Wie viel über mich soll, darf oder muss ich auf meinem Blog preisgeben? Diese Frage stellt sich uns Bloggern, wenn wir persönliche Blogartikel schreiben, in denen wir Einblicke in unser Leben geben. Und natürlich besonders beim Jahresrückblick, den wir in meiner epischen Blog-Challenge im Dezember gemeinsam verbloggen. Die Frage nach dem Grad der Persönlichkeit ist eine Frage, auf die es keine pauschale Antwort gibt. Die Frage ist eher: Wie viel Persönlichkeit WILLST du zeigen?
Was ist persönlich?
Persönlich ist alles, was dich als Mensch ausmacht. Das sind Informationen über dich, die du mit der breiten Öffentlichkeit teilst. Diese Informationen können z. B. deine Werte, deine Haltung und deine Historie beinhalten. Aber auch deine Weltsicht, deine Vorlieben und Abneigungen – alles jeweils zu einem gewissen Grad. Persönliche Themen können z. B. sein:
- deine Hobbies und wie sie dein Leben und Business beeinflussen
- deine Ziele im Business und Leben
- deine politische Einstellung
- deine besten Business-Tipps
- deine aktuellen Herausforderungen und Themen, die dich beschäftigen
- deine Meinung zu Branchentrends oder Entwicklungen im Business
- wie und warum du zu deiner beruflichen Tätigkeit gekommen bist
- deine wichtigsten Werte und wie sie auf deiner Historie basieren
- deine Vision und Mission im Business
- deine wichtigsten Business-Lektionen aus dem zurückliegenden Jahr
Du kannst, musst aber nicht, in deinem Blog bzw. Content über diese Themen sprechen! Denn vielleicht gehen dir diese Themen, wie z. B. deine politische Einstellung, schon zu weit und du willst sie nicht mit der breiten Öffentlichkeit teilen. Dann sind sie für dich privat.
Was ist privat?
„Privat“ ist der Teil unserer persönlichen Sphäre, den wir nicht mit der breiten Öffentlichkeit teilen möchten. Also: Informationen, die wir nicht in unserem Blog oder auf Social Media teilen, aber z. B. mit unserem Freundeskreis oder mit unserer Familie. Was privat ist, entscheidet jede/r für sich. Für manche ist ihre politische Einstellung privat, für andere Menschen ist das „nur“ eine persönliche Information, die sie bereitwillig mit der breiten Öffentlichkeit teilen.
Wo verläuft die Grenze zwischen persönlich und privat?
Die Grenze verläuft dort, wo du sie ziehst. Es gibt Menschen, die auf ihrem Blog oder Social-Media-Accounts nichts Persönliches über sich erzählen und nur Experteninhalte posten, wie z. B. Anleitungen oder Checklisten. Oder Menschen, die sogar kategorisch ablehnen, ihr Gesicht zu zeigen. Das ist in Ordnung! Es gibt keinen Zwang, Persönliches preiszugeben!
Die Grenze zwischen persönlich und privat ist individuell. Du entscheidest, wo du diese Grenze ziehst. Aus jahrelanger Blog-Erfahrung wissen wir, dass sich diese Grenze mit der Zeit verschiebt. Viele Blogger, die anfangs nur Expertenthemen geschrieben haben, zeigen mit der Zeit mehr Persönlichkeit. Für Viele ist es eine Frage der Übung und Gewöhnung, mehr Persönlichkeit zu zeigen. Meistens stecken Ängste und Glaubenssätze dahinter, wenn Leute nichts Persönliches teilen wollen. Mit zunehmender Blog-Erfahrung lösen sich diese Ängste oft auf, v. a. wenn wir positives Feedback auf unsere persönlichen Inhalte bekommen. Es ist also vollkommen in Ordnung, wenn du deine eigene Einteilung von „persönlich vs. privat“ überdenkst und veränderst.
Die Reihenfolge des Öffentlichkeits-Grades von Content ist: allgemein –> persönlich –> privat –> intim.
Allgemein | Persönlich | Privat | Intim |
Dein Knowhow und Expertenwissen und alles, womit du keine Probleme hast, wenn die breite Öffentlichkeit sie weiß. | Alles, was dich als Mensch ausmacht, das du mit der breiten Öffentlichkeit teilen willst. | Alles, was dich als Mensch ausmacht, das du nicht mit der breiten Öffentlichkeit teilen willst – aber z. B. mit deinem Freundeskreis oder deiner Familie. | Alles, was dich ausmacht, das du niemandem erzählst – oder evtl. einigen wenigen Menschen, denen du sehr vertraust. |
Dein Wissen. | Alles aus deiner allgemeinen Sphäre plus deine Erfahrung, deine Meinung und deine Haltung. | Alles aus deiner persönlichen Sphäre, mit (vermeintlichem) Shitstorm-, Ausgrenz- oder Aneck-Potential. | Deine Geheimnisse. |
Ich sehe die allgemeine Wissens-Sphäre getrennt von unserer persönlichen Sphäre:
Müssen wir in unserem Blog und auf Social Media persönliche Inhalte teilen?
Nein. Das ist doch schon mal eine gute Nachricht :-) Du kannst so viel Persönlichkeit zeigen, wie du willst. Du kannst dein Frühstück auf Instagram zeigen. Du musst es aber nicht. Dasselbe gilt für deine Erlebnisse vom Wochenende, für deinen Urlaub oder für deine Familie (für viele Menschen ist ihre Familie privat. Für andere „nur“ persönlich. Beides ist eine individuelle Entscheidung).
Tatsache ist: Wir können kaum vermeiden, Persönlichkeit zu zeigen. Selbst in vermeintlich reine Experten-Artikeln fließt schnell eine Bewertung oder Haltung mit rein und, ZACK, wir zeigen Persönlichkeit! Immer, wenn wir eine Empfehlung aussprechen, zeigen wir damit Persönlichkeit. Oder wenn wir uns auf unseren Beitragsbildern zeigen (alleine schon die Farben und Posen sagen viel aus). Sogar unser Schreibstil vermittelt schnell Persönlichkeit, z. B. wenn wir Emojis verwenden :-) Auch das Design unseres Blogs oder unserer Postings sagt etwas über uns aus. Wir können unsere Persönlichkeit also nicht komplett aus unserem Content heraushalten. Das ist vielleicht ganz beruhigend für Menschen, die es kategorisch ablehnen, Persönlichkeit zu zeigen.
Woher kommt die Angst, Persönlichkeit zu zeigen?
„Interessiert das überhaupt jemanden?“ Das ist die vielleicht häufigste Frage, die ich jedes Jahr beim Jahresrückblog höre: Wen interessiert es, was ich letztes Jahr erlebt habe? Vor allem viele Neu- oder Hobbyblogger halten sich selbst oder ihren Blog für derart unbedeutend, dass sie das Gefühl haben, dass es absolut niemanden interessiert, wenn sie etwas Persönliches schreiben. Aber die wirklich wichtige Frage lautet: Interessiert es DICH? Willst DU das aufschreiben? Hältst DU es für relevant? Dann ist es auch ein Thema, über das du bloggen darfst! Du wirst überrascht sein, wie viele Menschen es in deinem Umfeld interessiert, was du zu sagen hast! Probiere es aus und freue dich über die vielen positiven Feedbacks!
Ein weiterer Glaubenssatz ist: „Wenn ich Persönlichkeit zeige, mache ich mich angreifbar.“ Die Frage ist: Angreifbar… durch wen? In welcher Art? Vor allem Frauen haben oft diese Angst. Mit zunehmender Blogerfahrung löst sich diese Angst meistens auf.
Ein besonders häufiger Glaubenssatz: „Persönlichkeit zu zeigen, ist unprofessionell.“ Ich vermute, dieser Glaubenssatz beruht auf unseren Erfahrungen mit Deutsch in der Schule. Dort mussten wir immer fein säuberlich das „Ich“ raushalten. Und je komplexer die Gedankengänge und die Sätze, umso besser die Note. Das ist natürlich Gift für das persönliche Schreiben. Der Glaubenssatz, Persönlichkeit sei unprofessionell, hält sich erstaunlich hartnäckig. Und ich vermute: Dieser Glaubenssatz ist der Grund dafür, dass sich so viele Coaches hinter ihren Expertenartikeln verstecken. Vor allem Therapeuten wollen für ihre Klienten keine Projektionsfläche bieten, deshalb vermeiden sie es so oft, in ihrem Content Persönlichkeit zu zeigen. Dabei gibt es so viele Wege, Persönlichkeit zu zeigen und dabei professionell und integer zu bleiben, ohne gleich einen auf „bester Freund“ zu machen. Um nur ein paar Beispiele zu nennen: Eine Buchempfehlung, ein Blogartikel über die wichtigsten eigenen Werte oder ein Haltungsartikel zu einem Branchentrend, den man kritisch sieht.
Wie viel Persönlichkeit soll ich denn jetzt in meinem Jahresrückblick zeigen?
So viel, wie du willst! Mit wie viel Persönlichkeit fühlst du dich wohl? Und genau so viel zeigst du in deinem Jahresrückblick! Beim Jahresrückblog nehmen wir uns fast 2 Wochen Zeit, um unseren Jahresrückblick zu schreiben. Das ist mehr als genug Zeit, um über deinen Text zu schlafen und in dich hineinzuspüren, ob er nicht vielleicht doch zu persönlich ist – oder ob du nicht doch mehr Persönlichkeit zeigen willst.
Wenn du bisher einen reinen Experten- oder Nischenblog hast und sich dein Blog wie ein zu enges Content-Korsett anfühlt, kannst du den Jahresrückblick als Gelegenheit nutzen, um endlich über mehr als nur reine Nischen- oder Businessthemen zu schreiben. Du kannst also deinen Themenkomplex etwas erweitern. Dafür ist der Jahresrückblick ideal, da er als Rückblick quasi über deinen Expertenthemen und Kategorien schwebt! Das ist also quasi ein Meta-Thema, bei dem du thematisch freier bist. In deinem Jahresrückblick kannst du dann einen Mix aus Businessrückblick und persönlichem Rückblick schreiben. Du kannst deinen Jahresrückblick aber auch komplett auf deine Businessthemen beziehen und Themen rund um dein Leben außen vor lassen. Du entscheidest!
Wenn du bisher einen reinen Lifestyle- bzw. Hobbyblog hattest, bist du es vielleicht schon gewohnt, über persönliche Themen zu schreiben. Aber auch hier stellt sich die Frage: Wie viel Persönlichkeit darf/soll ich in meinem Jahresrückblick einfließen lassen? Auch hier gilt: So viel, wie du willst! Wenn du dich mit einem Absatz in deinem Blogartikel unwohl fühlst, weil er vielleicht doch zu persönlich ist, ist mein Tipp: Schlafe erst mal drüber, bevor du den Blogartikel veröffentlichst. Und wenn es sich nach einmal drüber schlafen immer noch falsch anfühlt: Lösche diesen Absatz! So einfach!
Welche Vorteile hat es, wenn ich in meinem Content Persönlichkeit zeige?
Je nachdem, welche Ziele du mit deinem Content verfolgst, kann es große Vorteile haben, wenn du Persönlichkeit zeigst:
- Du bekommst mehr Feedback auf deinen Content, weil dein Content nahbarer ist und damit die Leute mehr haben, woran sie „hängenbleiben“ und was sie kommentieren können.
- Du ziehst besser passende Interessenten und Kunden an, weil sie sofort spüren, dass sie mit dir auf einer Wellenlänge sind.
- Du stößt unpassende Menschen ab, weil sie schnell feststellen, dass sie bei dir nicht an der richtigen Adresse sind. So hast du weniger Stress, z. B. mit nervigen Kunden.
- Menschen buchen lieber Personen, die ihnen sympathisch sind, als jemanden, der nebulös und unnahbar ist.
- Du baust eine Expertenmarke mit Wiedererkennungswert auf. Das bedeutet: Du entwickelst dich zu DER Go-To-Person für dein Thema. Und: Als Expertenmarke kannst du deine Stundensätze einfacher erhöhen und wirst z. B. als Speaker, Dozent und Gastautor eingeladen.
Noch mehr Gründe für Persönlichkeit in einem Business-Blog habe ich hier zusammengefasst.
Fazit: Zeige ruhig mehr Persönlichkeit, deine Leser werden es lieben!
Wir sehen regelmäßig, welche positiven Effekt es hat, wenn wir mehr preisgeben. Und wenn wir mehr Haltung und Meinung wagen. In meinem Blogkurs The Content Society beobachten wir jedes Jahr aufs Neue, dass sich viele Ängste vor Persönlichkeit fast immer als irrational erweisen. Taste dich gerne langsam an das persönliche Schreiben heran. Eines der besten Formate dafür sind Rückblicke – insbesondere unser Jahresrückblick!
Unser Jahresrückblick bietet die ideale Gelegenheit, auf unserem Blog mehr Persönlichkeit zu zeigen, unser Themenspektrum zu erweitern und unser eingefahrenes Content-Korsett zu sprengen! Dieser Blogartikel hat bei vielen Teilnehmern regelmäßig die meisten Kommentare des Jahres! Und: Wir werden auch noch im Frühling und Sommer darauf angesprochen! Lass uns gemeinsam deinen Jahresrückblick schreiben – und damit einen deiner wertvollsten Blogartikel, überhaupt! Melde dich jetzt an beim Jahresrückblog, es ist kostenlos und du bekommst durch deine Teilnahme einen starken Sichtbarkeits-Schub!
Hey Judith,
vielen Dank für diesen Beitrag. Ich kann tatsächlich bestätigen, dass sich die Hemmschwelle mit der Zeit abbaut. Als ich 2016 (damals noch als Führungskräfte-Trainerin) anfing zu bloggen, veröffentlichte ich ausschließlich Fachbeiträge. Keinerlei Angriffsfläche für meine Person. Vor kurzem habe ich, in Vorbereitung auf den Jahresrückblog 2024, meinen Jahresrückblick 2023 nochmal gelesen und war wirklich überrascht, wie viel persönliches dort auftaucht – mal abgesehen davon, das mir der Beitrag insgesamt sehr gut gefällt. Es ist tatsächlich sehr spannend, eigene Blog-Beiträge nach einer Weile nochmal zu lesen… Also, ich bin bereit Fürsten Jahresrückblog 2024 und freue mich darauf, mich wieder zu überraschen 😉
Liebe Grüße, Anette
Liebe Judith,
Das ist wahnsinnig interessant und hilfreich zu lesen. Dazu trifft es einige meiner persönlichen struggle, räusper.
Danke für die Infos und die tolle Ausführung. Ich freue mich schon auf den Jahresrückblog.
Liebe Grüße
Nicole