Das Thema Feedback ist regelmäßig Thema in The Content Society. Deshalb hier mein persönlicher Guide für gutes und substantiell wertvolles Feedback. Bevor wir loslegen, zwei Dinge:

Erstens: Hier geht es um nicht-öffentliches Feedback. Also um Feedback, das wir uns gegenseitig in der geschlossenen Facebook-Gruppe von The Content Society geben. Feedback ist damit etwas anderes als Kommentare, denn Kommentare sind öffentlich.

Zweitens: Gutes Feedback zu geben, ist Übungssache. Du musst andere Blogartikel in The Content Society (oder z. B. in deinem Freundeskreis) nicht so im Detail feedbacken, wie ich es hier beschreibe. Wichtig ist jedoch, dass wir beim Geben von Feedback auf Substanz achten. Ein „Danke, habe ich gerne gelesen“ ist zwar schön (und wichtig!), aber es bringt unseren Blogartikel nicht so stark voran, wie ein gutes, fundiertes Feedback mit konkreten Verbesserungsvorschlägen.

Und damit wären wir auch schon beim Thema! ;-)

So gehe ich bei meinen Feedbacks auf Blogartikel in The Content Society vor:

1. Der Link zum Blogartikel in der Facebook-Gruppe

Ich sehe euren Blogartikel als Link in der Facebook-Gruppe. Oft sehe ich hier also schon das Beitragsbild und den Titel eures Blogartikels. Ich frage mich natürlich: Würde ich diesen Link in der „freien Wildbahn“ auch anklicken? Sprechen mich die Headline und das Bild an? Wenn mich hier schon etwas irritiert, weiß ich, dass ich es später in meinem Feedback thematisieren werde.

2. Der Gesamteindruck „above the Fold“

Ich habe dann geklickt und bin auf eurem Blogartikel. Mal mobil, mal am Desktop. Für den Feedback-Friday gehe ich immer am Desktop auf eure Blogartikel. Das erste, das ich wahrnehme: Wie ist der Gesamteindruck above the Fold? Also von dem Bereich, den ich ganz oben auf eurem Blogartikel sehe, bevor ich nach unten scrolle. Das kann alles mögliche sein und hier kommt die Erfahrung ins Spiel: Ich kann hier nicht alles auflisten, was zum Gesamteindruck zählt, aber hier ein paar Dinge, die immer wieder vorkommen:
  • Sehe ich hier schon die Headline oder ist oben alles voll mit Header und Beitragsbild?
  • Beitragsbilder im Hochformat, die man erst mal „wegscrollen“ muss, kommen oft vor.
  • Wie ist die Schrift? Ich persönlich mag keine Hand- und Schnörkelschriften in Blogartikeln, ich finde sie schwer zu lesen.
  • Ist der Header insgesamt zu groß und aufgeblasen?
  • Ist die Schriftgröße gut lesbar?
  • Wie breit läuft die Schrift? Denn manchmal läuft die Schrift vom linken bis zum rechten Bildschirmrand, das ist natürlich eher uncool für die Leser:innen.

3. Die Headline des Blogartikels.

Um zu wissen, ob die Headline gut ist, muss ich zuerst den Blogartikel gelesen haben. Erst dann weiß ich, ob die Headline eine gute Zusammenfassung ist und ob sie das Thema (und damit das Keyword/die Keyphrase) aufgreift. Wenn die Headline besser sein könnte, gebe ich gleich konkrete Vorschläge, damit es der Feedback-Nehmerin leichter fällt, ihren Blogartikel zu überarbeiten.

4. Die Struktur des Blogartikels

Struktur ist ein vielschichtiges Thema. Hier einige Dinge, auf die ich achte:
  • Sind die Größen der Headline und der Zwischenüberschriften absteigend sortiert? Oft sehe ich z. B. dass die Headline kleiner ist als die H2.
  • Sind die Zwischenüberschriften der Größen H2 und H3 als solche erkennbar?
  • Erfassen die Zwischenüberschriften sinnvoll, um was es in den Absätzen geht?
  • Gibt es genug Zwischenüberschriften (oder gar zu viele)? Hier helfen SEO-Tools wie Yoast, die checken u. a. genau diesen Punkt.
  • Ist die Schriftgröße in Ordnung?
  • Haben die Bilder Bildunterschriften in einer gut lesbaren Größe?
  • Wenn in der Headline z. B. x Schritte angekündigt werden: Sind es dann tatsächlich auch x Schritte?
  • Gibt es eine Inhaltsangabe und ist sie sauber aufgebaut? Also nicht z. B. mit einem übergeordneten Punkt, der nur einen Unterpunkt hat.

5. Der Inhalt des Blogartikels

Nach der Struktur tauche ich in den Inhalt ein.
  • Wenn der Blogartikel ein Expertenartikel ist: „Fasert“ der Blogartikel gegen Ende aus, weil er das Thema „verliert“?
  • Kommt er gleich zum Thema oder muss ich mich erst durch eine unnötig lange Einleitung lesen? Das ist besonders wichtig bei Anleitungen und Listicles.
  • Sind die Zwischenüberschriften aussagekräftig?
  • Wenn die Headline als Frage gestellt wurde: Beantwortet der Blogartikel die Frage, die in der Headline gestellt wurde?
  • Ist der Blogartikel zu komplex und sollte er nicht lieber in 2 Blogartikel aufgeteilt werden?
  • Wenn es ein persönlicher Artikel ist: Liest er sich gut und flüssig?
  • Würde ich den Artikel in „freier Wildbahn“ bis zum Ende durchlesen und wenn nein, warum nicht?

6. CTA und Footer

Ich bin jetzt ganz unten im Blogartikel angekommen. Und auch hier gibt es vieles, auf das ich schaue:
  • Gibt es einen guten CTA (CTA bedeutet „Call to Action“ und steht für eine Handlungsaufforderung)? Nicht jeder Blogartikel braucht einen CTA, aber gerade bei Expertenartikeln bietet es sich oft an, am Ende des Blogartikels einen CTA zu setzen.
  • Und da ich schon mal ganz unten angekommen bin, schaue ich mir auch gleich den Footer an: Ist er kurz und knackig oder aufgeblasen?
  • Wenn Links im Footer aufgeführt sind: Sind diese auch klickbar?
  • Sind das Impressum und die Datenschutzerklärung irgendwo verlinkt?

7. Das Beitragsbild und Bilder

  • Wenn es ein persönlicher Blogartikel ist: Passt das Beitragsbild? Also ist es auch persönlich?
  • Wenn es ein Expertenartikel ist: Ist das Beitragsbild aussagekräftig oder „just another boring Stockphoto“?
  • Und überhaupt, die Bilder: Wenn es Bilder im Blogartikel gibt, haben die einen Sinn oder sind sie nur Dekobilder?
  • Sind die Bilder alle im gleichen Format (also z. B. in der gleichen Breite)? Oft sehe ich zu kleine Bilder, die man am Desktop kaum erkennt, das finde ich schade! Oder sind die Bilder viel zu groß und blähen den Blogartikel auf?

8. Kategorie

Ist der Blogartikel in einer „sauberen“ Kategorie oder steckt er in „Allgemeines“? Ist er in zu vielen Kategorien? Gibt es einen Kategorien-Wildwuchs mit „verwaisten“ Kategorien?

9. Autorenbox

Wenn es eine Autorenbox gibt: Ist sie sinnvoll gefüllt? Ist der Text gut oder generisch? Ist da ein schönes Bild von der Autorin?

10. Alles weitere und Basics

Und dann: Alles weitere, das mir auffällt, das ich hier nicht einzeln haarklein auflisten kann, weil es so stark auf den einzelnen Blogartikel ankommt:
  • Wird im Blogartikel mal geduzt und gesiezt? Wird der Leser mal im Singular und mal im Plural angesprochen?
  • Sind Links gleich als solche erkennbar?
  • Springt die Schriftgröße, Schriftart und Schriftfarbe aus unerklärlichen Gründen?
  • Stolpere ich über irgendwas beim Lesen? Gibt es Momente der Irritation, z. B. durch zu große Absätze oder plumpe CTAs?
  • Wie lautet die URL des Blogartikels? Ist es ein sprechender Link oder irgendeine seltsame Zahlenkombination?
  • Wie lautet die Domain der Webseite? Hier spreche ich regelmäßig an, dass ich empfehle, den eigenen Vor- und Nachnamen als Domain zu wählen, weil alles andere oft nicht zukunftssicher ist. Alle, die in TCS ihre Domain auf ihren Namen gewechselt haben, wissen, was ich meine ;-)

Das Geben von gutem Feedback ist reine Übungssache!

So, das ist jetzt natürlich ganz schön viel auf den ersten Blick. Ich mache das mittlerweile intuitiv. Ich habe also keine Liste, die ich abarbeite, wenn ich in The Content Society Feedback gebe, sondern ich sehe sofort, was nicht passt. Das ist reine Übungssache :-) Trotz dieser eindrucksvollen Liste, entgeht mir auch oft etwas oder ich habe einfach eine andere Sichtweise und Perspektive auf die Themen, die in The Content Society verbloggt werden. Und genau deshalb bin ich so froh, dass wir uns in The Content Society alle gegenseitig Feedback geben: 4 Augen sehen mehr als 2. Insgesamt sind wir in The Content Society aktuell über 260 Augen :-D

Noch ein paar grundsätzliche Dinge, die ich beim Geben von Feedback beherzige:

Ich weiß, dass es manchmal schwer sein kann, substantielles Feedback anzunehmen. Als Texterin weiß ich, wie einen das treffen kann, wenn das eigene Textbaby kritisiert wird. Ich hoffe, ich gebe Feedback so, dass die Bloggerinnen aus TCS es gut annehmen und umsetzen könnten. Ich will nicht die Gefühle der Bloggerinnen verletzen, sondern, ganz im Gegenteil, die Blogartikel auf der Superskala nach oben katapultieren, für mehr Blog-Glücksgefühle :-)

Seid wertschätzend und habt keine Angst, Gefühle zu verletzen!

Wenn ich gleich above the Fold vieles zum Optimieren finde, thematisiere ich erst mal das und gehe nicht sehr viel weiter ins Detail, denn dann wird es ein zu langes und intensives Feedback. Ich achte darauf, dass meine Feedbacks 10 Minuten pro Video nicht überschreiten. Für die Teilnehmerinnen in TCS heißt das: Habt keine Sorge beim Geben von Feedback, Gefühle zu verletzen, denn erst durch gutes Feedback können wir uns weiterentwickeln! Seid wertschätzend beim Geben von Feedback – denn DAS macht den großen Unterschied bei eurem Gegenüber! Und seid wertschätzend beim Nehmen von Feedback, indem ihr es einarbeitet. Denn das macht eure Blogartikel besser! Zugleich honoriert ihr damit den Aufwand eurer Feedback-Geberin.

Beim Feedback vom Groben ins Feine gehen!

Wichtig ist, beim Feedback vom Groben ins Feine zu gehen. Wenn ich sehr viel strukturelles Feedback habe, konzentriere ich mich erst mal darauf. Denn die allermeisten Leser:innen springen wegen einer schlechten Struktur ab. Also weil der Blogartikel vom Design her schlecht lesbar ist – und NICHT, weil der Blogartikel schlecht wäre! Auch in meiner Feedback-Reihenfolge oben seht ihr, dass Struktur VOR Inhalt kommt. Das Gute ist: die Struktur und das Design müssen wir nur einmal anlegen, dann gilt das global für alle Blogartikel :-)

Neu-Bloggerinnen besonders behutsam feedbacken!

Auch müssen wir darauf achten, dass wir Neu-Bloggerinnen behutsamer feedbacken als erfahrene Bloggerinnen. Denn ein sehr langes, ausführliches Feedback kann am Anfang den Blogmotor komplett abwürgen. So nach dem Motto: Oh Gott, was ich alles falsch gemacht habe!!1!
Frisch gebackene Bloggerinnen erhalten also extra viel Zuspruch. Zudem beschränke ich anfangs mein Feedback bei Neu-Bloggerinnen eher auf den strukturellen Teil, denn das sind Dinge, die wir leicht umsetzen können und die sofort einen großen positiven Effekt haben. Dadurch fühlen sich Neu-Bloggerinnen besonders wirksam und das ist gut für ihre Blog-Motivation. Nach und nach gehen wir dann auch den inhaltlichen Teil der Blogartikel an. Ein Feedback-Schritt nach dem anderen :-)

Konkrete Verbesserungsvorschläge machen das Feedback besonders wertvoll!

Mir ist es wichtig, dass wir Feedback so geben, dass wir auch gleich Verbesserungsvorschläge präsentieren, die leicht umsetzbar sind. Deshalb nenne ich in meinen Feedbacks z. B. auch immer gleich Ideen für eine bessere Headline oder für aussagekräftige Zwischenüberschriften. Wenn ihr Feedback gebt, lasst die Leute nicht raten, wie es besser gehen könnte, sondern werdet konkret und gebt gleich Vorschläge :-)

Feedback ist ein Geben und Nehmen!

Wenn du (mehr) Feedback auf deine Blogartikel haben willst, ist mein Tipp: Gib zuerst Feedback, dann bekommst du auch eher welches! Werde sichtbar in der Gruppe als Feedbackerin, denn dann steigt die Wahrscheinlichkeit, dass du auch Feedback auf deine eigenen Blogartikel bekommst. Dieser Grundsatz gilt übrigens auch beim öffentlich sichtbaren Kommentieren von Blogartikeln. Viele Blogger beklagen, dass sie keine Kommentare bekommen. Dabei kommentieren sie selbst oft keine anderen Blogartikel! Es ist ein Geben und Nehmen – in genau dieser Reihenfolge ;-) Wenn du also mal in einer Woche nicht zum Bloggen kommst, dann schau doch einfach, ob du es schaffst, ein oder zwei substantiell wertvolle Feedbacks zu geben. Das schult auch ganz nebenbei deine eigene Schreibe, auch wenn du in der jeweiligen Woche nicht aktiv bloggst ;-)

Das 2-für-1-Feedback-Prinzip in The Content Society

Last but not least: In The Content Society gilt die Abmachung, dass wir auf jeden Blogartikel, den wir pro Woche in die Feedback-Runde eingeben, zwei substantiell wertvolle Feedbacks auf andere Blogartikel geben. Dieses 2-für-1-Feedback-Prinzip ist wichtig: Indem wir lernen, gutes Feedback zu geben, werden wir zu besseren Bloggerinnen. Auch das gehört zum Prinzip The Content Society: Wir lernen nicht nur durch das Bloggen an sich, sondern auch durch das aktive Feedbacken und Kommentieren 😎❤️