Mein 1. Blogartikel: Die Geschichte meines Blogs

„Geil, das will ich auch!“ Das war mein Gedanke, als im Jahr 2005 viele meiner Freunde ihren Blog gestartet haben. Sie haben damals auf ihren Lifestyle- und Hobby-Blogs über ihr Leben, ihre Nischenthemen und ihre Kunst gebloggt. Sie haben Comics veröffentlicht, Buchrezensionen, tagebuchartige Gedanken – es war eine sehr aufregende Zeit! Meinen ersten Blog habe ich auf Blogger.com eingerichtet. Das war für mich damals die einfachste Möglichkeit, einen Blog zu starten. Denn: Ich konnte (und kann auch heute) nicht programmieren oder mit Datenbanken hantieren. Einen Blog aufzusetzen, war damals eine sehr technische Angelegenheit. Meine ersten Blogartikel waren kurz und knackig: Es ging um Kinofilme, Gedankenfetzen und, schon damals, um Wortspiele.
Mein allererster Blogartikel ist vom 1. August 2005. Er ist nicht spektakulär, nicht lang, nicht nützlich. Er löst kein Problem und er beantwortet auch keine Frage. Also all das, was Blogartikel heute angeblich tun bzw. sein sollten. Aber: Für mich ist dieser kurze Blogartikel etwas ganz Besonderes. Denn er verkörpert den Start in mein Blog-Abenteuer. Ich präsentiere dir meinen ersten Blogartikel:
Ich weiß noch, dass ich mir damals nur kurz Gedanken darüber gemacht habe, was mein erster Blogartikel sein sollte. „Ach, egal, raus damit! Was soll schon schiefgehen?“ Gesagt, getan – mein digitales Ich war geboren. Im Jahr 2005 gab es in meinem Leben weder Twitter, noch Facebook oder Flickr. Das kam alles später. In meinem Blogartikel „Warum ich das Bloggen liebe“ habe ich 2021 geschrieben:
Es war eine wilde Zeit, eine verrückte Zeit. Eine Zeit, in der wir viele Kommentare unter unseren Blogartikeln bekommen haben. Den großen Kommentar-Staubsauger namens Facebook gab es damals noch nicht. Es war eine Zeit, in der es sehr viele Hobby-Blogs und Tagebuch-Blogs gab. Auch mein Blog war quasi ein Tagebuch-Blog, in dem ich meinen Alltag und meine kreativen Geistesblitze festgehalten habe. In meinen frühen Blogartikeln habe ich die Instagram-Stories vorweggenommen: In kurzen Postings habe ich Einblicke in mein Leben gegeben, ich habe mit Wortspielen jongliert und teilweise einfach nur Bilder mit wenig Text gebloggt. Bloggen war ein Abenteuer, bei dem man nie wusste, was als nächstes passiert! Wir haben uns wie wild „Stöckchen“ entgegengeworfen (das waren Frage-Antwort-Spiele) und wir wurden auf digitale Schnitzeljagd geschickt: Wer erinnert sich noch an „Hustle the Sluff“?
Etwa ein Jahr später, im Jahr 2006, habe ich von Blogger.com zu meinem selbstgehosteten WordPress-Blog gewechselt. Das war im Wohnzimmer meiner sehr guten Freundin Rozana. Inmitten von alten Stilmöbeln (diese schweren Eichenmöbel, die unsere Elterngeneration so liebt) hat ihr Bruder Denny meinen Blog auf WordPress umgezogen. Wie gesagt: Damals war das Bloggen noch eine sehr technische Angelegenheit. Heute kann ich einen Blog in unter 15 Minuten starten, aber damals mussten wir viel mit FTP-Servern und Datenbanken hantieren. Zum Glück war es möglich, meine früheren Blogartikel „mitzunehmen“, also von Blogger.com zu exportieren. Ich habe schon damals gewusst: Ich brauche eine eigene Webseite, ein eigenes Zuhause für meine Texte. Und so war www.sympatexter.de geboren. Und da ich schon dabei war, habe ich mir auch gleich die Domain sympatexter.com geholt. Man weiß ja nie, vielleicht brauche ich das mal für mein Business! Meinen damaligen Namen hingegen habe ich mir nicht als Domain gesichert: Judith Böhm. Der Umlaut war mir zu sperrig.
Leider habe ich diese ganz frühen Blogartikel nicht mehr auf meinem aktuellen Blog. Sie schlummern vielleicht in irgendeinem Archiv in meiner Datenbank. Und wenn nicht: Ich kann meine ganz frühen Blogartikel über die Wayback Machine ansehen, das größte Archiv „alter“ Webseiten. Eines Tages muss ich meine alten Blogartikel wieder hervorholen, denn: Das ist ein Teil meiner persönlichen Geschichte – und ein winziges Stück Internetgeschichte.
Apropos Internetgeschichte: Ich hatte in den Nullerjahren einen zweiten Blog. Ich habe 2002 bis 2006 Medienmanagement an der Hochschule Heilbronn studiert und ich hatte gegen Ende meines Studiums eine verwegene Idee: Wie wäre es, wenn ich die Entstehung meiner Diplomarbeit zum Thema „Virusmarketing“ mit einem Blog dokumentiere? Das würde thematisch ja perfekt passen. Ich habe meinen Professor gefragt und der hat gemeint, er müsse das mit der Hochschule besprechen. Die Hochschule hat meine Blog-Idee aber erst mal abgelehnt hat, mit der Begründung: Sie hätten Sorge, ich würde mit meinem Blog aus dem Internet abschreiben.
🙄
Damals war das Internet noch wirklich Neuland. Es war die Zeit von „Blairwitch Projekt“: Viele Leute konnten nicht unterscheiden, ob das jetzt nur ein Film oder wirklich eine Dokumentation war. Studenten, die cool wirken wollten, haben USB-Sticks mit 8 Megabyte (wohlgemerkt: MEGAbyte, nicht Gigabyte) Speicher an Lanyards um den Hals getragen. Mein Sony-Laptop hat 4 Kilo gewogen und hatte ein externes Disketten-Laufwerk. Die Plattformen Kwick, MySpace und StudiVZ waren damals der neuste Schrei (ich habe MySpace und StudiVZ einfach übersprungen, ich habe nie „gegruschelt“, das war mir immer schon suspekt). Nachdem ich meiner Hochschule glaubhaft versichert habe, dass ich keinen Blog bräuchte, um „aus dem Internet abzuschreiben“ und dass ein Blog rund um die Diplomarbeit eine tolle Chance und ein spannendes Experiment sein könnte, haben sie mir ihre Freigabe gegeben. Damit war diplomblogger.de geboren – der wahrscheinlich erste Diplomblog Deutschlands, überhaupt!
Ich bin dann im Rahmen meiner Diplomarbeit nach München gezogen und habe in einer Werbeagentur in der Nähe vom Sendlinger Tor mein Diploms-Praktikum angefangen. Die Agentur hat meinen Blog aufgesetzt und so habe ich am 4. April 2006 meinen ersten Blogartikel auf Diplomblogger.de veröffentlicht:
Auf Diplomblogger.de ging es Schlag auf Schlag: Ich habe dort 2 bis 4 Blogartikel pro Woche veröffentlicht, hier ist Blogartikel Nr. 2:
Es war eine sehr aufregende Zeit und ich habe mit meinem Diplomblog viele andere Studierende dazu inspiriert, ebenfalls über ihre Diplomarbeiten zu bloggen. Mit diesem Blog kam ich mehrfach in die Zeitung und wurde zigfach gefeaturet.
Das große Problem mit diesem Blog war allerdings: Er hat nicht mir gehört. Der Blog war im Besitz der Agentur, bei der ich damals mein Praktikum gemacht habe. Und sie wollten mir den Blog nicht geben. Schade! Heute ist Diplomblogger.de irgendeine Ramsch-Seite, weshalb ich sie hier auch nicht verlinke. Mein geliebter Diplomblog war zwar verloren, dafür habe ich damals eine sehr wichtige Lektion fürs Leben gelernt: Unser Blog MUSS uns selbst gehören! Wir müssen die Domain und alle Inhalte besitzen, sonst ist irgendwann alles weg! My Blog is my Castle – und ein Schloss baut man nicht auf geliehenem Grund! Ich wusste also, dass ich die technische Seite des Bloggens mindestens so weit beherrschen musste, dass ich meinen Blog selbst aufsetzen und verwalten kann. Gesagt, getan und mich tief in das Thema Blog eingegraben.
Aber hey, im Internet ist ja nichts wirklich verloren – dank der Wayback-Machine! Sie hat Diplomblogger.de archiviert und für die digitale Ewigkeit festgehalten. Etwa einmal im Jahr schmökere ich mich durch meine alte Diplomblogger-Seite und freue mich, dass mein jüngeres Ich so mutig war, für dieses Projekt zu kämpfen und dass ich das tatsächlich durchgezogen habe! Das Ergebnis: Mein Professor hat mir für meine Diplomarbeit „Virusmarketing: Die Zukunft des Marketings?“ (PDF) die erste 1 seiner Laufbahn gegeben – eben auch wegen des Stunts, den ich mit meinem Diplomblog hingelegt habe!
Hach, die guten alten Blogzeiten! Ich habe sympatexter.de 2005 als Hobbyblog gestartet. Es war ein reines Spaßprojekt. Bis ich mich 2009 als Texterin selbständig gemacht habe. Dann habe ich auf sympatexter.com meinen Business-Blog gestartet – und meine erste digitale Sinnkrise bekommen. Ich habe mich nämlich ständig gefragt: Wo blogge ich was? Ursprünglich wollte ich auf sympatexterDE meine persönlichen Themen verbloggen und auf sympatexterCOM über meine Businessthemen schreiben. Aber: Es gab so viele Blogartikel, die nicht komplett persönlich oder geschäftlich waren. Das hat mich massiv blockiert. Hinzu kam, dass ich 2011 Mutter wurde und mich gefragt habe, ob ich denn auf sympatexterDE über meine Mutterschaft schreiben dürfte. Oder ob mich das nicht unprofessionell erscheinen lässt. Damals haben die sog. „Mommy-Wars“ getobt, die sich z. B. an der Frage entzündet haben: „Darf ich mein Kind im Internet zeigen?“ Ich habe damals ganz klar NEIN auf diese Frage geantwortet. Und dieses NEIN hat, zusammen mit meiner digitalen Sinnkrise, dazu geführt, dass ich verstummt bin. Ich habe zwischen 2012 und 2018 kaum noch gebloggt. Abgesehen von meinem Portfolio und von meinen Wortspielen ist auf meinen Blogs kaum noch was passiert.
2018 ist mein Blogknoten geplatzt: Ich habe sympatexterDE und sympatexterCOM zusammengelegt. Ich habe also die künstliche Trennung zwischen meinem persönlichen und meinem geschäftlichen Lebensbereich aufgehoben. Und: Ich habe mich dazu entschieden, meine Kinder nicht mehr zu verstecken. Was für eine Befreiung! Damals habe ich wieder mit dem „richtigen“ Bloggen losgelegt und, wow, es ist nur so geflossen! Als wenn ein Damm gebrochen wäre! Zeitgleich habe ich mein Online-Business gestartet. Das war der Moment, in dem sich mein Blog verändert hat: Ich hatte plötzlich keinen Business-Blog und auch kein Hobby-Blog mehr. Ich hatte ein Blog-Business! Bei einem Blog-Business ist unser Blog der Motor unseres Business‘. Das Bloggen ist in einem Blogbusiness kein Muss, das man genervt erledigt, sondern ein Lebensstil und unsere Leidenschaft!
2021 habe ich meinen Claim geändert. Von „Geboren, um Geschichten zu schreiben“ hin zu „Blog like nobody’s reading!“ Mit diesem neuen Claim hat sich mein Blog wieder verändert. Denn meine Haltung war plötzlich eine ganz andere: Ich blogge nicht in erster Linie für Umsatz oder Akquise. Ich blogge, weil ich es geil finde! Umsatz, neue Kunden und Erfolg sind sehr willkommene „Kollateralerfolge“ meiner Leidenschaft. Dass ich meine Haltung durch meinen Claim nun auch so offen in die Welt getragen habe, hat alles, wirklich ALLES verändert! Im gleichen Jahr ist auch mein Blogkurs „The Content Society“ gestartet. Und plötzlich hat jedes Puzzleteil in meinem Business zusammengepasst!
Das Bloggen heute ist anders als früher. Ich bin stolz auf mein früheres Ich, das sich damals dazu entschlossen hat, mit einem Kopfsprung in dieses neue digitale Abenteuer zu springen. Ich blogge jetzt seit über 18 Jahren. Das Bloggen ist mein größtes Hobby – und es ist die Grundlage für mein Online-Business. Und ich weiß: Ich werde auch in 18 Jahren noch bloggen! Und das alles nur wegen dieses einen kurzen Blogartikels vom 1. August 2005.
Zeige uns deinen ersten Blogartikel und erzähle, wie du zum Bloggen gekommen bist! Wie hat sich dein Blog seitdem entwickelt? Hinterlasse hier den Link zu deinem Blogartikel!
13 Comments
Ich habe mir auch meinen Traum erfüllt und eine eigene Webseite gebaut. Aus Blogbeiträgen und Reiseberichten sind später Seiten zu Tipps geworden. Das hat mir immer viel Spaß gemacht meine Erfahrungen zu teilen.
Wenn man echte Tests macht, wie ich oder Aritkel schreibt, die die Leute weiterbringen, traue ich mich auch auf einigen Beiträgen Produkte zu verlinken. Denn von Nichts kommt Nichts.
Das mache ich auch schon seit 2017.
Ein toller Artikel und eine ordentliche Herausforderung.
Ich finde es echt spannend und interessant, zu sehen, wie sich etwas entwickelt hat.
Und es beruhigt mich, zu sehen, dass auch Du Umwege gegangen bist und ausprobiert hast.
Wer keine Umwege macht, hat in seinem Leben wahrscheinlich einiges verpasst ;-) Ich habe sehr viel gelernt, sehr viel experimentiert. Jede Lektion, jedes Aha-Erlebnis, jedes winzige Stückchen Knowhow, das ich mir angeeignet habe, hat dazu beigetragen, dass ich heute dieses Online-Business habe.
Liebe Judith,
ich habe so viel von Dir gelernt und bin sehr froh, dass schon 2018 den Blog-Erfolgs-Kurs bei Dir mitgemacht habe. Leider sind fast alle meine Blogartikel zwischen 2013 und 2017 nicht auffindbar, aber es gibt den ersten wieder auffindbaren Blogartikel von mir ;-). Das Bloggen hat mein Business verändert. Und ich bin wieder mit dabei in „The Content Society“. Yeah.
Diese Gedankengänge, ob ich meine Kinder und unsere gemeinsamen Erlebnisse ins Internet bringen dürfte oder nicht, kenne ich auch nur zu gut. Immer wieder gut, zu hören oder zu lesen, wie andere damit umgehen.
Lieben Dank für diesen Einblick in deinen Blog und die Geschichte dahinter.
Vielen Dank für deinen schönen Kommentar, Hilke! Die Sache mit den Kindern im Internet: Ich habe mir das sehr lange und sehr gut überlegt. Und ich bin zum Schluss gekommen, dass es in einer freiheitlichen Gesellschaft NICHT die Lösung sein kann, unsere Kinder zu verstecken, um sie zu beschützen. Wir kennen Gesellschaften, in denen sich die potenziellen Opfer zu verstecken haben. Und wir wissen, dass diese Gesellschaften nicht sicherer für Frauen und Kinder sind.
Ein Thema – 100 Ideen, dies zu verbloggen. Es ist immer wieder erfrischend und spannend zugleich, dies zu erfahren. Großartig!
Jeder Blog hat seine eigene Entstehungsgeschichte: 100 Blogs, 100 verschiedene Geschichten, die es alle wert sind, erzählt zu werden!
Liebe Judith,
diesen Artikel zu schreiben, war für so viel mehr, als ich dachte! Spaß – Staunen – Erinnerungen. Natürlich kommst auch Du darin vor :-).
Danke für diese schöne Themen-Idee! Und überhaupt fürs Öffnen der Blog-Welt.
Liebe Grüße, Sabine / fast noch Blog-Newbie :-)
Liebe Judith, so spannend, welche Wege du bis zu deinem Blog-Business gegangen bist. Was für eine Inspiration du damals schon für andere warst mit deinem Diplomblog. Den gibt es vielleicht nicht mehr, aber die Fähigkeit zum Inspirieren hast du im Verlauf der Jahre ganz sicher ebenso weiterentwickelt, wie deinen Blog. Herzlichen Dank dafür!
Ich habe mich mit meiner Kunst und meinen Gedanken schon des öfteren in Social Media versucht (und aktuell gibt es mich bei Facebook, Instagram und Threads. Aber mich nerven die Algorithmen und die ständige Werbung. Außerdem möchte ich in meinem Tempo schreiben und posten. Denn bei „Die Wunderfinderin“ geht es nicht um Business, sondern darum, meine Gedanken auszudrücken und einen Ort für meine Bilder und Illustrationen zu haben. Die Idee dahinter war einfach, dass ich selbst schon oft, für mich hilfreiche, Blog-Artikel gelesen habe und vielleicht meine Gedanken vielleicht auch jemandem da draussen helfen.
Noch ein Grund ist für mich, dass ich mir wünsche, echten Menschen, echten Gedanken und echtem Content zu begegnen. Und somit ist mein Blog auch die Idee einer Gegenbewegung zu Fake News und „ich zeig nur die tollen Momente meines Lebens“.
Liebe Judith,
was für ein inspirierender Artikel! Danke dafür!
Mein erster Artikel erschien am 03.01.2015! Was für ein Abenteuer!
Ich hab jetzt einfach mal die ganze Geschichte meines Business in einen neuen Artikel gepackt!
Liebe Grüße
Irina