei uns die Zeit drängte! Wir mussten leider feststellen, dass sich Facebook nur rührt, wenn wir mit einem Anwalt Druck machen. Davon können tausende gesperrte Leute ein Lied singen, die den normalen Weg beschreiten: Sie klicken den Widerspruch-Link in der E-Mail, legen Widerspruch gegen die Entscheidung ein, scannen ihren Personalausweis, laden ihn hoch – und bekommen eine Fehlermeldung oder Absage. Das geht monatelang so weiter, denn einen anderen Weg gibt es für Normalsterbliche nicht (der Facebook-Kundensupport ist ja nicht erreichbar, wenn man wegen der Sperre kein Facebook-Profil hat, um per Facebook Messenger mit dem Kundensupport zu chatten. Ein kafkaesker Chaoshaufen). Und wie viele Leute haben schon das Geld und die Nerven, um einen Anwalt zu beauftragen?

Ein Highlight ist ja, dass wir während unserer Entsperr-Odyssee eine Meldung bekommen haben, dass Facebook coronabedingt die vielen Anfragen leider nicht bewältigen kann. Corona war im November 2022 aber schon kein großes Thema mehr. Facebook hat einfach nur 11.000 Mitarbeiter entlassen und den Widerspruch-Prozess nicht überarbeitet. Und so schickt Facebook die eigenen User massenhaft ins digitale Nirvana – und lässt sie im Stich. Vorher eifrige Facebook-Mitarbeiter haben uns, als es mit der Sperre schwierig wurde, plötzlich geghosted. Support-Tickets wurden schmallippig und ohne Ergebnis geschlossen, da wäre man halt nicht zuständig. Zudem kam kein einziger FB-Mitarbeiter auf die Idee, uns von den Hardware-Keys für die 2-Faktoren-Authentifizierung zu erzählen, die doch auf einer FB-Hilfeseite ausführlich erklärt werden – das mussten wir alles selbst herausfinden.

Eine besonders bittere Pille, die wir schlucken mussten: Facebook sagt uns partout nicht, ob die von uns getroffenen Maßnahmen nun tatsächlich ausreichend sind oder wie wir uns schützen können. Facebook hüllt sich da in geschäftsschädigendes Schweigen. Je mehr Zeit vergeht, umso weniger bin ich gewillt, wieder auf Facebook zurückzugehen. Denn, ehrlich gesagt, ich fühle mich verarscht. Ich bin maßlos enttäuscht von diesem abweisenden Verhalten. Ich habe jahrelang fünfstellige Summen in Facebook-Werbeanzeigen gesteckt und bei einem Problem, das meine Teammitglieder und mein Business bedroht, werde ich ignoriert? Okaaaay…

Dann also doch Mighty Networks! Damit zeigt sich mal wieder: Nichts hält so lange, wie ein Provisorium! Und hey, je mehr ich mich mit Mighty Networks beschäftige, umso besser gefällt es mir! Ein bisschen wie eine arrangierte Vernunftsehe, die dann doch zu zart aufkeimenden romantischen Gefühlen führt :-D

Der große Vorteil von Mighty Networks: Es ist nicht so ein Zeitfresser wie Facebook!

Ein positiver Nebeneffekt meines Community-Dramas: Ich hänge viel weniger auf Facebook ab, als früher! Noch bis vor einigen Wochen habe ich meine Zeit auf Social Media vertrödelt und habe täglich mehrfach sinn- und ziellos in meinem Feed gescrollt, dabei wollte ich doch nur schnell eine Frage in der Facebook-Gruppe von The Content Society beantworten. Aber immer lockt das kleine Facebook-Glöckchen, das anzeigt, dass sich in meinem Feed etwas getan hat. Und so bin ich zwar oft mit der Absicht in die Facebook-App reingegangen, etwas zu arbeiten, wurde dann aber doch konsequent abgelenkt. Aus dem „nur schnell mal was beantworten“ wurde regelmäßig ein Zeitfresser, sodass ich mich manchmal nach einer halben Stunde Herumscrollens wie betäubt gefragt habe: Was mache ich hier eigentlich?

Dass Facebook, Instagram & Co. ständig nach meiner Aufmerksamkeit gieren, hat mich früher schon massiv gestört. Und doch habe ich damals kaum etwas dagegen gemacht: Abgesehen von meinen regelmäßigen Maulwurf-Wochen, in denen ich auf Instagram untergetaucht bin oder dem wiederkehrenden Löschen und reumütigem Wieder-Installieren der Facebook-App ist diesbezüglich nicht viel passiert. Denn, klar, der Druck war nicht da. So sehr mich Facebook mit all seinen Fehlern, fehlendem Datenschutz, Sicherheitslücken, der teilweise asozialen Diskussionskultur und steigenden Werbekosten genervt hat: Es hat mich offensichtlich nicht genug genervt, als dass ich mal selbst zur Tat geschritten wäre und neue Werbe- oder Communityplattformen erkundet hätte. Ich hatte es zwar immer vor, aber ach, irgendwann. So wurde daraus der Irgendwahn. Ein bisschen so wie die Geschichte mit dem Frosch im Wasser, das immer heißer wird…

Jetzt erkenne ich also einen großen Vorteil von Mighty Networks: Mighty Networks ist eine Community- bzw. Kursplattform, aber kein Social Network. Ich kann dort also Gruppen für meine Kurse erstellen. Die Leute in meiner Gruppe können sich untereinander anschreiben und sich gegenseitig kommentieren. Sie können dort aber keinen eigenen Content veröffentlichen, der über unsere Gruppe hinaus sichtbar wäre. Und sie können nicht anderen Leuten in anderen Mighty-Networks-Gruppen folgen oder sehen, was sie dort schreiben. Die Aufmerksamkeit in unserer Mighty Networks Gruppe ist komplett auf The Content Society fokussiert. Dort geht es nur ums Bloggen. Wir können nicht abgelenkt werden von Katzenvideos, Urlaubsbildern, Nachrichten und Postings unserer Freunde, die sich in unseren Feed drängen und uns dazu verleiten sollen, bis in alle Ewigkeit weiterzuscrollen. Sobald wir die Information haben, die wir gesucht haben, sind wir wieder raus und können uns anderen Dingen widmen.

Facebook hingegen ist Social Network, Werbeplattform, Content-Plattform UND Community- bzw. Kurs-Plattform. Dieses All-in-One-Prinzip führt dazu, dass wir ständig auf Facebook abhängen und dass sich berufliches und persönliches so schnell vermischen können. Und letztendlich führt das auch dazu, dass wir irgendwann massiv davon genervt sind, uns von der Informationsflut überfordert fühlen und uns ständig mit anderen vergleichen, weil sie uns direkt vor die Nase gehalten werden. Gerade jetzt im Januar fühlen sich einige in meinem Umfeld von den Plänen, Mottos und Zielen ihrer Facebook-Freunde unter Druck gesetzt. Die Folge: Social Müdia und ein diffuses Gefühl von Unzufriedenheit.

Was ich anfangs als großen Nachteil empfunden habe, nämlich die Tatsache, dass die Leute Mighty Networks nicht ständig offen haben, so wie Facebook, und deshalb seltener kommentieren, entpuppt sich mit der Zeit als Vorteil. Wir gehen gezielt in die Gruppe rein, z. B. weil wir eine Frage haben oder weil wir gerne Feedback auf unseren Blogartikel hätten. Daraus kann gar kein „Casual Scrolling“ werden, weil es diese Inhalte auf Mighty Networks gar nicht gibt. Wie praktisch! Mighty Networks ist kein Social Network, sondern ein Intentional Network – das macht einen RIESENUNTERSCHIED!

Ein Learning: Jede Community ist unübersichtlich

Eine weitere Lektion, die ich während meiner Community-Entdeckungsreise gelernt habe, betrifft das Thema Übersicht und Struktur. Manche The-Content-Society-Mitglieder, die früher die (vermeintliche) Unordnung bei Facebook bemängelt haben, stellen fest, dass es in anderen Communities vielleicht anders, aber nicht unbedingt besser ist. Ich habe in den letzten Wochen gelernt: fehlende Übersicht hat nicht unbedingt etwas mit der Plattform zu tun, sondern ist oft die Folge davon, wenn viele Menschen zusammentreffen. Einer Community wohnt wohl immer etwas chaotisches inne, es scheint eine Art Naturgesetz zu sein. Einfach schon deshalb, weil so viele Leute daran teilhaben und ständig kommentieren, sich aufeinander beziehen, auch mal an der falschen Stelle kommentieren und damit für eine wuselige Interaktion sorgen. So ist dann z. B. immer das zuletzt kommentierte Posting ganz oben. Damit sieht die Community jetzt gerade anders aus, als in 5 Minuten, weil sich in der Zwischenzeit die Reihenfolge der Postings verändert. Das Wiederfinden unserer eigenen Kommentare („wo sind die Feedbacks im Feedback-Posting auf meinen Blogartikel?“) ist ein stetiges Ärgernis, egal auf welcher Plattform. Dass es dahingehend noch keine technische Lösung gibt, ist für mich ein Rätsel.

Ein Faktor, der jedoch sofort Übersicht in eine Gruppe bringt, ist: Ich erlaube nur Gruppenadmins bzw. -moderatoren das Posten in der Gruppe. Ansonsten würden wir in zig Postings, Umfragen und Aufrufen untergehen. Ich finde Gruppen, in denen alle posten dürfen, sehr unübersichtlich und chaotisch. Unsere Antwort auf die Frage „Darf jeder in meiner Community posten – ja oder nein?“ ist also höchst strategisch und hat große Auswirkungen auf das Miteinander, auf den Chaos-Faktor und auf die Interaktionsrate in unserer Community. Da sollten wir sehr genau abwägen, welchen Weg wir einschlagen wollen. Beides hat Vor- und Nachteile.

Ich habe nun also gelernt, dass es wohl normal ist, dass Leute beim ersten Blick verwirrt sind und nicht sofort alles finden – und dass ich als Community-Gastgeberin diese Verwirrung nicht auf null senken kann, egal, wie sehr ich versuche, für Ordnung und Struktur zu sorgen. Ein gewisses Einarbeiten der Community-Teilnehmer in die Struktur und Abläufe einer neuen Community ist zwingend notwendig, um eine Community zu verstehen und um ein konstruktives Mitglied darin sein zu können. Eine Community ist mehr als die Summe ihrer Postings. Ich als Community-Gastgeberin muss die Hemmschwellen senken, diese Community zu nutzen und die Hand ausstrecken und die Leute wieder reinholen, wenn sie „rausgefallen“ sind.

Und es braucht Übung. Gerade in den ersten Wochen auf Mighty Networks kam immer wieder das Feedback, dass jemand das Live-Video nicht findet oder dass der Ton nicht geht. Heute wissen die Leute genau, wo sie klicken müssen. Fun Fact: Ein Feedback wie „Ich komme nicht ins Live-Video rein“ hatten wir auch dutzendfach in unseren Facebook-Gruppen. Dieses Sich-Einruckeln und das Herausfinden aus einer Phase der Überforderung scheint also ein grundlegendes Community-Phänomen zu sein, das wohl nicht auf ein Tool, wie Mighty Networks oder Facebook beschränkt ist.

Ist Facebook als Community-Plattform zukunftssicher?

In den ersten Wochen hat sich für mich jeder Klick in Mighty Networks angefühlt, wie die Vertreibung aus dem Paradies. Alles war so anders, so umständlich, so komplex! Ich hatte ja 15 Jahre Vorsprung in der Facebook-Nutzung! Eine Umgewöhnung ist da echt hart, so als Facebook-Fangirl. Hinzu kam die emotional sehr anstrengende Unsicherheit mit der Facebook-Sperre und die juristische Auseinandersetzung mitten im Launch. Mein Start mit Mighty Networks war also nicht ideal. Und so war ich (und so manche TCS-Bloggerin) anfangs auch echt nicht begeistert. Andere hingegen fanden es auf Anhieb gut, dass die TCS-Community nicht mehr auf Facebook war. Es kamen Rückmeldungen, wie „ich war nur noch wegen The Content Society auf Facebook“ oder „ich habe nur wegen The Content Society mein Facebook-Profil reaktiviert. Aber eigentlich will ich gar nicht auf Facebook sein“. Und natürlich gab es auch immer wieder Leute, die nicht in The Content Society eingestiegen sind, weil sie Facebook ablehnen oder schlicht nicht (mehr) nutzen wollen. Und diese Gruppe wird immer größer.

Ich habe mich schon länger gefragt, wie ich damit umgehen soll: Wie sollte bzw. konnte ich die immer größer werdende Ich-habe-keine-Lust-auf-Facebook-Fraktion in meinen Blogkurs einbinden? Wie kann ich sicherstellen, dass die Leute sinnvoll an meinem Blogkurs teilnehmen können, auch wenn sie z. B. bei Facebook gesperrt werden und keinen Zugang mehr zu meiner Facebook-Gruppe haben? Ist Facebook als Community-Plattform für mich wirklich zukunftssicher?

Meine Facebook-Sperre hat meine lange, zögerliche Suche nach einer Lösung dramatisch abgekürzt.

Ist „raus aus Facebook“ ein Trend?

Ich bin nicht die Erste, die Facebook bzw. Instagram extrem kritisch gegenübersteht bzw. die Plattform verlässt. Vor mir sind schon andere diesen Weg gegangen, wie z. B. Alexandra Polunin, die ihre Beweggründe, FB zu verlassen, hier verbloggt hat: Breaking up with Facebook – Warum ich Facebook gelöscht habe, obwohl ich selbstständig bin. Sie hat FB schon vor einiger Zeit freiwillig verlassen.

Andere, wie Tim Gelhausen, sind schon seit dem Start ihres Onlinebusiness kaum aktiv auf Facebook und nutzen Facebook/Instagram rein als Werbeplattform. It’s not a Bug, it’s a Feature! Marketing-Guru Seth Godin nutzt Facebook nur zum Teilen seiner Blogartikel, wie man hier an seinem Profil erkennen kann. Aber er reagiert null auf Kommentare und hat auf seinem Blog auch die Kommentarfunktion ausgeschaltet, um sich nicht ablenken zu lassen (siehe Punkt 3 in diesem Blogartikel).

Ich sehe hier noch eine dritte Gruppe an Leuten, die Facebook den Rücken kehren: Die großen Facebook-Fans, die gesperrt oder sonstwie von der Plattform geworfen werden und Facebook/Instagram unfreiwillig verlassen. Tja, das fühlt sich ein bisschen unsouverän an, so nach dem Motto: Es war nicht meine eigene Entscheidung, ich wurde dazu gedrängt. Aber, nun gut, Veränderung kann man sich nicht immer aussuchen. Ich kann jetzt versuchen, meine Lehren daraus zu ziehen und das Beste daraus zu machen. In meinem Bekanntenkreis hat es jetzt schon einige getroffen, wie z. B. Samira Djidjeh: Wenn das Facebook-Konto plötzlich gesperrt ist. Ein anderes Beispiel ist Hubert Mayer, den ich aus der Stuttgarter Blogosphäre kenne und dem genau das Gleiche passiert, ist wie uns: #Facebooksperrt Bei Facebook gesperrt, was tun? Frage ich mich auch und biete Tipps zur Vorsorge. In meinem Online-Business-Umfeld gibt es mindestens 5 Frauen, die ebenfalls gesperrt wurden und mit Ach und Krach ihr Profil zurückbekommen haben. Wenn es in diesem Tempo bei Facebook weitergeht, werden in 3 Jahren ca. 50 % aller Facebook-User mindestens einmal gesperrt, gehackt, auf Lebenszeit gebannt worden sein. Und, wie wir gelernt haben: Wenn du dir keinen Anwalt nimmst, wird deine Sperre mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht aufgehoben! Der Platzhirsch entlässt seine größten Fans. Das hört sich nicht nach einem tragfähigen Geschäftsmodell für Meta an.

Ist Social Media für Selbständige Zeitverschwendung?

Seit geraumer Zeit beobachte ich, wie sich gut ausgebildete und erfahrene Experten auf Facebook abstrampeln und bei Instagram ihre paar-und-fünfzig Follower bespaßen, ohne nennenswerten Effekt. Die Followerzahl stagniert bei 200 bis 700. Neukunden haben sich auf diesem Weg noch nicht gemeldet. Und jedes Mal denke ich mir: Wenn sie diese Energie in ihren Blog, SEO und in ihre Liste investieren würden, wären sie 100 Schritte weiter. Wie viele Kunden gewinnen wir denn wirklich über Social Media, wenn wir Coach, Beraterin oder Expertin sind? Klar, wenn wir Schmuck oder Mode kreieren, wenn wir Fotografen, Künstler, Influencer oder Social-Media-Experten sind, können Instagram, Facebook, TikTok & Co. eine super Plattform sein. Wenn wir denn thematisch dort auf Resonanz stoßen (meine Schätzung: das schaffen von 100 Coaches/Experten nur 7 bis 10) und wenn wir diese Plattformen regelmäßig füttern! Und genau hier liegt der Knackpunkt:

  • Will ich täglich oder mehrfach pro Woche auf einer Plattform Inhalte posten, die nach einigen Tagen nicht mehr relevant sind?
  • Bin ich bereit, Zeit und Geld zu investieren, um das Level zu erreichen, das nötig ist, damit ich auf Social Media nennenswerte Erfolge erzielen kann? Dazu gehören z. B. Fotoshootings, das Kreieren von Werbeanzeigen, das ständige Optimieren der Funnels und laufende Content-Produktion. Auch wenn Social Media so mühelos scheint („ist ja nur ein Posting!“), bedeutet das viel Arbeit. Denn hochwertiger Content ist aufwendig!
  • Will ich Zeit investieren und mit meinem Content eine Plattform stärken, die gar nicht mir selbst gehört und die mich jederzeit unrechtmäßig sperren könnte? Und die diese Sperre nur mit juristischem Druck aufhebt? Was würde eine Sperre für mein Business bedeuten?

Fakt ist: Wenn ich nicht im Idealfall täglich auf Social Media poste, geht meine Reichweite in den Keller. Auf Social Media zählen aktuelle Inhalte und Inhalte, die schnelle Interaktionen triggern. Ständiges Posten ist notwendig, um sichtbar zu bleiben. Das ist ein ewiges Katz- und Mausspiel mit dem Algorithmus. Mir scheint, dass viele Leute einfach ewig Energie in Social Media investieren und nicht gegensteuern, obwohl nichts (oder kaum etwas) dabei rauskommt. Die schnellen Herzchen und Daumen-Hochs, die wir auf unsere Postings bekommen, sind so verlockend, dass wir den ausbleibenden Erfolg einfach ausblenden. Die Herzchen sind dann genug Erfolg. Und vielleicht bringt ja das nächste Posting, der nächste Social-Media-Kurs den Durchbruch!? Ein Jahr später hat sich allerdings immer noch nichts getan. Es ist ein ewiges Auf-der-Stelle-Treten.

Wie „social“ ist Social Media heute noch?

Ich habe die Vermutung, dass dieses Auf-der-Stelle-Treten neben den offensichtlichen Gründen auch noch einen weiteren Grund hat: Viele Menschen ignorieren das „Social“ in Social Media und nutzen Facebook als Akquise-Maschine. Ursprünglich ging es dort aber darum, mit Freunden und Familie in Kontakt zu bleiben. Es ging um Gespräche und Beziehungen, um das Teilen von spannenden Blogartikeln und darum, neue Menschen kennenzulernen. Die Ver-business-ierung von Social Media kann für einige funktionieren. Vor allem für die ersten, die eine neue Strategie ausprobieren, ist sie erfolgversprechend. Aber wenn dann zehntausende nachziehen und Facebook und Instagram fast nur noch als Marketingkanal benutzen, scrollen wir uns durch zig Postings, die sich wie Werbeanzeigen lesen. Ständig werden wir mit Angeboten zugeballert. Facebook hat schon reagiert und die Sichtbarkeit von Postings, die wir auf Facebook-Seiten machen, dramatisch reduziert. Was dazu geführt hat, dass die Leute ihre werblichen Inhalte auf ihren persönlichen Profilen posten. Was dann wiederum dazu führt, dass Facebook viele dieser Leute sperrt, weil Profile nicht für die hauptsächliche kommerzielle Nutzung gedacht sind. Tjaaaa… Das ewige Katz- und Mausspiel lässt grüßen. Es ist ein marketingtechnisches Aufrüsten.

Natürlich hat Facebook den größten Anteil an der Ver-business-ierung von Social Media, denn Facebook will Werbeeinnahmen erzielen. Das Monetarisieren von persönlichen Beziehungen ist aber so eine Sache… Als die Facebook-Fanseiten bzw. -Pages aufkamen und als Facebook-User ihre Reichweite plötzlich bezahlen mussten, kam das Gefüge von Social Media in Disbalance. Wie social können wir sein, wenn wir im Launch sind und wir unsere Launch-Liste füllen wollen? Oder wenn wir uns gerade selbständig gemacht haben und wir händeringend nach unseren ersten Kunden suchen? Dann liegt es ja nahe, dass wir auf unserem Facebook-Profil und auf unserer Business-Seite Content rund um unser Angebot posten. Das führt zu einer „Always-On-Mentalität“, wir sind ständig im Verkaufsmodus. Jeder Kontakt, jedes Gespräch, jeder Kommentar könnte ja ein potenzieller Lead sein! Und Facebook lässt sich das gut von uns bezahlen. Die Folge: Wir sind genervt, unsere Fans, Follower und Freunde sind genervt, alle sind genervt.

Wenn User einer Plattform genervt sind, benutzen sie sie nicht mehr so oft (Facebook hat 2022 zum ersten Mal tägliche Nutzer verloren). Dadurch sinkt der Nutzen der Plattform. Ich glaube, dass wir uns gerade an diesem Punkt befinden: Der globale Nutzen von Facebook, Instagram & Co. stagniert. Damit stagnieren auch die Umsätze dieser Plattformen (Facebook verzeichnet 2022 zum ersten Mal seit dem Börsengang einen Umsatzrückgang). Andere Plattformen wie TikTok wirken frischer, aktueller und jünger. Und wenn Facebook 11.000 Mitarbeiter bzw. 13 % der Belegschaft entlässt, wundert es mich nicht, dass versehentlich gesperrte User gegen digitale Wände laufen und einfach nie einen echten Facebook-Mitarbeiter zu Gesicht bekommen. Wenn diese gesperrten Nutzer zufällig zu denen gehören, die Werbeanzeigen geschaltet haben (so wie wir), bedeutet das einen weiteren Umsatzrückgang für Facebook. Facebook ist „too big to fail“. Aber gut, das haben wir Mitte der Nullerjahre auch von MySpace gedacht.

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Ein anderer sozialer Aspekt von Social-Media-Plattformen ist ja auch das Verhalten gegenüber den Usern. Und da muss ich aus eigener Erfahrung sagen: Facebook ist leider UNsocial Media.

Wie gehe ich in Zukunft mit Social Media um?

Solange ich Social Media just for Fun nutze, ist alles im grünen Bereich: Um die Weltreise meiner Eltern zu verfolgen. Um mit Freunden in Kontakt zu bleiben. Um mich während der Busfahrt berieseln zu lassen. Dafür ist Social Media super. Sobald ich aber Social Media für mein Business nutze, fällt die Kosten-Nutzen-Rechnung schnell negativ aus. Wenn ich sehr konsequent wäre, müsste ich Facebook und Instagram verlassen. Aber, hach, irgendwas hält mich zurück. Ist es die Erinnerung an gute Zeiten? Die Hoffnung, dass sich alles wieder einrenkt? An einigen Tagen juckt es mich in den Fingern, meine Profile einfach zu löschen. An anderen Tagen denke ich mir: Kein Facebook ist auch keine Lösung!

Ich bin mir sehr sicher, dass ich Meta weiterhin als Werbeplattform nutzen werde. Also z. B. um Werbeanzeigen für meine Blogartikel und Freebies zu schalten. Darüber hinaus werden wir dieses Jahr weitere Werbeplattformen erkunden, allen voran YouTube und Pinterest. Denn ich will nie wieder von einer einzigen Werbeplattform abhängig sein. In Zukunft werden wir hier klassische Risikostreuung machen.

Als Content-Plattform habe ich Facebook oder Instagram sowieso kaum genutzt. Außer meine „Wörter des Tages“, die ich auf Instagram poste, kreiere ich kaum originären Content auf Social Media – das passiert alles auf meinem Blog. Dennoch war das der große Zeitfresser: Alleine schon ein Karussellposting für Instagram zu erstellen, kann schon mal eine Stunde dauern. Reels sind ähnlich zeitaufwendig. Und jedes Mal, wenn ich gepostet habe, muss ich Kommentare beantworten. Wenn es mir zu viel wurde und ich nicht hinterherkam, hatte ich oft ein schlechtes Gewissen. Wie unnötig, mir von so etwas meine geistige Bandbreite auffressen zu lassen!

Und dann ist da noch die Frage der Community-Plattform: Was mache ich bei meiner nächsten Blog-Challenge? Soll sie in einer Facebook-Gruppe stattfinden? Oder in einer Mighty-Networks-Gruppe? Oder soll ich eine ganz neue Lösung finden und meine nächste Challenge erstmals ohne klassische Gruppe stattfinden lassen? Wird die Challenge dann implodieren? Denn meine Challenges leben von der intensiven Interaktion. Fragen über Fragen, auf die ich in den nächsten Monaten Antworten finden werde.

Eine Antwort ist definitiv: Nur Eigenes ist Wahres! Meine digitale Liebe, die nie enttäuscht wurde, ist mein Blog. Ich bin ein happy Blogger seit 2005, da gab es Facebook in Deutschland noch gar nicht :-D In Kombination mit meiner E-Mail-Liste und wer weiß, vielleicht demnächst ja auch (wieder) mit meinem Podcast, ergibt das ein unschlagbares Content-Imperium. Social Media kann dann ein zusätzliches Tool sein, um das Ganze zu unterstützen. Vielleicht gehe ich hier den Seth-Godin-Weg: Das Teilen der Blogartikel automatisieren und Kommentare ignorieren. Aber puh, ob ich das wirklich übers Herz bringe? Vielleicht werde ich mich beim Posten auf Social Media wieder darauf besinnen, was es ursprünglich für mich war: Eine kreative Spielwiese, auf der ich Inspiration finde. Eine Plattform, auf der ich meine Blogartikel teilen kann. Ein Tool, um in Verbindung zu bleiben. Ohne großartigen Business-Anspruch. Und dann steht da auch die Möglichkeit im Raum, dass ich mich komplett von Social Media verabschiede. Noch im Oktober 2022 hätte ich nicht gedacht, dass dieses Gedankenexperiment, dem ich mich früher aus Spaß hingegeben habe, so schnell so konkrete Züge annehmen könnte.

Ich habe also noch nicht DEN WEG gefunden. Die Plattformfragen sind im Fluss. Genauso wie die Frage: Fa(r)cebook – quo vadis?