Gerade Blog-Anfänger fragen sich, ob sie Kommentare auf ihrem Blog zulassen sollten oder nicht. Denn Kommentare bedeuten Aufwand, dem gerade am Anfang oft kein großer Nutzen gegenübersteht: wenn Blogger starten, stellen sie oft fest, dass kaum jemand auf ihrem Blog kommentiert. Das kommt erst mit der Zeit – und diese Sauregurkenzeit hält nicht jeder durch. Manche Blogger machen eine fatale Rechnung auf: Null Kommentare → Mein Blog interessiert wohl niemanden. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen: Das stimmt nicht! Meine besten Blogartikel haben null (oder wenige) Kommentare – und dennoch werde ich häufig auf sie angesprochen!

5 Gründe, um Kommentare auf dem Blog nicht zuzulassen:

  1. Es wird sowieso kaum auf dem Blog kommentiert. Die Diskussionen wandern in Social Media ab: am meisten wird bei Facebook und LinkedIn kommentiert. Und ein Blog, unter dem nicht kommentiert wird, ist ja auch irgendwie traurig.
  2. Spam & Co: Der Aufwand, die Kommentare sauber zu halten, übersteigt den Nutzen. Es gibt klassische Spam- und Gaga-Kommentare, die die Kommentarfunktion unter unseren Blogs unschön vollstopfen können. Trolle und Hater hinterlassen auch gerne ihren digitalen Schmierfilm. Das ist schon anstrengend genug. Noch problematischer wird es bei rechtswidrigen Kommentaren – wir als Betreiber unseres Blogs können für solche Kommentare ggfs. haften. Und dann gibt es noch die Kommentare in der Grauzone: Kommentare, die mit unserem Blogartikel nicht wirklich viel zu tun haben und nur hinterlassen wurden, um einen Link zu ihrer eigenen Webseite zu setzen. All das führt zu Kommentar-Stress, dem gerade unerfahrene Blogger hilflos ausgeliefert sind. Die einfachste Lösung heißt da oft: Kommentare abschalten!
  3. Kommentare lenken uns als Blogbetreiber ab und fressen unsere Energie. Kommentare müssen beantwortet und moderiert werden, manchmal müssen wir auch Leute sperren. Und wenn wir Kommentare moderieren, müssen wir das regelmäßig (am besten täglich) machen. Denn einen Kommentar erst zwei Wochen später freizuschalten, ist ziemlich uncool. Ab einer gewissen Größe unseres Blogs ist das Moderieren der Kommentare ein Teilzeitjob. Seth Godin z. B. lässt keine Kommentare auf seinem Blog zu – eines der Gründe, warum er so ein produktiver Blogger ist (siehe Lesson #3).
  4. Du schreibst über kontroverse Themen und möchtest Hatern und Spinnern auf deinem Blog keine Bühne bieten. Ich kenne Frauen, die regelmäßig über feministische Themen schreiben und irgendwann die Schnauze von den Maskulisten vollhatten, die immer wieder hasserfüllte Kommentare auf ihren Blogs hinterlassen haben. Mit womöglich negativen und hasserfüllten Kommentaren möchtest du dich, wenn überhaupt, dann auf Facebook auseinandersetzen, wo du dich nicht so alleine fühlst, wie auf deinem Blog.
  5. DSGVO, Avatare, Datensparsamkeit, Datenschutzerklärung, erhöhte Ladezeit deiner Webseite usw. Mit dem Kommentieren kommen auch technische Fragestellungen auf – für viele ist diese Herausforderung zu groß und die Möglichkeit einer (wenn auch unwahrscheinlichen) Abmahnung wegen DSGVO-Verstößen wirkt einschüchternd. Fun Fact: Obwohl die DSGVO gar nicht auf Blogger abgezielt hat, war sie DER Grund für das Blogsterben seit dem Sommer 2018.

5 Gründe, Kommentare auf dem Blog doch zuzulassen:

  1. Kommentare zuzulassen, sendet ein Signal: Ich bin offen für eine Diskussion. Alleine das ist schon eine starke Botschaft und macht uns als Expertenmarken nahbar und sympathischer. Zudem ist ein Blog ohne Kommentarmöglichkeit für viele kein „richtiges“ Blog.
  2. Kommentare auf dem Blog sind sehr wertvoll! Die Hemmschwelle, einen Kommentar auf einem Blog zu hinterlassen, ist höher als auf Social Media. Das Ergebnis: aus Blog-Kommentaren ergeben sich oft viel intensivere Beziehungen als aus Facebook-Kommentaren und z. B. auch Kooperationen. Und: Kommentare unter einem Blogartikel sind auch Jahre später noch relevant – die Kommentare unter einem Facebookposting, in dem der jeweilige Blogartikel nur verlinkt wurde, hingegen nicht mehr. Über längere Zeit betrachtet, kommen die meisten unserer Leser über Suchmaschinen und z. B. Pinterest auf unseren Blog und eben nicht über Facebook, LinkedIn und Co. Und für diese Besucher ist es egal, was irgendwann vor Ewigkeiten unter einem Facebook-Posting kommentiert wurde, diese Kommentare in Social Media sind auf einem Blog nicht sichtbar. Es zählt nur, was auf der Seite des jeweiligen Blogartikels zu sehen ist.
  3. SEO: Google honoriert es, wenn du Kommentare auf deinem Blog hast. Stichwort „Nutzersignale“: Wie lange bleibt ein Nutzer auf der Seite und klickt er gleich wieder zum Google-Suchergebnis zurück? Das sind mittlerweile wichtige Rankingfaktoren bei der Suchmaschinenoptimierung. Kommentare erhöhen die Dauer, die jemand auf deiner Webseite verbringt, denn bei deinen Blogartikeln gibt es mehr zu lesen. Und: Auch der Text in den Kommentaren wird von Suchmaschinen ausgelesen. Ich erlebe das immer wieder, dass ich etwas google und die Antwort finde ich in den Kommentaren unter einem Blogartikel :-D Bonus-Grund: Kommentare zuzulassen bedeutet in den meisten Fällen auch: Pingbacks zuzulassen. So sehen deine Leser gleich, wo dein Blogartikel schon erwähnt wurde: eine Möglichkeit mehr für deine Leser, sich durchzuklicken, in dein Thema zu vertiefen und eben nicht sofort zur Google-Ergebnisseite zurückzuklicken.
  4. Kommentare halten deine Blogartikel aktuell: Es passiert immer wieder, dass unsere Leser unter einem uralten Blogartikel (also einem Blogartikel, der vor über einem Jahr veröffentlicht wurde), Kommentare hinterlassen. Das führt immer wieder zu Aktivität unter unseren Blogartikeln, die für unsere Leser super interessant sind. Auch die Suchmaschinen finden das super und ranken diese immer wieder kommentierten Blogartikel besser.
  5. Das Etablieren einer lebendigen Kommentar-Kultur auf unserem Blog macht uns unabhängig von Facebook & Co. Immer wieder höre ich von Facebook-Nutzern, bei denen Facebook einfach das Profil gesperrt oder die Gruppe zugemacht hat. Oder dass Facebook die Algorithmen ändert und unsere Blogartikel unseren Fans auf Facebook kaum noch ausgespielt werden. Das kann uns auf unserem Blog nicht passieren, denn unsere Leser, zu denen wir u. a. durch die Kommentarfunktion eine starke Verbindung aufgebaut haben, haben unseren Blog oft abonniert (per RSS-Reader oder Mail) oder schlicht den Link zu unserer Webseite abgespeichert. Wenn wir den Fokus mehr auf unseren Blog, SEO und unsere eigenen Plattformen wie z. B. unseren Newsletter richten, werden wir von Änderungen bei Facebook und Konsorten nicht so stark getroffen wie andere Blogger, die einen Großteil ihres Traffics durch Social Media bekommen.

Und der ultimative Bonusgrund: Kommentare machen Spaß!

Warum ich Kommentare auf meinem Blog zulasse

Ich bin ganz klar pro Kommentarfunktion – auch wenn Kommentare manchmal anstrengend sein können. Es gab Zeiten, da habe ich morgens erst mal 15 Minuten lang Spam-Kommentare gelöscht. Aber klar: Ich hatte auch keinen guten Spam-Filter installiert, das war also quasi selbst verschuldet :-D

Ich bin der Meinung, dass wir als Blogger mit der Kommentarfunktion eine klare Botschaft nach außen tragen: Wir stellen uns der Diskussion. Diese Botschaft wirkt auch, wenn nicht/kaum auf unserem Blog kommentiert wird.

Kommentare kommen mit der Zeit. Wenn wir am Bloggen dranbleiben und es schaffen, eine treue Leserschaft aufzubauen, werden auch die Kommentare folgen. Zudem bin ich davon überzeugt, dass Facebook irgendwann nicht mehr diese dominante Stellung haben und eines Tages nicht mehr dieser Kommentar-Staubsauger sein wird. Als ich 2005 mit dem Bloggen angefangen habe, gab es noch eine ganz andere Kommentarkultur: Damals wurde sehr viel kommentiert (klar, Facebook war damals noch nicht so dominant wie heute und auf MySpace oder StudiVZ war Blog-Content nicht so relevant). Und ich habe das Gefühl, dass diese Kommentarkultur eines Tages wieder erstarken wird. So wie wir derzeit eine zweite Blog-Blüte erleben, wird (hoffentlich) auch die Kommentarkultur wieder erblühen. Auch wir können unseren Teil dazu beitragen und andere Blogartikel nicht immer nur auf Facebook liken oder kommentieren, sondern auf dem jeweiligen Blog in den Austausch gehen.

Es ist Fluch und Segen zugleich, dass die Hemmschwelle, einen Kommentar auf einem Blog zu hinterlassen, so viel höher ist als z. B. auf Facebook oder LinkedIn. Ich sehe das als Chance: Blogs, die es schaffen, eine Kommentarkultur zu etablieren, werden die Content-Gewinner der nächsten Jahre sein. Das bedeutet im Gegenzug für uns als Businessblogger: Wir müssen Blogartikel schreiben, die es auch wert sind, kommentiert zu werden. Normale Anleitungen, How-Tos und Checklisten werden oft nicht kommentiert. Warum auch? Da ist Zustimmung garantiert und es gibt oft nichts hinzuzufügen. Bei Meinungsartikeln sieht die Sache schon ganz anders aus: Die werden viel mehr kommentiert. Kommentiert wird auch wenn wir z. B. Trends (kritisch) beleuchten, wenn wir eigene Erfahrungen und Misserfolge teilen, wenn wir über unbequeme Themen sprechen und wenn wir das Themenkorsett des gängigen Businessbloggens sprengen.

Ein Kommentar ist der Versuch unserer Leser, mit uns ins Gespräch zu kommen. Wir als Blogger müssen hier den ersten Schritt machen und dieses Gespräch überhaupt erst ermöglichen: Indem wir die Kommentarfunktion zulassen und uns trauen, über Themen zu bloggen, die auch wirklich Kommentar-Potential haben.

Den Stress aus Kommentaren rausnehmen: so mache ich es!

  1. Installiere einen guten Spam-Filter. Ich nutze Antispam Bee.
  2. Wenn der Spam wieder zunimmt, stelle ich die Kommentare so ein, dass ich Kommentare von Leuten, die zum ersten Mal bei mir kommentieren, erst mal manuell freischalten muss. Das machst du bei WordPress unter Einstellungen → Diskussion. Und dann bei „Bevor ein Kommentar erscheint“ das Häkchen bei „muss der Autor bereits einen freigegebenen Kommentar geschrieben haben.“ setzen. Das nimmt schon mal eine Menge Kommentar-Stress.
  3. Ich habe eine Kommentar-Sperrliste mit typischen Spam-Worten wie escort, gambling und handjob. Diese Sperrliste war anfangs ein bisschen streng eingestellt, so dass viele Leute bei meiner Jahresrückblick-Blogparade nicht kommentieren konnten ;-) Das haben wir dann schnell geändert, als Blogger lernt man ja ständig dazu :-D