Ob SEO-Texter, Werbetexter, Kreativtexter, Konzepter oder Informationsarchitekt: sie alle schreiben und machen irgendwas mit Marketing. Dennoch gibt es auch Unterschiede – z. B. was die Ergebnisse, notwendigen Kompetenzen und die Bezahlung angeht. Hier der Versuch, die verschiedenen Berufsbilder aufgrund meiner eigenen Erfahrung zu trennen.

Was ist ein SEO-Texter?

Ein SEO-Texter schreibt suchmaschinenoptimierten Content. Das sind vor allem Blogartikel, Anleitungen sowie Produkt- und Erklärtexte. SEO-Texter werden oft auch als Content-Texter bezeichnet. Sie sind oft technisch versiert und kennen sich mit HTML, Plugins und Content Management Systemen aus. Yoast essen sie zum Frühstück und ein Ausdruck wie „SEO-Optimierung“ kommt ihnen nicht über die Lippen weil das O in SEO schon für Optimierung steht. Das ist schließlich genau so uncool wie „LCD-Display“. Aber aus SEO-Gründen würden sie es vielleicht trotzdem schreiben weil die Leute sowas googlen. SEO-Texter sind ein wandelndes Synome-Lexikon was sich in dem folgenden Witz spiegelt: Geht ein SEO-Texter in eine Bar, Bars, Pub, Irish Pub, Trinkhalle und bestellt Alkohol, Wein, Bier, Whiskey, Rum, Wodka…
Alle SEO Texter, die ich persönlich kenne, sind hochqualifizierte Autodidakten (obwohl es mittlerweile wohl Ausbildungen zum SEO-Experten gibt). Sobald das SEO-Texten von der eher handwerklichen zur kreativen Tätigkeit wird, vollzieht sich der schleichende Übergang zum (Werbe)Texter.

Was ist ein Werbetexter?

Das Briefing ist der Startschuss für den Werbetexter: Dann wirft er die Ideenmaschine an und tobt sich aus. Der Werbetexter schreibt alle möglichen Kreativtexte: Headlines, Webseitentexte, Broschürentexte, Social Media Postings usw. Zudem ist er der absolute Experte dafür, eine kreative Idee auf alle möglichen Kanäle herunterzubrechen und sie miteinander zu vernetzen. Damit sind wir auch schon bei einem häufigen Missverständnis: Werbetexter in Agenturen müssen oft nicht perfekt schreiben können. Bei ihnen geht es um Ideen. Um Zeichensetzung und Grammatik kümmert sich später sowieso oft ein Lektorat. Bei freien Textern sieht die Situation schon anders aus: sie haben oft kein zusätzliches Lektorat bzw. der Kunde möchte ein Lektorat nicht extra zahlen.
Der Werbetexter hat die größte Überschneidung mit den anderen Textern und schreibenden Berufen: mit SEO-Textern, Konzeptern, Autoren, Journalisten usw. Sehr oft werden z. B. Journalisten im Laufe ihrer Karriere ebenfalls zu Werbetextern oder Werbetexter werden zu Autoren. Werbetexter sind kreative Allrounder und sind oft Quereinsteiger: Journalisten, Germanistikstudenten, Türsteher, Metzger, Callcenter-Mitarbeiter, Kontakter, über Schulen wie die Hamburg School of Ideas (als ich meine Ausbildung dort gemacht habe, hieß sie noch Texterschmiede) oder Kreativkader (gibt’s auch in Stuttgart!) oder direkt über einen Copytest (hier ein Beispiel der Agentur Butter) – viele Wege führen zum Traumberuf Werbetexter. In Agenturen ist ein Texter oft in Kombination mit einem Designer anzutreffen. Gemeinsam entwickeln sie auf der Grundlage von Briefings kreative Bildideen, Headlines, Kampagnenmotive usw. Werbetexter werden oft auch nur Texter genannt. Der Übergang vom (Werbe)Texter zum Konzepter ist fließend und nicht ganz trennscharf. Je strategischer ein Werbetexter arbeitet, umso mehr steckt ein Konzepter in ihm.

Was ist ein Konzepter?

Der Konzepter ist der kreative Kopf hinter Kampagnen und Marketingstrategien. Manchmal wird der Konzepter auch Informationsarchitekt genannt – wobei Informationsarchitekten oft eher im Bereich IT zuhause sind. Der Konzepter arbeitet auf Grundlage des Kundenbriefings das Alleinstellungsmerkmal eines Produkts heraus, entwickelt den strategischen Kerngedanken und schreibt oft das Rebriefing. Dann entwickelt der Konzepter entweder selbst Ideen auf dieses (Re)Briefing oder gibt es den Werbetextern, damit sie sich kreativ daran austoben. Oft erstellen Konzepter den Prototypen einer Kampagne, der später als Blaupause für weitere Motive der Kampagne dient. Damit ist er der Star der Agentur und steht auch dementsprechend unter hohem Kreativitätsdruck. Konzepter sind oft bis spät nachts bei der Arbeit anzutreffen, denn Ideen sind flüchtige Wesen, die schnell eingefangen werden wollen. Viele Geschäftsführer und Agenturgründer haben als Konzepter angefangen und sind oft die bestbezahlten Kreativen in Agenturen.

Was bin ich eigentlich? SEO-Texter, Werbetexter, Konzepter?

Ich sehe mich als Mischwesen aus Werbetexter und Konzepter mit einer großen Prise SEO-Kompetenz. Obwohl ich mich selbst nie SEO-Texterin nennen würde, schreibe ich erstaunlich viele SEO-Texte. Mein SEO-Wissen habe ich mir als Blogger seit 2005 selbst angeeignet. Es wird immer schwieriger, die verschiedenen Berufsfelder voneinander abzugrenzen, denn ein Texter ohne SEO-Kompetenz oder ein Konzepter ohne gute Schreibe hat es eher schwer. Fast immer gibt es diese Überschneidungen und die Frage ist dann nur, wie stark die Überschneidung zu den anderen Berufsbildern ist. Angefangen habe ich 2006 nach meinem Studium als klassischer Werbetexter. Als ich mich 2009 selbständig gemacht habe, wurde meine Tätigkeit immer strategischer: ich habe Briefings in Frage gestellt und ungebriefte Ideen vorgelegt. So ist z. B. die Gesichter-Kampagne für Ferrero oder die fröhliche Drei-pack-ich-keit für congstar entstanden.
Heute, mit meiner Dozententätigkeit und meinem Vorstoß in das Thema Onlinebusiness, frage ich mich tatsächlich manchmal, wie mein Berufsbild offiziell heißt. Aber eigentlich ist das egal, denn: Ich bin ein Sympatexter ;-)