Als ich 2018 wieder mit dem Bloggen angefangen habe, habe ich eine interessante Beobachtung gemacht: Ich habe mich mit dem Bloggen unglaublich schwer getan. Ich habe mich bei jedem Blogartikel gefragt: wen interessiert das eigentlich? Und das, obwohl ich früher nie diese Zweifel beim Bloggen hatte. Als ich 2005 mit meinem ersten Blog gestartet bin, habe ich frei, wild und oft gebloggt. Ich war damals wohl ein anderer Blogtyp, habe ich mir 2018 gedacht. Anfang 2021, ich habe meinen früheren Blog-Spirit längst wiedergefunden (juhu!), habe ich mir die Frage nach den Blogtypen wieder gestellt, denn ich habe festgestellt: Meine Art zu bloggen ist so ganz anders, als viele Businessblogs um mich herum. Und auch mein Blogkurs The Content Society unterscheidet sich von vielen anderen Blogkursen auf dem deutschsprachigen Markt. Ich konnte es aber lange nicht in Worte fassen, was genau der Unterschied war. Bis April 2021, als mir bei einer Autofahrt plötzlich die Erleuchtung kam: die Blogs (bzw. Blogkurse) um mich herum waren strategische bzw. technische Blogs – und ich bin ein anderer Blogtyp: Ich bin eine dynamische Bloggerin!

Im Folgenden habe ich eine Typologie der 3 Blog-Typen zusammengestellt: Sie beruht auf meiner persönlichen Beobachtung und jahrelangen Erfahrung als Bloggerin.

Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen dem technischen, dynamischen und strategischen Bloggen

Diese 3 Blog-Strategien sind sehr unterschiedlich. Sie haben verschiedene Zielsetzungen, Motivationen und Geschäftsmodelle.

Der Überblick: Die 3 Blogtypen im Vergleich.

Das technische Bloggen

Technische Blogs sind großartig! Jedesmal, wenn wir eine Frage googlen, landen wir mit hoher Wahrscheinlichkeit auf einem technischen Blog. Denn: Technische Blogger:innen lieben es, Fragen zu beantworten und Anleitungen zu schreiben! Sie sind bekannt für epische Anleitungen und ausführliche Checklisten. Sie fuchsen sich in ihr Thema wie z. B. Ernährung, Onlinemarketing oder Aktienhandel rein und beleuchten ihr Thema aus allen möglichen Richtungen. Indem sie ihre Erkenntnisse mit der ganzen Welt teilen, machen technische Blogger:innen uns allen das Leben leichter! Weil technische Blogger:innen so unglaublich nützliche und gute Anleitungen schreiben, brauchen diese Blogartikel viel Zeit und Recherche. Sie bloggen daher relativ selten. Qualität vor Quantität!

Technische Blogs sind stark von SEO und Keywords getrieben. Technische Blogs sind Nischenblogs mit einem sehr engen Themenspektrum: Kochblogs, DIY-Blogs, Marketing-Blogs, Blogs rund um klar abgesteckte Themen wie Bulletjournaling, digitales Nomadentum, WordPress, Bodyweight-Fitness, Mode, Aktienhandel usw. Das sind alles technische Blogs und die Personen dahinter sind absolute Expertinnen für ihr Thema!

Technische Blogs sind ideal für sog. „Taucher-Typen“, also für Menschen, die es lieben, sich tief in ein Themengebiet reinzuarbeiten und die wissen, dass sie diesem Thema lange treu bleiben werden. Taucher-Typen sind Menschen, die sich über Jahre hinweg eine hohe Expertise in einem Kerngebiet aufbauen und die es lieben, thematisch in die Tiefe gehen.

Die Geschäftsmodelle von technischen Blogs sind oft: Affiliate-Marketing, Werbeeinnahmen und der Verkauf von Online-, Selbstlerner- bzw. Evergreen-Kursen. Manche technische Blogs haben einen Online-Shop, in dem sie z. B. eBooks anbieten. Die meisten technischen Blogs finanzieren sich dadurch, dass sie passives Einkommen generieren – zumindest ist das oft ihr großes Ziel! Bis sie von ihrem passiven Einkommen leben können, bieten technische Blogger Beratungs-Dienstleistungen an. Wichtig für technische Blogs ist es also, schnell viel Traffic (also: Webseitenbesucher:innen) zu generieren.

Weil Traffic so wichtig für technische Blogger ist, kriegen sie schnell den SEO-Dreh raus. Sie lieben es, ihren Blog zu optimieren und ihr Ranking bei Google & Co. zu verbessern. Sie sind die absoluten SEO- und Technik-Experten. Viele technische Blogs erkennt man schon an ihrer Domain: Meistens enthält sie ein Keyword oder das Thema. Ein sehr guter technischer Blog, den ich selbst häufig bei WordPress-Fragen aufsuche, ist Blogmojo.

Das Erste, das bei einer technischen Blogger:in kommt: SEO-Wissen und die Nische.

Die wichtigsten Fragen, die sich technische Blogger stellen, ist: „Welches eine Thema kann ich in die Tiefe bearbeiten und wie kann ich meinen Blog monetarisieren?“

Das dynamische Bloggen

Das dynamische Bloggen ist gewissermaßen das Gegenteil vom technischen Bloggen: Dynamische Blogs haben keinen so klaren Themenschwerpunkt wie die technischen Blogs und sind v. a. durch eine breite Themenvielfalt gekennzeichnet: Mal ein Meinungsartikel, dann eine episch lange Anleitung, am nächsten Tag ein Rückblick, dann wieder eine sehr kurze Anekdote – dynamische Blogs sind sehr vielseitig und greifen oft schnell Trends und aktuelle Themen auf. Sie sind die bunten Lifestyle-Paradiesvögel des Internets! Viele heutige dynamische Blogs sind aus dem „Tagebuchbloggen“ der Nullerjahre hervorgegangen.

Bei vielen dynamischen Blogger:innen tritt das Angebot in den Hintergrund. Oft fragt man sich: verkauft diese Person überhaupt etwas? Im Vordergrund stehen bei ihr die Themen, die eigene Meinung und die Mission. Meistens fängt die dynamische Bloggerin das Bloggen ohne klares Ziel an, oft lange, bevor sie überhaupt ein nennenswertes Business hat. Mit ihren Blogartikeln erbloggt sie sich ihre Klarheit und ihre Business-Strategie, ihr Blog wird im Laufe der Zeit zu ihrem Business.

Dynamische Blogs sind z. B. Blogs, die im Kolumnen-Stil geführt werden. Es sind Blogs, die eher an Lifestyle als an Business erinnern – u. a. auch deshalb, weil sie oft viele Bilder zeigen. Es sind z. B. Elternblogs – aber ohne klare Themenbegrenzung rein auf Elternthemen! Es sind Businessblogs mit auch sehr persönlichen Blogartikeln. Dynamische Blogs passen nicht so recht in eine Themen-Schublade – und das ist gut so!

Bei dynamischen Bloggern ist der Blog das allererste, das man sieht, wenn man auf die Webseite kommt, die Startseite besteht quasi nur aus Blogartikeln. Die Domain der dynamischen Bloggerin ist meistens ihr eigener Name: www.VornameNachname.de ist eine typische Domain der dynamischen Bloggerin. Und ihr Domain-Name ist Programm: Sie zeigt in ihren Blogartikeln Persönlichkeit und Haltung. Sobald eine Bloggerin viele persönliche Blogartikel schreibt und eine klare Haltung zu Themen zeigt, die nicht direkt etwas mit ihrem Business zu tun haben, ist sie eine dynamische Bloggerin.

Der Fokus bei dynamischen Blogger:innen liegt nicht auf Traffic oder Umsatz. Ihre Webseiten-Statistiken interessieren sie ohnehin nicht besonders. Sie bloggt nicht in erster Linie, um Akquise zu betreiben. Die dynamische Bloggerin will v. a. etwas bewegen und ihren „dent in the universe“ hinterlassen. Dinge wie Umsatz und Kunden kommen schon von ganz alleine, weil die dynamische Bloggerin durch ihre Haltung und durch die schiere Menge ihrer Blogartikel so eine starke Sogwirkung entfaltet. Genau wie die technische Bloggerin bloggt die dynamische Bloggerin aus einem starken inneren Antrieb heraus. Beiden Blogtypen gemeinsam ist, dass das Bloggen für sie Leidenschaft und Hobby zugleich ist und dass der Blog im Mittelpunkt des ganzen Business‘ steht.

Dynamische Blogger:innen haben eine sehr hohe Blog-Frequenz und einen relativ niedrigen SEO-Fokus – hier sind sie also das genaue Gegenteil der technischen Bloggerin. Dennoch sind auch die dynamischen Blogs ab einem gewissen Level sehr stark suchmaschinenoptimiert! Nur: SEO ist bei ihnen etwas, das mit der Zeit kommt und das ihnen dann automatisch von der Hand geht. Die perfekte Suchmaschinenoptimierung steht bei dynamischen Blogs allerdings nicht gleich vom 1. Blogartikel an im Fokus.

Ein dynamischer Blog ist ideal für Scanner-Persönlichkeiten. Also für Menschen, die zig Leidenschaften haben und sich für viele Themen interessieren. Und die das Phänomen kennen, sich erst begeistert in ein Thema einzuarbeiten, nur um es dann einige Wochen später wieder gelangweilt aufzugeben. Für diese Personen (ich bin auch so jemand) kann der dynamische Blog der perfekte rote Faden durch alle diese Themen hindurch sein! Deshalb ist es auch so wichtig für die dynamische Bloggerin, dass die Domain ihrer Webseite ihr eigener Name ist: So ist sie für alle zukünftigen Themenwechsel auf ihrem Blog gewappnet.

Das typische Geschäftsmodell von dynamischen Bloggern ist 1:many. Das bedeutet: Sobald sie aus der Phase des 1:1-Coachings endlich herausgewachsen ist, bietet die dynamische Bloggerin Gruppencoachings und Onlinekurse an. Sie schreibt Bücher und geht als Speaker auf die Bühne. Ihr großes Ziel ist es, zu skalieren, um ihren Wirkungskreis zu vergrößern. Das bedeutet für sie: Früher oder später wird sie launchen. Einer der bekanntesten dynamischen Blogger ist Seth Godin. Ein Blick auf seinen Blog sagt alles: er bloggt täglich, meistens sehr kurz und hat eine große Themenvielfalt rund um sein persönliches Über-Thema Marketing.

Zuerst kommt bei der dynamischen Bloggerin: Das Bloggen. Daraus entwickelt sich das Business.

Die wichtigste Frage der dynamischen Bloggerin lautet: “Wie erzeuge ich mit meinem Blog eine starke Sogwirkung?”

Das strategische Bloggen

Strategische Blogs sind Expertenblogs mit einem starken Fokus auf das Business-Thema und die eigene Expertise. Das Blog ist ein Nebenaspekt der Webseite und v. a. ein Akquisewerkzeug. Viele strategische Bloggerinnen fangen das Bloggen aus rein strategischen Gründen an: Sie wissen, dass es ihnen bei der Akquise und beim Etablieren der eigenen Expertenmarke hilft. Damit ist die strategische Bloggerin die einzige der drei Blogtypen, die nicht aus eigener Motivation heraus bloggt.

Die strategische Bloggerin will mit möglichst wenigen Blogartikeln möglichst viel für ihr Business erreichen. Deshalb macht sie z. B. ausgiebige Keyword-Recherchen, damit sie sich sicher sein kann, „das Richtige“ zu bloggen. Da Bloggen nicht ihr Hobby ist, möchte die strategische Bloggerin das Bloggen so effizient wie möglich gestalten und wenig Zeit darauf verwenden – ihr Blog ist schließlich nicht das wichtigste ihrer Marketingkanäle! Um möglichst effizient zu bloggen, lernt sie früh die Grundlagen von SEO und versucht, schon ihren ersten Blogartikel perfekt zu machen. Sie bloggt fast ausschließlich Expertenartikel und würde vielleicht ganz gerne, persönliche Blogartikel schreiben, fragt sich aber: Interessiert das überhaupt jemanden? Die Frage, wer das überhaupt lesen will, plagt die strategische Bloggerin am meisten von den drei Blogtypen. Ihr ständiger Begleiter: Die Content-Ängst!

Bevor die strategische Bloggerin mit dem Bloggen loslegt, will sie zuerst ihre Webseite „fertig“ haben inkl. Über-mich-Seite, Startseite und ihren Angebotsseiten. Viele strategische Bloggerinnen fangen das Bloggen daher relativ spät in ihrem Business an.

Die Schattenseite des strategischen Bloggens: Gerade weil die strategische Bloggerin nicht aus eigener Motivation heraus bloggt, ist das Internet voll mit „verwaisten“ strategischen Blogs. Viele strategische Bloggerinnen verlieren nach 4 oder 5 Blogartikeln die Lust am Bloggen. Oft fühlt sich das Bloggen für sie mühsam und zäh an, das Abarbeiten des Redaktionsplans macht der strategischen Bloggerin oft wenig Freude und sie denkt oft ans Aufgeben. Der Ausweg: Die strategische Bloggerin entwickelt sich zur technischen oder dynamischen Bloggerin! Wenn die strategische Bloggerin ihr Lieblingsthema findet, das ihr wirklich Freude bereitet, wird sie zur technischen Bloggerin. Und wenn sie ihr Themenkorsett sprengt, ist sie auf dem besten Weg zur dynamischen Bloggerin. Strategische Bloggerinnen sind wie die Stammzellen des Internets: Sie können sich in alle Blogtypen verwandeln, sie haben das volle Potential, zu großartigen Blogs zu werden – wenn sie es schaffen, eine intrinsische Motivation zum Bloggen zu entwickeln und ihre Content-Ängst abzuschütteln!

Das Geschäftsmodell der strategischen Bloggern ist auf 1:1 ausgerichtet: Sie verkauft Coachings und Beratungs-Dienstleistungen.

Das Erste, das bei einer strategischen Blogger:in kommt: Die Webseitentexte und die Business-Strategie.

Die wichtigste Frage der strategischen Bloggerin lautet: “Wie werde ich als Expertin mit meinem Blog gefunden und möglichst gut gebucht?”

Welche Art zu bloggen ist die beste?

Eine Zukunft haben v. a. die technischen und dynamischen Blogs – denn sie werden mit Leidenschaft und Elan geführt. Zugleich ist die Sache so: Die allermeisten Blogs, die heute entstehen, sind strategische Blogs – zumindest am Anfang! Das heißt: Meistens ist die Motivation, einen Blog zu starten klar business-orientiert. Viele dieser Blogs schlafen dann nach 4-5 Blogartikeln ein, weil die Motivation fehlt. Und: Weil die strategischen Bloggerinnen das Gefühl hatten, es führt zu nichts. Meine Beobachtung: Sie geben zu früh auf. Denn die erste große Sichtbarkeitswelle erreicht man nach frühestens 10 Blogartikeln.

Wichtig: Wenn du mit der für dich falschen Strategie bloggst, wird das extrem mühsam für dich. Deshalb ist es wichtig für uns zu wissen, welcher Blogtyp wir sind. Denn: Eine Person, die im Herzen eine dynamische Bloggerin ist, wird in einem technischen Blogkurs sehr unglücklich. Andersherum empfinden viele technische und strategische Bloggerinnen das dynamische Bloggen als Zeitverschwendung.

Problematisch in meinen Augen ist, dass v. a. technische Blogger das Bloggen erklären. Mit ihrem starken SEO-Fokus killen sie allerdings den Blog-Spirit der dynamischen Bloggerin (die strategische Bloggerin hingegen ist dankbar für all diese SEO- und Technik-Tipps der technischen Blogger). So kommt es, dass dynamische Bloggerinnen in technischen Blogkursen oft „scheitern“ und selten über den ersten, super suchmaschinenoptimierten Blogartikel hinauskommen. Sie denken dann fatalerweise, dass Bloggen wohl nicht das Richtige für sie sei. NEIN! Sie hat nur mit der falschen Blog-Strategie gebloggt!

Ob technisches, strategisches oder dynamisches Bloggen: Alle drei Blog-Ansätze sind gut und wichtig. Dabei ist das strategische Bloggen das Sprungbrett zu den beiden anderen Blogtypen. Wenn die strategische Bloggerin die Wandlung zur technischen oder dynamischen Bloggerin schafft, wird ihr Blog mit hoher Wahrscheinlichkeit bestehen bleiben. Dabei gilt jedoch: Wir sind nicht immer nur ein Blogtyp!

Welcher Blogtyp sind wir? Wir sind immer eine Mischung aller 3 Blogtypen!

Ganz egal, als welcher Blogtyp wir uns identifizieren: wir sind immer eine Mischung dieser 3 Blogtypen. Denn natürlich enthält fast jeder Businessblog auch technische Aspekte (sobald wir eine Anleitung oder Expertenartikel bloggen, sind wir technische Blogger). Und viele Blogartikel haben strategische Aspekte (sobald wir zum Beispiel eine häufig gestellte Frage verbloggen, um diese Frage nicht immer wieder aufs Neue beantworten zu müssen, bloggen wir effizient und womöglich nicht ganz intrinsisch motiviert und damit eben auch strategisch). Sobald wir v. a. persönliche und Meinungsartikel bloggen, sind wir dynamische Bloggerinnen. Wir sind mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Mischform dieser 3 Blogtypen. Ich z. B. identifiziere mich v. a. als dynamische Bloggerin mit ca. 1/3 Anteil technischem Bloggen.

Gut zu wissen: Durch unsere ersten 4-5 Blogartikel setzen wir den Kurs für unseren ganzen Blog. Da kristallisiert sich unser Blogtyp schnell heraus und bleibt dann oft unser Schwerpunkt. Wenn wir gleich am Anfang wissen, welchen Fokus wir setzen wollen, können wir vom ersten Artikel an so bloggen, wie es am besten zu uns passt. Und wenn wir das wissen, können wir die mühsame Stufe des strategischen Bloggens vielleicht sofort überspringen!