Ich hatte bis 2018 keine „richtige“ Startseite, was ganz witzig ist, denn: Ich bin seit 2009 selbständig als Texterin v. a. für Digital-Agenturen. Obwohl ich fast 10 Jahre lang im Internet ohne Logo oder Elevator Pitch unterwegs war, habe ich trotzdem viele Anfragen über meine Webseite bekommen und war als Text-Freelancerin ständig ausgebucht. Ich frage mich: Ist die Startseite vielleicht gar nicht so wichtig für uns als Coaches, Expertinnen und Kreative? Brauche ich als Texterin vielleicht gar keine Startseite? 🤔

 

Was ist eine „richtige“ Startseite?

Ein großes Foto im Querformat. Darunter 3 prominente Angebote und nochmal darunter 3 oder 6 Blogartikel-Teaser. So empfinden viele den klassisch richtigen Aufbau einer Startseite von Selbständigen, Coaches oder Beraterinnen. Das sieht dann ungefähr so aus:

Ist das eine richtige Startseite? Ja? Nein ? Vielleicht? Auf jeden Fall sieht sie ganz anders aus, als meine aktuelle Startseite.

Aber jeder, der auf meine Startseite klickt, sieht sofort: Meine aktuelle Startseite sieht ganz anders aus! Da tummeln sich viele Blogartikel (31, um genau zu sein) und meine Angebote stehen da überhaupt nicht im Vordergrund! Ist das dann eine „richtige“ Startseite?

Ja, natürlich! Denn: Startseite ist, was wir daraus machen!

Was ist das Problem mit der Startseite? Warum blockiert sie uns so sehr beim Projekt „Webseite“?

Das größte Problem, das viele Selbständige mit ihrer Startseite haben, ist: Sie fangen ihr Webseitenprojekt damit an. Es heißt ja schließlich STARTseite und es ist ja auch das erste, das uns bei einem Webseitenprojekt ins Auge springt. Deshalb liegt der Impuls nahe, unsere Webseite auch damit zu beginnen. Aber: Unsere Startseite hat Verweisfunktion: Sie verweist auf unsere Angebote und Über-mich-Seite, auf unseren Newsletter, auf unsere Freebies und Blogartikel usw. Wenn wir das alles nicht haben, haben wir nichts, worauf wir verweisen können. Und schon kommt das Projekt Webseite ins Stocken, bevor es überhaupt erst richtig angefangen hat.

Aber okay, angenommen, wir haben all die Inhalte, auf die wir verweisen wollen. Dann kommt die zweite Startseiten-Bremse: Das Design. Viele denken, sie dürften ihre Webseite erst veröffentlichen, wenn sie ein „richtiges“ Logo haben. Und natürlich auch ein passendes Branding, Farbdesign und, sowieso, das perfekte WordPress-Theme.

Das ist, wenn ich das mal so sagen darf, ein klassischer Mindfuck. Also ein blockierender Glaubenssatz.

Fun Fact: Ich selbst habe bis heute kein Farbdesign. Meine Farbe ist einfach: schwarz 😃 Mein Logo habe ich mir 2018 selbst erstellt, mit einer Kalligraphie-Feder. Nach ca. 5 Versuchen, meinen Künstlernamen „Sympatexter“ zu schreiben, habe ich den besten Versuch genommen und in Photoshop bearbeitet – fertig 😃

Apropos WordPress-Theme: Ich persönlich finde das Standard-WordPress-Theme TwentyTwentyOne super. Ich glaube, dass es für die allermeisten Anwendungen vollkommen ausreicht. Ich selbst habe ja auch ein super einfaches Blog- bzw. Magazin-Theme und „weigere“ mich, auf richtige Pagebuilder wie Divi, Elementor oder Thrive umzusteigen, weil sie mir zu komplex sind. Für meine Angebotsseiten nutze ich LeadPages, das ist ein klassischer Pagebuilder, da kann ich dann die Designsau rauslassen. Ich blogge 95 % meiner Blogartikel mit dem Classic Editor. Ich habe also alles, was ich brauche und kann mich voll aufs Bloggen konzentrieren, ohne mir ständig den Kopf über das Design und irgendwelche Content-Blöcke zerbrechen zu müssen.

Brauchen wir eine „richtige“ Startseite?

Ich habe mich das oft gefragt: Brauche ich eine richtige Startseite? Also eine Startseite, wie ich sie immer bei den Großen meiner Branche gesehen habe? Meine Antwort lautet heute: Ja, ab einem gewissen Business-Level brauchst du eine Startseite, die deine ganze Bandbreite und deine Angebote zeigt. Aber nicht gleich am Anfang! Denn das große Problem mit der Startseite ist: Sie kann uns massiv blockieren, unsere Webseite zu veröffentlichen! Unsere Startseite ist das größte Hindernis bei unserem Projekt namens Webseite: Weil wir, wie oben beschrieben, noch kein schickes Logo, Branding usw. haben. Dabei sind das Dinge, die gar nicht so wichtig sind – zumindest nicht ganz am Anfang! Wichtig am Anfang ist vor allem unter Content! Also: Dass wir bloggen! Denn erst, wenn wir Content und Inhalte haben, haben wir auch etwas, das wir überhaupt gestalten können!

Der Clou ist doch: Wir verbringen so unglaublich viel Zeit damit, unsere Startseite am Desktop perfekt zu gestalten – dabei sieht ein Großteil unserer Webseitenbesucher unsere Startseite nie in ihrer vollen Pracht! Denn:

  1. Die allermeisten Leser:innen kommen auf unsere Webseite, weil sie z. B. bei einer Google-Suche oder bei Facebook auf einen Link zu einem unserer Blogartikel klicken. Ein Großteil dieser Leute klickt nach dem Lesen dieses einen Blogartikels wieder von unserer Webseite weg (sog. Absprungrate. Meine Absprungrate für den letzten Monat ist 6,83 % aber ich glaube fast, diese Zahl kann nicht stimmen, weil sie zu niedrig ist). Diese Leute sehen unsere Startseite also gar nicht!
  2. Die meisten Webseitenbesucher kommen über das Handy auf unsere Webseite. Und mobil sieht man nicht so viel Design wie am Desktop. Bei mir kommen ca. 75-80 % der Webseitenbesucher mobil auf meine Webseite (wenn ich launche, sind es auch mal weniger, weil sich die Leute die Verkaufsseite gerne am Desktop anschauen. Und: den Kaufen-Button klicken viele Leute auch lieber am „richtigen“ Computer als am Handy).

Wenn wir das mal hochrechnen, bedeutet das: Über 80 % unserer Webseitenbesucher:innen klicken nicht auf unsere Desktop-Startseite! Warum verbringen wir dann so viel Zeit damit, ausgerechnet diese eine Seite zu perfektionieren?

Wie lösen wir die Handbremse beim Thema Startseite?

Seit ich eine Webseite habe (also seit 2005) zeigt meine Startseite meine aktuellen Blogartikel an. Und das ist auch meine Empfehlung: Wenn du dein Projekt namens Webseite angehst, investiere erst mal keine Energie in eine hübsche Startseite, sondern fange gleich an zu bloggen. Sobald du deinen allerersten Blogartikel hast, kannst du ihn auf deiner Startseite anzeigen lassen. So stellst du das in WordPress ein: Gehe in WordPress in der linken Seitenleiste auf „Einstellungen“ –> „Lesen“ und klicke bei „Deine Homepage zeigt“ die Einstellung „Deine letzten Beiträge“ an. Fertig!

So kommst du zu deiner schicken Startseite: Schreibe fünf weitere Blogartikel und kümmere dich dann um deine Über-mich-und Angebotsseite. Parallel kannst du deine Social-Media-Profile aufsetzen (je nach Branche und Thema empfiehlt sich LinkedIn, Facebook, Instagram und/oder YouTube). Wenn du das alles hast, kannst du aus diesen Elementen deine Startseite wie ein Puzzle zusammensetzen! Hier ist mein Vorschlag für die erste Version deiner Startseite.