Wir sind jetzt in Woche 5 von The Blog Bang und ich merke, dass das Thema von Woche 4 immer noch nachhängt: SEO bzw. Suchmaschinenoptimierung. Es ist krass, wie stark SEO Neu-Blogger unter Druck setzen kann. Eine Sache sticht mir da ganz besonders ins Auge: die SEO-Ampel bei Yoast. Dort wird mit grau, rot, orange und grün angezeigt, wie gut wir bestimmte SEO-Aufgaben gelöst haben. Und, ach, das Gefühl der glücksseligen Erleichterung, wenn die Ampel endlich von orange oder gar rot auf grün umspringt!

Nur die Sache ist die: viele von uns verbiegen sich ganz schön, um diese grüne Ampel zu bekommen. Da werden Keyphrases getreu dem Motto „was nicht passt, wird passend gemacht“ zurechtgeschnitzt. Texte werden ungelenk umgeschrieben weil Tools wie Yoast das Keyword „Blog“ schon nicht mehr erkennen, wenn wir den Plural „Blogs“ verwenden. Oder weil diese Tools z. B. „Schüler“ oder „Schülern“ nicht als ein Keyword behandeln. Oder „bloggen“ und „gebloggt“. Oder, oder, oder. Spannend wird es auch, wenn wir die Reihenfolge der Wörter in unserer Keyphrase umdrehen und irgendwas zwischen die Keywords setzen. Also wenn wir statt der Keyphrase „bloggen lernen“ so etwas schreiben wie „…lerne mit WordPress zu bloggen…“ (also wenn die Keywords in einem Satz nicht direkt beieinander stehen).

Der Witz ist: Google erkennt das alles sehr zuverlässig. Nur diese SEO-Tools können das (noch?) nicht. Zumindest nicht in der kostenlosen deutschen Version. Wie das in der englischen bzw. Premium-Version ist, weiß ich nicht.

In dem Moment, in dem wir der SEO Ampel zuliebe unsere Texte verbiegen, damit sie einer spezifischen Keyphrase im 1:1 Wortlaut gerecht werden, geben wir diesen Tools eine Macht über uns, die sie nicht haben sollten. Plötzlich bestimmen diese Tools darüber, wie ein guter Text aussehen soll. Damit schaden wir unseren Texten. Und wir machen uns von der Beurteilung eines ziemlich dummen Tools abhängig. Das ist kein entspanntes, freies, authentisches Bloggen mehr.

Gestern, als ich in der Facebook-Gruppe von The Blog Bang einen Kommentar geschrieben habe, ist mir beim Schreiben ein guter Vergleich eingefallen:

SEO-Tools sind wie ein All-you-can-eat-Buffet

Wie bei einem Buffet gilt auch bei SEO: ich muss nicht alles davon essen bzw. machen, nur weil es möglich ist. SEO Tools sind auf einen sehr spezifischen Anwendungsfall optimiert: auf das Schreiben von epischen Expertenartikeln. Solche Blogartikel schreiben v.a. technische Bloggerinnen – dynamische Bloggerinnen hingegen nicht so oft. Es macht nicht bei jedem unserer Blogartikel Sinn, einen externen Link zu setzen. Oder wir haben vielleicht noch keinen eigenen Blogartikel, den wir intern verlinken könnten – dann ist das okay, wenn wir hier keine grüne Ampel bekommen. Manchmal können wir die Keyphrase nicht sinnvoll noch einmal im Text unterbringen, nur weil das SEO Tool uns sagt, dass wir das machen sollten, um die laut Zahlen, Daten, Fakten ideale Keyword-Dichte zu erreichen. Manchmal schreiben wir persönliche oder lyrische Blogartikel, die gar nicht optimiert werden müssen (oder können), in die wir gar keine Zwischenüberschriften, Links oder Bilder einfügen wollen und trotzdem lauert unter unserem Blogartikel dieses mächtige SEO Tool mit all seinen Vorschlägen. Da heißt es dann einfach: stark bleiben, keine Keyphrase eingeben und SEO gut sein lassen. Manchmal haben wir die Keyphrase in der Einleitung erwähnt, sie aber leicht abgewandelt (Plural, dekliniert, konjugiert, was-auch-immer-iniert), so dass das SEO Tool sie nicht erkennt. Dann ist das okay, wenn die Ampel für diesen Punkt rot bleibt. Google (und andere Suchmaschinen) finden unseren Blogartikel auch so!

Für mehr Lässigkeit bei Yoast & Co.

SEO Tools zeigen einfach nur, was alles möglich ist. Wenn wir Tools wie Yoast oder Rank Math als Gedankenstütze sehen und nicht (mehr) als To-Do-Liste, die wir komplett abhaken müssen, werden unsere Texte besser (fließen). Wenn wir erkennen, dass ein Text mit einigen roten und orangenen Ampeln besser sein kann als ein Text mit durchgehend grüner Ampel, verlieren diese Tools komplett ihren Schrecken. Wenn wir uns von SEO Tools emanzipieren und ihre Optimierungsvorschläge zur Kenntnis nehmen aber dort, wo es keinen Sinn macht, bewusst ignorieren, werden wir zu selbstbewussten Bloggerinnen, die sich nicht zu Schreibsklaven eines Tools machen. Diese Tools sind toll – aber sie sind nicht besonders schlau. Yoast wird mir garantiert wieder ankreiden, dass in diesem Absatz drei aufeinander folgende Sätze mit „Wenn“ anfangen, dabei mache ich das mit Absicht 🙄😉

Und: es sind nur Tools, die unsere Texte stur nach Vorschrift beurteilen. Diese Tools sind nicht kreativ, sie kennen keine Ironie und haben kein Gespür für Schreibstil. Deshalb sollten wir im Zweifel lieber unserer eigenen Meinung vertrauen.