Gerade im Urlaub bekomme ich regelmäßig den Rat: „Leg doch mal das Handy weg und entspann dich! Schalte ab! Mach doch mal richtigen Urlaub!“ Nur, die Sache ist die: Genug Zeit zu haben, um zu bloggen, was mir gerade in den Sinn kommt, DAS ist für mich der Inbegriff von Urlaub, Entspannung und Freiheit! Die Vorstellung, faul am Strand zu liegen, ist für mich nicht entspannend. Das wird mir sehr schnell langweilig, der Bore-Out wäre vorprogrammiert. Zudem bin ich als High-Energy-Typ nicht für längere faule Zeiten „gebaut“.

Urlaub: Das Gegenteil vom Arbeitsalltag?

Die Definition von Urlaub lautet: Einem Arbeitnehmer zustehende arbeits- bzw. dienstfreie Zeit, die der Erholung dient.

Aha: Arbeitnehmer. Da falle ich als Selbständige schon mal durchs Raster und ich frage mich: Wie heißt es, wenn sich Selbständige frei nehmen? Ferien?

Dann der andere Begriff in dieser Definition: arbeitsfreie Zeit. Was ist eigentlich alles Arbeit in meinem Arbeitsalltag? Ich sitze den ganzen Tag am Schreibtisch, mache Videos, blogge, mache Postings, schreibe Newsletter usw. Wenn Urlaub das Gegenteil vom Arbeitsalltag ist, dürfte ich nicht am Laptop sitzen, nicht schreiben oder Social Media nutzen. Am besten dürfte ich nicht mal das Handy in die Hand nehmen. Aber: Wäre das wirklich die ersehnte Erholung? Denn nicht alles, das ich in meinem Arbeitsalltag oder mit dem Handy in der Hand mache, ist Arbeit. Dazu gehört v. a. das Bloggen. 

Woher kommt die Vorstellung, dass Urlaub nur dann erholsam ist, wenn wir das Handy aus der Hand legen? Ja, ich weiß aus eigener Erfahrung: Es ist wirklich erholsam, eine Internet- oder Social-Media-Auszeit zu nehmen. Aber, ganz ehrlich: Wenn wir wirklich zu viel am Handy hängen, dann hilft uns auch kein handyfreier Urlaub! Dann müssen wir doch unsere Handyzeit während unseres Arbeitsalltags reduzieren, damit diese digitale Überdosis überhaupt nicht entstehen kann, die wir dann mit einem Digital-Detox-Urlaub auskurieren müssen! Wenn wir nach einem Offline-Urlaub wieder genau so viel in Social Media abhängen wie vorher, haben wir nichts gewonnen.

Zudem: Ohne Handy habe ich auch keinen Fotoapparat. Und, oh je, ohne Fotoapparat im Urlaub unterwegs sein, das ist keine schöne Vorstellung für mich 🙈😉

Meine Quintessenz von Urlaub: Keine Termine und keine Vorbereitung

Für mich ist also nicht das Schreiben oder Bloggen an sich die wirkliche Arbeit. Sondern das Erstellen von Content, der unbedingt zu einem gewissen Zeitpunkt fertig werden muss, wie z. B. Inhalte für meine Blogkurse. Das ist tatsächlich sehr intensive Arbeit. Arbeit ist für mich, wenn ich viele Termine habe, die meinen Tag zerstückeln. Wenn ich hingegen nur einen Termin am Tag oder To-Dos ohne harte Deadline habe, fühlt sich das für mich viel weniger nach Arbeit an. Arbeit ist für mich, wenn ich Dinge für einen Termin oder Call vorbereiten muss. Wenn ich hingegen einen spontanen Zoom-Call machen kann, ohne z. B. eine Präsentation dafür vorbereiten zu müssen: das ist gefühlt keine Arbeit. Arbeit ist für mich, wenn ich neue Dinge testen, implementieren und verstehen muss, wie z. B. die Umstellung auf eine Kursplattform. Wenn ich hingegen einfach die Tools nutzen kann, die ich im Schlaf beherrsche wie z. B. Zoom, Belive, WordPress, ActiveCampaign: keine Arbeit.

Ich klappe meinen Laptop auf: Ist das jetzt Arbeit oder Vergnügen?

Es ist mir schon klar, dass mein gefühltes Nicht-Arbeiten für viele Leute immer noch nach Arbeit aussieht 😄 Aber ich glaube: Die Arbeits-Dosis macht das Gift. Und: Für einen Angestellten ist es viel leichter, Arbeit und Freizeit (und damit auch Urlaub) zu trennen. Ich als Online-Unternehmerin, die Blogkurse gibt und deren größtes Hobby zugleich auch das Bloggen ist, kann diese klare Linie zwischen Arbeit und Freizeit nicht ziehen. Sobald ich den Laptop aufklappe, verschwimmt diese Linie. Auch für meine Kinder. Denn die fragen mich immer, wenn ich den Laptop zum Bloggen aufklappe: Mama, arbeitest du jetzt?

Aber die Linie zwischen Arbeit und Vergnügen verschwimmt schon viel früher bei mir, schon lange, bevor ich den Laptop aufklappe: Während ich durch die Stadt streife und all diese neuen Eindrücke aufsauge, denke ich irgendwo im Hinterkopf auch immer über meinen Onlinekurs nach und wälze meine Businessfragen. Oder ich denke in irgendeiner hinteren Gehirnwindung über meinen nächsten Blogartikel oder meine nächste Challenge nach. Das empfinde ich nicht als Arbeit, es ist mein kreativer Prozess. Durch dieses Hintergrundrauschen entstehen dann z. B. im Budapester Csúszdapark meine vermeintlich zufälligen Geistesblitze, Wortspiele und Ideen, die ich dann sofort in der Notizen-App meines Handys festhalte. War das jetzt Arbeit oder Urlaub?

Und ist diese Unterscheidung bei Leuten, die ihr Hobby zu ihrem Business gemacht haben, wirklich so wichtig?