Content-Ängst ist die Angst davor, mit eigenen Inhalten wie z.B. Texten, Bildern oder Videos öffentlich sichtbar zu werden. Ich sage das aus Erfahrung, denn ich habe von ca. 2012 bis 2018 stark unter Content-Ängst gelitten. Das hat dazu geführt, dass ich in diesen Jahren so gut wie gar nicht gebloggt habe. Rückblickend sage ich dazu einfach nur: schade.

Menschen mit Content-Ängst haben oft den Wunsch, Content zu produzieren, lassen sich aber durch ihre Ängste davon abhalten oder fühlen sich bei der Content-Erstellung massiv blockiert und benötigen daher sehr lange, um ihren Content zu veröffentlichen. Sie neigen zur Selbstsabotage und zum ewigen Hinausschieben ihrer Content-Projekte. Ganz nach dem Motto: „Morgen kann ich immer noch live gehen, denn heute sitzen meine Haare nicht perfekt.“

Was ist die Ursache der Content-Ängst?

Die größte Befürchtung hinter der Content-Ängst ist es, sich mit seinem Content dem Urteil anderer Menschen auszusetzen und dadurch potentielle Kritik auf sich zu ziehen. „Was werden die anderen denken?“ ist die vielleicht häufigste Frage bei der Content-Ängst. Der Alptraum der Menschen mit Content-Ängst ist ein Shitstorm oder schlicht die Ablehnung. „Jemand könnte das, was ich da poste, blöd finden.“ Objektiv betrachtet ist diese Angst meist unbegründet, denn von null auf Shitstorm zu gelangen, ist extrem umwahrscheinlich.

Die wichtigste Ursache hinter der Content-Ängst ist ein schwaches Selbstbewusstsein gepaart mit einem Überschätzen der eigenen Sichtbarkeit: „Alle Augen sind auf mich gerichtet und warten nur darauf, dass ich etwas peinliches mache!“

Weitere Ursachen der Content-Ängst sind:

  • Sehr hoher Anspruch an die eigene Kreation (Perfektionismus)
  • Übersteigerte Sorgen, andere zu nerven (z. B. mit zu viele E-Mails)
  • Angst vor dem Urteil anderer
  • Neigung zum „Overthinking“, also zum Zerdenken von eigenen Ideen und Projekten
  • Zweifel-Wachstum, das durch Prokrastination immer größer wird
  • Überforderung: sie sehen das gewünschte Endergebnis (z.B. ein Live-Interview oder ein Expertenblog) und denken sofort: das schaffe ich nicht
  • Impostor-Syndrom (also das Gefühl, nicht wirklich gut zu sein auf dem eigenen Gebiet, keine „richtige“ Expertin zu sein und dass die eigenen Erfolge nur auf Zufall und glücklicher Fügung beruhen)
  • Das starke subjektive Gefühl, unter Beobachtung zu stehen

Wer ist besonders von Content-Ängst betroffen?

Content-Ängst ist ein Phänomen, das ich v.a. bei Frauen beobachte. Die Ursache dafür könnte evtl. in der Erziehung liegen, die bei Mädchen stärker darauf abzielt, sich nach der Meinung von anderen zu richten und nach Harmonie zu streben als bei Jungen. Die zweite Gruppe, bei der ich die Content-Ängst besonders stark beobachte, sind Menschen Jahrgang 1980 und älter – denn sie sind erst relativ spät mit digitalen Medien in Berührung gekommen und sind das Casual-Posting von Content auf Instagram, Snapchat, Facebook und Co. oft nicht gewohnt.

Und: Introvertierte Menschen und Leute, die am Imposter Syndrom leiden, kennen die Content-Ängst oft auch aus eigener Erfahrung. Denn sie neigen dazu, so lange über Dinge nachzudenken und um den Veröffentlichen-Button herzumschleichen, bis sich Zweifel einschleichen, die dann letztendlich zur absoluten Blockade führen.

Die 7 Formen der Content-Ängst

  1. Social-Ängst: Die Befürchtung, grundsätzlich durch Postings bzw. durch zu viele Postings die Leute bei Instagram oder Facebook zu nerven. Besonders schlimm ist die Social-Ängst oft bei neuen Accounts und Betroffene fragen sich tage- oder wochenlang, was sie als erstes posten sollen. Social-Ängst ist mit dem Leere-Blatt-Syndrom beim Schreiben verwandt.
  2. Email- bzw. Newsletter-Ängst: Das ist die Angst davor, die Leute mit Mails zu nerven und dass sie sich daraufhin von der Liste abmelden. Das führt dazu, dass eine womöglich vorhandene E-Mail-Liste gar nicht erst angeschrieben wird und dass jeder Versuch zu launchen zum Scheitern verurteilt ist. In meinem Newsbetter-Kurs von 2019 gab es eine Teilnehmerin, die seit Jahren E-Mail-Adressen sammelte. Sie war schon bei über 1.000 – aber sie hat noch nie einen Newsletter rausgeschickt.
    Aus persönlicher Erfahrung kann ich sagen: Die Newsletter-Ängst ist die vielleicht hartnäckigste Content-Ängst. Denn die Ablehnung kommt beim Newsletter quasi sofort, nachdem man ihn verschickt hat: Die erste Abmeldung kommt meistens in der ersten Minute nach dem Verschicken. Autsch, ein Stich ins Content-Herz! Je persönlicher der eigenen Newsletter ist, umso stärker ist oft auch die Newsletter-Ängst ausgeprägt.
  3. Website-Ängst: Das ewige Hinausschieben der eigenen Webseite weil viele Ängste wie z. B. vor der Technik oder vor dem DSGVO-Thema die Person davor abhält, aktiv zu werden. Hier spielt auch die Angst vor Sichtbarkeit mit rein: Sobald man eine Webseite hat, kann man ja unter dem eigenen Namen bei Google & Co. gefunden werden! Ein Aspekt der Website Ängst ist die Reihenfolgen-Ängst: man will erst die perfekte Webseite haben, bevor man mit dem Bloggen startet. Was natürlich sehr lange dauern kann oder einfach nie passiert. Denn die Webseite ist gefühlt nie fertig. Eine Form der Webseite Ängst tritt auf beim Registrieren der Domain: „Wie soll meine Webseite heißen?“ Der Druck, sich auf einen einzigen Namen festzulegen, führt bei vielen zu einer digitalen Schockstarre: „Lieber noch eine Nacht drüber schlafen, ob es auch wirklich dieser Domain-Name werden soll.“ Aus einer Nacht werden oft mehrere und das Thema Domain ist oft monatelang verschoben.
  4. Blog-Ängst: Die Angst davor, eigene Artikel zu verfassen, Themen zu setzen und die eigene Meinung unter eigenem Namen öffentlichkeitswirksam zum Ausdruck zu bringen. Sehr oft plagen sich Menschen mit Blog-Ängst mit der folgenden Fragen herum: „interessiert das überhaupt jemanden?“ Blog-Ängst kann mindestens zwei Formen annehmen: die Angst davor, persönlich zu schreiben (aber Expertenartikel wie z.B. How-To-Anleitungen werden als unproblematisch angesehen) oder die klassische Blog-Ängst, also die grundsätzliche Angst vor dem Bloggen an sich – unabhängig vom Thema. Eine Form der Blog-Ängst ist Link-Ängst: Die Angst davor, externe Links zu setzen, weil dann die Leute ja von der eigenen Webseite wegklicken könnten und womöglich nicht wiederkommen. Für mich ist die Link-Ängst Ausdruck eines limitierten Mindsets und einer gewissen Verlustangst. Eine weitere Form der Blog-Ängst ist die Angst davor, dass der Blogartikel nicht lang und ausführlich genug ist. Ich nenne das Epik-Ängst.
  5. Foto-Ängst: Die Abneigung dagegen, fotografiert zu werden. Foto-Ängst zeigt sich z.B. in einer unentspannten Mimik und verkrampften Mundhaltung (ich nenne das „Fotografier-Gesicht“). Viele mit Foto-Ängst möchten schlicht nicht fotografiert werden und drehen sich demonstrativ um, sobald eine Kamera auf sie gerichtet ist. Gerade viele Mädchen möchten nicht fotografiert werden – für viele der Beginn ihrer Content-Ängst-Karriere.
  6. Video-Ängst: Die Angst davor, Videos zu machen, die nicht gut genug sind. Das führt dazu, dass Videos immer wieder aufgenommen werden – bis zu 10 mal (oder noch öfter). Allerdings: ohne Ergebnis. Denn keines der Videos wird als gut genug zum Posten/Hochladen empfunden. Die Steigerung der Video-Ängst ist die Live-Ängst. Sie äußert sich durch Schockstarre, Stammeln, Stottern und Rotwerden – und zwar nicht erst, sobald die Person live geht, sondern schon lange davor! Menschen mit Live-Ängst plagt grundsätzlich die Angst vor dem möglichen Kontrollverlust während eines Live-Videos („was, wenn mir was Doofes rausrutscht? Was, wenn ich vergesse, was ich sagen wollte? Was wenn jemand was blödes kommentiert?“). Live-Ängst ist neben Newsletter-Ängst die Königsdisziplin der Content-Ängst und bringt für gewöhnlich das größte Maß an Nervosität und Abneigung mit sich.
  7. Kurs-Ängst: Die Angst davor, einen eigenen Online-Kurs an den Start zu bringen. Dann wird ewig an den Videos herumgemacht, das Handout wird zigfach überarbeitet und der Start des Kurses immer wieder verschoben. Mit der Kurs-Ängst geht auch oft die Angst vor dem Launchen einher und all den To-Dos, die damit zusammenhängen: Werbeanzeigen schalten, Launch-Mails schreiben, eine Facebook-Gruppe managen usw.

Was hilft gegen Content-Ängst?

Für mich ist die Content-Ängst wie eine Allergie. Das bedeutet: Um sie zu bekämpfen, hilft nur eine Desensibilisierung. Wir müssen uns also dem, was unsere Content-Ängst auslöst, in kleiner Dosierung aussetzen und diese Dosierung dann langsam steigern. Das Zauberwort heißt hier „kleine Dosierung“.

Zerlege das Projekt, das Content-Ängst in dir auslöst und frage dich: Welche Schritte gibt es davor? Im Kapitel „Was hilft gegen Content-Ängst?“ habe ich einige Möglichkeiten beschrieben, wie du die großen Content-Projekte zerlegen kannst und sie dann einzeln angehen kannst. Ich z. B. bin gleich von null auf mein erstes einstündiges Live-Video gesprungen. Das würde ich allerdings niemandem empfehlen, das war schon sehr hardcore :-D

Du hast Angst davor, zu bloggen?

Dann starte mit sehr kurzen Blogartikeln. Starte mit 300 Wörtern pro Blogartikel. Dein Ziel am Anfang sollte es sein, möglichst oft auf den Veröffentlichen-Button zu klicken. Wenn dir das zu schwer fällt, fange erst mal mit Postings auf Instagram an. Vielen Leuten fällt es leichter, auf Instagram oder Facebook zu posten, als auf der eigenen Webseite zu bloggen. Oder: schreibe einen Gastbeitrag auf einem Blog von einer Freundin.

Du hast Angst davor, live zu gehen?

Dann starte erst mal mit Stories bei Instagram. Der Vorteil von Stories: Sie sind nach 24 Stunden verschwunden. Meiner Meinung nach sind sie ein sehr gutes Mittel gegen Live- und Social-Ängst. So kannst du dich bei bei Instagram an das Thema Live-Video herantasten:

  1. Zeige erst mal dein Gesicht auf Fotos (Selfies) in der Story.
  2. Mache dann kurze Videos in deiner Story, in denen du ein „Voiceover“ machst: Während du etwas filmst, erzählst du etwas dazu. Man sieht dich dabei nicht.
  3. Mache ein Selfie-Video von dir (also ein Video, in dem man dich sieht) in der Instagram-Story.
  4. Mache ein Selfie-Video von dir und poste es in dein Grid.
  5. Gehe live und filme etwas, ohne dass man dich selbst sieht.
  6. Gehe dann erst „richtig“ live, also mit dir als Protagonistin des Videos.

Du hast Angst davor, einen Newsletter zu verschicken?

Dann starte erst mal mit einer sehr kleinen Liste, die fast nur aus deinen Freunden, Bekannten und Familienmitgliedern besteht. Schreibe am Anfang Was mir persönlich auch gegen Newsletter-Ängst hilft: Ich schreibe eine E-Mail fertig und schicke sie nicht gleich ab, sondern plane sie vor. Ich gebe mir ca. 1-2 Stunden (oder auch Tage) bis sie automatisch rausgeschickt wird. Und ich weiß: Wenn mir in der Zwischenzeit eine Textänderung einfallen sollte, kann ich sie immer noch nachholen.

Du hast Angst davor, deinen ersten Online-Kurs zu launchen?

Just do it – das ist das einzige, das hilft. Auch hier spreche ich aus Erfahrung: Am Anfang habe ich schier einen Herzkasper bekommen beim Gedanken daran, einen Online-Kurs zu machen. Mittlerweile bin ich da sehr routiniert. Ich empfehle für den Anfang: Mache einen kurzen Onlinekurs, vielleicht 4 Wochen lang, launche ihn und verbessere ihn anschließend. Launche ihn dann wieder – und immer wieder. Wie das geht, habe ich bei SOMBA gelernt, dem Online-Business-Coaching meiner Mentorin Sigrun. Mir hat es sehr geholfen, eine genaue Anleitung zu bekommen, wann ich was machen muss – und das sind bei einem eigenen Online-Kurs ziemlich viele To-Dos! So hatte ich gar keine Gelegenheit, meine eigene Idee infrage zu stellen und sie zu zerdenken. Ich bin einfach Schritt für Schritt vorgegangen und habe mich nicht gefragt, welche Aufgaben denn nächste Woche auf mich lauern könnten.

Das beste Mittel gegen Content-Ängst: mache die Dinge TROTZDEM.

Was mir persönlich auch sehr gegen meine Content-Ängst geholfen hat, ist eine Erkenntnis: Content-Ängst ist ein Indikator unseres eigenen Wachstum. Unsere Angst zeigt uns nur, dass wir gerade dabei sind, unsere Komfortzone zu verlassen. Es ist ein natürliches Gefühl, das sich einstellt, sobald wir etwas Neues, Unbekanntes wagen. Seit ich diese Angst anerkenne und sie mit einem gepfefferten „TROTZDEM!“ überwinde, trainiere ich meinen Mut-Muskel und ich merke: Meine Content-Ängst wird immer kleiner.

Ich bin mir allerdings ziemlich sicher, dass ich meine Content-Ängst nie ganz überwinden werde. Und das ist vielleicht auch ganz gut so, denn ich werde hoffentlich immer wieder neue Themen angehen und meine Komfortzone verlassen – und das IST einfach aufregend. Wichtig ist nur, dass wir uns von unserer Content-Ängst nicht blockieren lassen. Dass wir TROTZDEM ins Machen kommen. Eins kann ich dir versprechen: Es wird leichter, mit jedem Posting, Live-Video und Newsletter von dir :-)