Dies ist ein Gastartikel von Jacqueline Knopp: Hochsensible Scanner-Persönlichkeit, Content-Creator, Autorin und Online-Unternehmerin. Wir haben also viele Gemeinsamkeiten! Digital kennen wir uns schon seit einigen Jahren, im Februar 2021 war ich zu Gast in ihrem Podcast „Hochsensibel & stark“. Im März 2023 erscheint das Buch „Her mit den Reizen! Oder: Warum hochsensible Multitalente Reize in ihrem Leben brauchen, um glücklich zu sein„, das Jacqueline aus dem Niederländischen übersetzt hat.

Früher war ich lange selbst auf der Suche, nach der EINEN Sache, die mich glücklich macht. Ich war überzeugt, dass es diese EINE Sache für mich – wie für scheinbar alle anderen Menschen auch – gibt und ich sie nur noch nicht gefunden habe. Ich dachte, wenn ich sie finde, bleibe ich für immer dabei und bin total glücklich. Außerdem dachte ich, dass ich nach außen lieber tough und unabhängig wirken sollte, anstatt Gefühle zu zeigen. Ich war der Ansicht, dass meine Hochsensibilität eine Schwäche sei, die ich nicht zeigen dürfe.

Ich habe oft Ja gesagt, wenn ich ein Nein gefühlt habe. Meine Bedürfnisse und Gefühle waren oft unverständlich für mich. Ich habe gedacht, dass mich andere Menschen nicht (mehr) mögen, wenn ich nicht immer mein Bestes gebe und versuche, es allen anderen irgendwie recht zu machen. Dazu gehörte z.B. auch Projekte durchzuziehen und Termine und Verpflichtungen nicht abzusagen, egal wie es mir gerade ging.

Durch verschiedene berufliche Stationen habe ich gemerkt, was ich nicht will und ich habe immer mehr verstanden, wie ich eigentlich ticke und was ich brauche. Ich habe mich viel mit dem Thema persönliche Entwicklung beschäftigt und mir eines Tages eingestanden, wer ich wirklich bin: ein hochsensibles Multitalent! Ich habe diesen Wesenszug angenommen, indem ich z.B. angefangen habe, mehrere Projekte und Jobs gleichzeitig zu machen, denn das macht mich glücklich. Ich habe erkannt, dass es nicht den EINEN Beruf für mich gibt, bei dem ich immer dabeibleiben werde und der mich vollkommen erfüllen wird.

Ich habe gelernt, Nein zu sagen, wenn ich ein Nein fühle. Heute kenne ich meine Bedürfnisse insgesamt sehr gut und sorge gut für mich. Ich liebe alle meine Facetten und Interessen und weiß daher aus eigener Erfahrung, wie wertvoll gerade das Bloggen für hochsensible Menschen ist. Und genau darüber möchte ich dir in diesem Blogartikel mehr erzählen!

Was sind überhaupt hochsensible Multitalente?

Hochsensible Multitalente (auch Scanner Persönlichkeiten oder High Sensation Seeker genannt) sind Menschen, die auf der einen Seite eine sehr feine Wahrnehmung für Reize über die verschiedenen Sinneskanäle (wie Hören, Sehen, Fühlen (Gefühle und haptisch), Riechen) haben, emphatisch sind und Eindrücke tiefgehend verarbeiten. Das ist ihre hochsensible Seite.

Auf der anderen Seite wünschen sie sich als Multitalente manchmal Reize in ihrem Leben und brauchen diese unbedingt, um glücklich zu sein. Die Reize können dabei ganz unterschiedlich aussehen. Eine Person wünscht sich vielleicht neues Wissen
aufzusaugen, eine andere in eine fremde Stadt und Kultur einzutauchen und wieder eine dritte Person möchte gerne ein Abenteuer erleben, das ihr einen richtigen Adrenalinkick gibt.

5 Gründe, warum das Bloggen gerade für Hochsensible besonders hilfreich ist

1. Toller Nebeneffekt für Scanner-Persönlichkeiten: Das Bloggen bringt Klarheit!

Multitalente haben unterschiedliche Interessen, für die sie sich begeistern und sie wollen sich auf keinen Fall nur für eine Sache entscheiden. Bei vielen Interessen kann gerade in der Selbstständigkeit manchmal die Klarheit fehlen: Was ist jetzt ganz genau mein Thema? Auf welche Zielgruppe fokussiere ich mich? Dabei ist es gerade am Anfang normal, dass diese Klarheit noch nicht vorhanden ist, du deine Zielgruppe (noch besser) kennenlernst und Stück für Stück eine bessere Positionierung findest.

Was dabei allerdings hilft, Klarheit zu finden: regelmäßig zu schreiben. Dadurch hast du mehrere Vorteile: Du merkst, für welche Themen du wirklich brennst, worüber du gerne schreibst und wozu du viel zu sagen hast. Du findest heraus, welche Menschen deinen Blog lesen und wozu du vielleicht besonders viel Resonanz oder viele Nachfragen bekommst. Und indem du anderen etwas erklärt oder ein Erlebnis teilst, wird es für dich selbst nochmal übersichtlicher, du denkst anders darüber nach und nimmst einen anderen, kund:innen- zentrierten Blickwinkel ein. Fragen, die du dir dann vielleicht stellst sind: Was ist hilfreich für den/die Leserin? Was kann ich wie teilen und erklären?

2. Positionierung und Fokus für deine Selbstständigkeit

Während du mehr und mehr Blogartikel schreibst und veröffentlichst, positionierst du dich auch automatisch, da du mehr Klarheit hast und dich mehr auf ein Thema fokussierst. Ein toller Nebeneffekt ist, dass du auch dank dieser Blogartikel von interessierten Menschen gefunden werden kannst. Du betreibst also SEO (Suchmaschinenoptimierung), da du rund um dein Thema Blogartikel veröffentlichst und Schlagworte nutzt, unter denen andere dich und deine Artikel finden können, wenn sie Suchmaschinen benutzen.

Eine weitere Herausforderung von hochsensiblen Multitalenten, die eine vollberufliche oder nebenberufliche Selbstständigkeit im Sinn haben, ist, dass sie oft nicht ins Machen kommen. Sie schmieden viele Pläne, recherchieren viel und haben viele Ideen. Aber sie fangen nicht an.

3. Wichtig für Hochsensible: Weniger grübeln, mehr machen!

Wenn du regelmäßig Blogartikel veröffentlichst (egal wie unperfekt sie sein mögen), kommst du ins Machen. Statt weiter über etwas nachzugrübeln, fängst du an und wirst mit der Zeit besser. Es gibt nie den perfekten Zeitpunkt, anzufangen. Du musst nicht bestimmte Dinge erst absolvieren, recherchieren oder planen, um anzufangen. Der perfekte Zeitpunkt ist jetzt.

Wenn du anfängst zu schreiben und deine Blogartikel mit der Welt zu teilen, kannst du zudem Selbstwirksamkeit erfahren (dein Handeln hat einen Impact in der Welt), weil dich bestimmt irgendwann Menschen auf deine Themen oder einen bestimmten Artikel ansprechen werden und du merkst, dass du Menschen damit erreichst.

4. Austausch und Community-Gefühl

Du kannst außerdem in einen tollen Austausch mit Leserinnen oder anderen Bloggenden kommen und ein Community-Gefühl entwickeln, indem du dich mit ihnen austauschst und zum Beispiel bei Blog-Challenges mitmachst oder selbst eine Challenge ins Leben rufst. Vielleicht schreibst du auch über ein Thema und dann merkst du und deine Leserinnen, dass niemand alleine damit ist und es noch mehr Menschen genauso geht wie dir. Es ist ein tolles Gefühl, wenn du dein Wissen, deine Erfahrungen und deine Gedanken in Form von Blogartikeln teilst.

Neben den Vorteilen, dass du Menschen helfen und sie inspirieren kannst, hilft das Schreiben manchmal beim Denken. Du kannst neue Gedanken, Konzepte und somit auch Ideen für Dienstleistungen oder Produkte nochmal ganz anders (weiter-)entwickeln, wenn du darüber bloggst und damit raus in die Welt gehst.

5. Bloggen als erster Schritt zu deinem größeren Schreibprojekt

Falls du andere Schreibprojekte wie ein Buch im Sinn hast, ist es zudem eine gute Übung regelmäßig in längeren oder kürzeren Blogartikeln deine Gedanken zu Papier zu bringen. Ich habe auch schon gebloggt, bevor ich mein erstes Buch „Ich kann viel und das ist gut so!“ zum Thema hochsensible Multitalente veröffentlicht habe. Und ohne meine Community, die ich mir mit der Zeit aufgebaut habe, hätte ich mich sicherlich nicht getraut, mein neues Buch „Her mit den Reizen! Oder: Warum hochsensible Multitalente Reize in ihrem Leben brauchen, um glücklich zu sein“ zu übersetzen. Ich habe noch nie zuvor ein Buch übersetzt, aber da ich begeistert vom Buchinhalt war, fließend Niederländisch spreche und regelmäßig schreibe, habe ich es mir irgendwie zugetraut.

Das Bloggen kann also dein Sprungbrett sein, dass du größere und beängstigendere Schreibprojekte umsetzt. Hochsensible Multitalente haben auch manchmal ein Problem damit, Projekte zu Ende zu bringen. Sie stürzten sich in ein neues Thema, sind Feuer und Flamme und fangen etwas an, das sie dann auf eine andere Art und Weise, als von den meisten Menschen erwartet, zu Ende bringen. Regelmäßig Blogartikel zu veröffentlichen ist also auch eine gute Übung dafür, etwas zu Ende zu bringen und zu veröffentlichen. Es ist ein klares, kleines Projekt mit einem Anfang und einem Ende.

Wenn du das geschafft hast, weißt du, dass du auch etwas Größeres schaffst, wie z. B. ein Buch zu schreiben. Denn ein Buch sind schließlich auch nur 20 lange Blogartikel (je nach Umfang des Buches).

Insgesamt kann ich als hochsensibles Multitalent dir also nur absolut dazu raten, das Bloggen auszuprobieren und dir eine Routine in der Veröffentlichung von Texten zu erarbeiten. Davon profitierst du auf vielfältige Art und Weise!

Über Jaqueline Knopp

Jacqueline Knopp ist Autorin, Dozentin und Coach für Hochsensible und Scanner*in Persönlichkeiten. Sie ist Host des Podcasts „Hochsensibel und stark“. Im März 2021 erschien ihr Buch „Ich kann viel und das ist gut so!“ im Remote Verlag. Im März 2023 erscheint zusammen mit Saskia Klaaysen das Buch „Her mit den Reizen! Oder: Warum hochsensible Multitalente Reize in ihrem Leben brauchen, um glücklich zu sein“, das sie aus dem Niederländischen übersetzt hat.

Jacqueline hat internationale Beziehungen sowie französische Philologie und Politikwissenschaft auf Lehramt an Gymnasien und Oberschulen in den Niederlanden, Deutschland und Frankreich studiert. Seit 2019 ist sie zertifizierter ganzheitlicher Coach. Sie lebt mit ihrem Mann Jannis, zwei Katern und vier Hühnern in Norddeutschland.