Monatsrückblick Februar 2022: Haltungsbloggen in schwierigen Zeiten

Mein Februar hat mit einer persönlichen Krise angefangen und geht mit einer Weltkrise zu Ende. Eigentlich wollte ich diesen Rückblick in Portugal verbloggen. Aus dem Familien-Urlaub am Meer wurde Quarantäne in Zuhausien. Aber hey, eigentlich ist alles gut: bei uns sind aktuell 2 Corona-Tests positiv, die Stimmung ebenso. Ich bin von Corona (noch) verschont geblieben. Puh, Glück gehabt! Die Verläufe sind mild, genauso wie die Frühlingssonne, die die Schneeglöckchen im Garten wach küsst. Wir nutzen die unverhofft freigewordene Zeit zum Spielen, Aufräumen, Entspannend und Spazierengehen. Bei jedem unserer Ausflüge habe ich Mülltüten mit dabei, um alles einzusammeln, was herumliegt. Meine Tochter und ich streifen also jeden Tag durch unser kleines Städtchen und räumen mal hier und mal dort auf. Vorgestern haben wir den Fluss am Bahnhof gesäubert. Unser „bester“ Fund: Ein voller gelber Sack, der einfach so im Wasser lag. Unglaublich. Wir nennen uns „Die Weg-Damits!“ und mit jedem Aufräum-Ausflug machen wir das Städtchen ein bisschen mehr zu unserem Städtchen.
Ansonsten nutze ich die Zeit natürlich für mein größtes Hobby: Ich blogge viel und schreibe meinen Newsletter öfter. Das ist mein persönlicher Bewältigungsmechanismus in schwierigen Zeiten.
Es ist wirklich unglaublich, wie weit weg jetzt alles erscheint, was mich am Anfang des Monats noch so beschäftigt und belastet hat. Was war passiert? Ein Konflikt in der Facebook-Gruppe von The Content Society rund um „Wild-Postings“ (also Postings, die eigentlich als Kommentar unter eines unserer Wochenpostings gehören oder Postings, die mit The Content Society bzw. dem Bloggen nichts zu tun haben) hat sich aufgeschaukelt und mich persönlich sehr belastet. Rückblickend betrachtet hätte ich besser reagieren können, aber hey, hinterher ist man immer schlauer. Im Blogartikel „Was ist Bro-Marketing?“ habe ich geschrieben: Unsere Selbständigkeit ist wie ein unkartierter Kontinent: Wir finden den Weg, indem wir ihn gehen. Und wir lernen mit jedem Launch, mit jedem Konflikt und auch mit jedem Erfolg dazu. Ich möchte mich nicht dafür geißeln, dass ich früher Fehler gemacht oder in kniffligen S(h)ituationen nicht perfekt reagiert habe. So ist das Leben. Die Frage ist: Was mache ich daraus?
Ich habe meine Lehren aus diesem Konflikt gezogen. Hier ein paar Beispiele:
Das Ergebnis: Das Handy summt und brummt nicht mehr ständig in meiner Hand – wie entspannend! Und die Erkenntnis: Ich muss nicht immer sofort auf alles reagieren und es ist in Ordnung, wenn ich eine Frage nicht sofort, sondern erst nach ein paar Stunden beantworte. Viele von diesen Veränderungen lagen bei mir sowieso schon in der Luft: Die Gruppenregeln z. B. waren schon seit ein paar Wochen auf meiner To-Do-Liste und ob wir Postings freigeben sollen, haben wir schon mehrfach im Team diskutiert. Dieser Konflikt war einfach nur eine Gelegenheit, jetzt Nägel mit Köpfen zu machen.
Schon seit Monaten frage ich mich regelmü… äh regelmäßig: Macht meine Präsenz auf Social Media eigentlich Sinn? Ich bin großer Fan von Social Media (I ♥ Twitter! Auch wenn ich da nicht so aktiv bin), aber ich merke, wie sehr es mich auch ermüdet. Facebook stresst mich seit Ewigkeiten und ist für mich nur noch eine Gruppen-Plattform für meine Onlinekurse. Seit über zwei Jahren nutze ich den Facebook Feed Eradicator, also ein Plugin für meinen Browser, der meinen Facebook-Feed ausblendet (für Chrome findest du dieses Plugin hier). Und gerade bei Instagram frage ich mich sehr intensiv: Ist meine Energie dort wirklich gut aufgehoben?
Als dynamische Bloggerin ist meine Haltung, dass ich frei und unabhängig bloggen will. Das bedeutet auch, dass ich unabhängig von Social Media sein möchte! Facebook und Instagram sind erschreckend gut darin, uns eine große Sichtbarkeit vorzugaukeln. Es ist wirklich faszinierend: Wir posten etwas und schnell bekommen wir erste Feedbacks in Form von Herzchen und Daumen-Hochs. Das schafft ein Gefühl der Wirksamkeit – aber letztendlich sind das oft nur Nebelkerzen. Ich bin der Überzeugung, dass wir viel mehr Wirkung entfalten, wenn wir statt eines Postings einen Blogartikel schreiben oder unseren Newsletter verschicken, auch wenn wir da nicht so schnell eine Reaktion bekommen, wie bei Social Media. Aber klar, ich sehe ja an mir selbst, wie süchtig diese schnellen Social-Media-Feedbacks machen können. Einmal was auf Instagram gepostet und die nächste Stunde checke ich 10 mal: Gibt es neue Kommentare, neue Likes? Das ist doch krass!
Facebook und Instagram haben so oft ihre Algorithmen geändert und die Sichtbarkeit von normalen (also unbezahlten) Postings in den Keller befördert, dass ich mich frage: Brauche ich Social Media oder braucht Social Media mich? Ich sehe um mich herum, wie sich viele Frauen verausgaben, beim Wunsch, auf Instagram einen schönen Feed hinzubekommen und möglichst relevante und nützliche Postings zu erstellen. Dabei bespaßen sie oft nur knapp ein paar 100 Follower, Tendenz stagnierend, mit Inhalten, die nach 2 Tagen im Relevanz-Nirvana verschwinden. Lohnt sich das? Ich glaube: Wenn wir unsere Energie in unsere eigenen Plattformen investieren, haben wir einen viel besseren ROE: Return on Energy. Und wenn wir unsere Blogartikel (automatisiert?) auf Social Media teilen würden, anstatt dass wir uns jedes Mal ein neues Posting mit neuen Texten ausdenken, hätten wir mehr geistige Bandbreite für unsere eigenen Plattformen, allen voran für unseren Blog und Newsletter. Die meisten von uns bekommen über diese eigenen Plattformen den Großteil ihrer Kundschaft. Mir drängt sich so der Verdacht auf, dass viele Selbständige ihre Energie auf Social Media sinnlos verpuffen lassen.
Ende Januar habe ich also alle Social Media Apps vom Handy gelöscht. Mein Fazit nach einem Monat: Es fehlt mir nicht. Ich meine, wer hätte das gedacht: Ich als Social Media Poweruser! Schon nach wenigen Tagen habe ich keinen Impuls mehr verspürt, irgendwas in meiner Story zu dokumentieren. Die Anzahl der Fotos auf meinem Handy hat sich im Februar stark verringert und damit auch der digitale Clutter, der mir geistige Bandbreite raubt. Ich habe also kaum etwas auf Social Media gepostet und ZACK, kommt die Abstrafung: Ich finde es beachtlich, wie schnell meine Social-Media-Zahlen in den Keller gerauscht sind. Hier das Beispiel meiner Facebook Business Page:
Und hier Instagram:
Die Zugriffszahlen auf meinem Blog hingegen sind stabil bzw. zeigen nach oben. Okay, zugegeben, der Vergleich hinkt etwas, weil ich seit vielen Jahren regelmäßig blogge und mindestens 4 bis 10 Blogartikel pro Monat schreibe. Eine Blog-Auszeit hat sich mir seit meinem neuen Blog-Erwachen in 2018 nicht aufgedrängt und ich genieße es einfach, dass mich das Bloggen entspannt und beflügelt. An manchen Tagen wache ich morgens mit Schmetterlingen im Bauch auf, weil ich eine Idee für einen neuen Blogartikel habe und es kaum erwarten kann, ihn in die Welt hinauszutragen ♥
Am Donnerstag, 24. Februar, haben zwei weltbewegende Dinge angefangen: Der Krieg in der Ukraine und Fasching/Karneval. Sagen wir es diplomatisch: Ich habe mich an diesem Donnerstag in einem Spannungsfeld bewegt.
Krass: Wir haben Krieg in Europa. Und ich frage mich: Muss ich als Unternehmerin Haltung zeigen? Und wenn ja, wie schnell? Am 27. Januar habe ich im Blogartikel „Krisen, Katastrophen, Epidemien, Kriege: Sollen wir als Online-Unternehmerinnen darauf eingehen?“ dazu geschrieben: „Kann, darf, muss ich den Ukraine-Krieg in meinem Kurs thematisieren? Oder in meinem Newsletter? In meinen Postings? Muss ich hier Haltung zeigen? Was ist mit der Übernahme Afghanistans durch die Taliban im August 2021? Oder mit dem Sturm auf das US-Kapitol im Januar 2021? Wie stehe ich zum Krieg im Jemen, der seit über 10 Jahren weitestgehend unbeachtet vor sich schwelt? Muss ich zu allen Weltereignissen Position beziehen? Oder nur dann, wenn es mich persönlich betrifft? Wenn ich aus familiären Gründen oder wegen meines Wohn- oder Geburtsortes nah dran bin? Wo kann ich die Grenze ziehen?“
Schwieriges Thema… Ich habe am 27. Januar einen sehr persönlichen Newsletter zu diesem Thema verschickt (hier kannst du ihn nachlesen). Für mich fühlt es sich stimmiger an, auf meinen eigenen Plattformen (wie auf meinem Blog oder in meinem Newsletter) Haltung zu zeigen, als auf Social Media. Also auch hier: Ich bewege mich von Social Media weg und spüre, was meinen Content angeht, dass ich bei meinem Blog und Newsletter viel mehr „zuhause“ bin. My Blog is my Castle und Blog like nobody’s reading: Meine eigenen Plattformen fühlen sich viel krisenfester an als Facebook & Co.
Hinterlasse direkt hier deinen Namen und den Link zu deinem Monatsrückblick ⬇️ Info: Bitte nutze kein ß, é und keine Umlaute (umschreibe sie als ae, oe bzw. ue). Sonst kann dieses Tool deinen Eintrag nicht darstellen :-) Übrigens: Hier findest du die komplette Anleitung für deinen Monatsrückblick.
11 Comments
Liebe Judith,
was du über Social Media schreibst und das Stellung beziehen kann ich so gut nachvollziehen! Ich kämpfe auch sehr damit und bin immer am Überlegen, was das richtige Maß ist.
Ich war noch nie besonders gut im Regelmäßigen Posten und wenn ich es versuche, frisst es unheimlich viel Zeit, die ich eigentlich nicht habe…
Irgendwie ist es doch ein Gedankenprozess, ich bin gespannt, wo er mich hinführen wird und bin dankbar für deine Impulse!
Liebe Grüße,
Katharina
Das mit dem Müll spricht mich besonders an, denn das hab ich selbst schon öfter vorgehabt. Mich ärgert der Müll immer, wenn ich spazieren gehe.
Ich hoffe, ich denke das nächste Mal dran, etwas für den Müll mitzunehmen!
Liebe Judith,
deine Idee mit dem Müllsammeln gefällt mir so gut!
Auch wir haben immer eine Tüte dabei. Man findet leider auch in den entlegendsten Ecken Müll.
Dank dir hab ich nun heute den zweiten Montasrückblick veröffentlicht.
Liebe Grüße
Irina
Liebe Judith, das von dir beschriebene „Social-Müdia-Phänomen“ beobachte ich bei mir schon länger. Ich bin sehr froh, durch dich mit dem Rückbloggen angefangen zu haben. Das war das Stückchen Struktur, das mir bisher gefehlt hat. Danke dafür! :)
Das Social Media Thema geistert mir auch schon seit Wochen im Kopf herum. Insta nervt mich schon länger. Wir haben den Fernseher abgeschafft um von den Sendzeiten unabhängig zu sein und jetzt richte ich mein Leben nach einem Algorithus aus? Echt jetzt? Vor allem nervt es mich, wenn eine App nicht ordentlich funktioniert ;-) Seit ich Blogge – und das ist ja jetzt noch nicht so lange wie bei Dir – kehrt wieder Ruhe in mein Leben ein. Endlich. Der Blog ist das Zentrum meines Tuns und alles andere ergibt sich daraus. Ich hab‘ mein Leben wieder zurück und dafür bin ich echt dankbar. Ich finde Deine Entscheidung richtig cool! Danke für Deinen wertvollen Beitrag! Marita
Hey Judith, ich bin ziemlich neu dabei, aber es freut mich jedesmal wenn ich einen Monatsrückblick veröffentlicht habe. Es ist wie den Kopf frei machen für den neuen Monat… Ballast werfen, dem bisher unausgesprochen einen Raum geben… Gerne verlinke ich meinen Beitrag. Im Februar hat die Welt einen Kopfstand gemacht, und nicht nur meine kleine Welt!
Liebe Judith, vielen Dank für die Möglichkeit dieser Art Blogparade!
Vielen lieben Dank Judith für diese wunderbare Anregung, Rückblicke zu schreiben. Es strukturiert mich. Es zeigt mir die Fülle dessen, was ich erlebt habe. Und es ist eine Steilvorlage für Dankbarkeit und Wertschätzung all des Guten, das uns jeden Tag umgibt – gerade wichtig in diesen schwierigen Zeiten.
Julia, ich danke dir für diesen Kommentar! Und ja, unsere Monatsrückblicke reihen sich auf wie Perlen auf einer Dankbarkeits-Schnur. Es ist so wichtig, dass wir diese Momente festhalten. Nicht nur für uns, sondern auch für unser Umfeld und, in meinem Fall, für unsere Familie ♥