Flood the Zone with Truth: Warum wir jetzt bloggen müssen – mehr denn je!

Dieser Blogartikel basiert auf dem Montags-Live in meinem Blogkurs „The Content Society“ vom 24. Februar 2025. In The Content Society präsentiere ich jeden Montag um 10 Uhr live ein neues Thema, über das wir diese Woche bloggen können. Manchmal spreche ich am Anfang meines Lives über ein Thema, das mich beschäftigt oder über ein aktuelles Thema, das irgendwie auch mit dem Thema Sichtbarkeit/Bloggen zu tun hat. Letztlich hat fast alles mit Sichtbarkeit zu tun. Aber lies selbst:
Willkommen am Tag nach der Bundestagswahl! Willkommen in der Woche, nachdem alle sicher geglaubten Regeln der Weltpolitik aufgekündigt wurden. Willkommen in einer Woche, in der sich die Geschichte wahrscheinlich wieder selbst überholen wird.* Willkommen in „interessanten“ Zeiten.
Ich finde es rückblickend geradezu prophetisch, dass der Bruch der Ampelkoalition fast am selben Tag stattfand, wie die Wahl in den USA von Donald Trump zum neuen US-Präsidenten: Am 5. bzw. 6. Nov. 2024. Da ist etwas zerbrochen. Und zwar mehr als die Koalition in Deutschland. Diese Gleichzeitigkeit: Was für ein Zufall!
In „interessanten Zeiten“ kann man sich schnell hilflos fühlen. So nach dem Motto: Was bringt es, wenn ich wähle? Ich kann eh nichts machen! Ich glaube: Das vielleicht beste, das wir in interessanten Zeiten machen können, ist: Unsere Stimme zu finden. Uns der Welt mitzuteilen. Und überhaupt eine Stimme zu haben und sie nicht nur einmal alle 4 Jahre (oder häufiger) bei einer Wahl abzugeben.
Mich überfordern diese Zeiten – und ich glaube, das ist genau das Ziel: Steve Bannon, der MAGA-Vordenker, hat gesagt: „Flood the Zone with Shit.“ Also: So viel Fake News, Lügen und abstruse Dinge in die Welt blasen, um die Vernünftigen und die Normalen zu überfordern und zu lähmen. Um sie in einem permanenten Ausnahmezustand zu halten. Damit sie nicht mehr Richtig von Fake News unterscheiden können. Damit sie sich auf Nebenkriegsschauplätzen aufreiben und ausbrennen.
Im Flugzeug von Island nach Frankfurt habe ich letzte Woche auf Spiegel Online gelesen: „we brought fact checkers to a culture war“. Oder kurz: Es bringt nichts, sich über Fake News aufzuregen oder sie richtigstellen zu wollen. Das interessiert niemanden. Wahre Inhalte und Richtigstellungen werden sich nie so viral verbreiten, wie Fake News. Richtigstellungen sind nur „Preaching to the converted“, man erreicht damit also sowieso nur die Vernünftigen. Also: Was tun?
Welche Möglichkeiten haben wir in solchen „interessanten“ Zeiten?
Die Extremen nutzen Social Media, weil Social Media perfekt für Hypes ist: Ich habe das 2023 in meinem Blogartikel „Wird die Aufmerksamkeitsökonomie immer mehr zu einer Empörungsökonomie?“ beschrieben: schnelle Empörung und Fake News, die viral gehen, aber morgen schon niemanden mehr interessieren, weil der nächste Hype kommt. Wir sind in einem Dauer-Hype gefangen, der unser Nervensystem stresst. Aber weil diese Hypes so interessant sind und weil Social Media zum Dauerscrollen konzipiert ist, werden wir süchtig danach. Wenn wir dauerscrollend durch Social Media waten, werden wir früher oder später mit Empörungs-Content konfrontiert. Das kennst du bestimmt auch: Du wolltest nur mal kurz etwas bei Instagram nachschauen und, oopsie, du hast dich 30 Minuten durch die Reels gescrollt. Das ist kein Versehen, sondern das Ziel dieser Plattformen.
Die logische Konsequenz für mich: Ich habe schon lange FB vom Handy gelöscht. Denn das tut mir nicht gut. Bei Instagram hadere ich noch.
Wir müssen uns fragen, ob wir nicht unsere eigene Plattform stärken wollen. Also: Unseren Blog. Ich bin der festen Überzeugung, dass es noch nie so wichtig war, wie heute, zu bloggen! Niemanden wird in 10 Jahren interessieren, was für ein Instagram-Posting ich heute geschrieben habe. Aber meine Blogartikel werden – hoffentlich und sehr wahrscheinlich – die „interessanten Zeiten“ überleben und lange darüber hinaus wirksam sein.
Das sind meine Tipps gegen die Empörungs-Spirale:
Mehr Tipps, wie du die Empörungs-Spirale verlassen kannst, habe ich hier zusammengefasst:
Wir sollten auf Social Media nicht auf Hypes, Fake News und Empörungs-Bait reagieren. Jede Sekunde, die wir mit so einem Posting verbringen, ist verlorene Zeit. Damit stacheln wir den Algorithmus nur zusätzlich an und verschaffen negativen Dingen weitere Aufmerksamkeit. Der Feed als (Ab)Reagier-Arena. Ich finde: Das ist verlorene Lebenszeit und Energie!
Stattdessen sollten wir eigene Themen setzen. Und zwar auf einer Plattform, die keinen Feed hat, der uns ständig zuballert, unseren Empörungsmuskel triggert und uns süchtig macht: Auf unserem Blog! Denn dort bestimmen wir das Tempo. Auf unserem Blog konkurrieren wir nicht mit Hype-Nachrichten, Fake News und Katzenvideos um die Aufmerksamkeit unserer Leser. Wenn jemand auf unseren Blog kommt, haben wir diese Person ganz für uns alleine.
Worauf werden wir in 10 Jahren stolz zurückblicken? Darauf, dass wir stundenlang durch Social Media gescrollt haben? Werden wir uns darüber freuen, dass wir etwas konsumiert haben? Oder darauf, dass wir etwas kreiert haben? Was wird in 10 Jahren von den zig Reels und Postings bleiben, über die wir heute hinwegscrollen? Eines weiß ich mit Sicherheit: Meine Blogartikel von vor 10 Jahren (und darüber hinaus) werden immer noch gefunden und gelesen. Sie bewirken immer noch etwas! Hier nur ein Beispiel:
Agieren, statt reagieren: Das sind meine Tipps:
Es heißt ja so schön: Das Internet vergisst nichts! Wie praktisch für uns Blogger und Bloggerinnen, da wir regelmäßig das Internet mit unseren Texten befüllen! Social Media hingegen vergisst fast alles: Nach 3 Tagen interessiert es niemanden mehr, was du gepostest hast. Auch hier wieder: Das ist kein Versehen und auch kein Fehler, sondern die gewollte Funktionsweise von Social Media. It’s not a bug, it’s a feature!
Wollen wir wirklich unsere Energie in etwas stecken, das den Empörungs-Hype-Zyklus monetarisiert? Ich muss mir diese Frage sehr intensiv stellen, denn ich bin auf Werbeanzeigen auf Facebook und Instagram angewiesen. Wir können das nicht einfach so ersetzen. Weder Pinterest noch Google oder YouTube können das auffangen. Das haben wir sehr schmerzlich festgestellt, als mein Facebook-Konto im November 2022 gehackt wurde – trotz 2 Faktor-Authentifizierung. Die Folge: 9 Leute und ich wurden auf Lebenszeit gesperrt. Mitten im Launch.
Wir spüren die Folgen davon immer noch, über 2 Jahre später. Aber wenn ich EINES gelernt habe: Wir sollten auf nachhaltige Sichtbarkeit setzen. Nicht (nur) auf den Dopamin-Schredder Instagram. Nachhaltig bedeutet: Unser Blog. Denn, ihr wisst ja: Das Internet vergisst nichts – zum Glück!
Das sind meine Tipps, wie du Content von Dauer erschaffst:
Wir müssen gut auf uns selbst aufpassen. Wenn uns in solchen „interessanten“ Zeiten Rückzug guttut, dann: Okay! Wenn uns Offline-Gemeinschaft guttut: Okay! Wenn uns vermeintlich unpolitische Dinge, wie Seife sieden oder Yoga (Handstand) guttun: Okay!
Und auch wenn ich „nur“ übers Schreiben blogge. Oder ihr übers Seife sieden. Über Yoga. Übers Fotografieren. Über Lifecoaching, Meditation und ETFs. Das ist okay!
Ich glaube, dass jede Stimme, egal wie unpolitisch ihr Thema sein mag, politisch ist.
Weil: Eine Stimme zu haben, die theoretisch die ganze Welt hören/lesen kann, ist ein Akt der Emanzipation. Und wer weiß, wofür wir diese Stimme in Zukunft nutzen werden. Deshalb: Starte jetzt deinen Blog! Oder: Reaktiviere heute deinen Blog! Fange heute an, wieder regelmäßig zu bloggen! Übe das Bloggen, denn unsere digitale Stimme zu erheben, könnte eines Tages eine sehr wertvolle Fähigkeit werden. Und: Sichtbarkeit bietet Schutz. Wir sollten also heute die Grundlage für unsere starke digitale Stimme legen.
Und das heißt für mich: BLOG LIKE NOBODY’S READING!
* Und tatsächlich: Die Geschichte hat sich am Freitagabend, 28. Februar selbst überholt: Das Treffen des ukrainischen Präsidenten Selenskyj im Oval Office bei Trump und Vize J. D. Vance ist historisch einmalig eskaliert. Selenskyjs (vielleicht sogar provozierte) Reaktion interpretiere ich als eine Reaktion eines normalen Menschen im Angesicht des abstrusen Neusprechs, das Fakten verdreht und Tatsachen in ihr Gegenteil verkehrt. Da kann man nur hoffen, dass die neue deutsche Regierung keine lahme Reagierung wird, die über jedes Hölzchen springt, das man ihr hinhält. Denn: Solche Eskalationen werden ab jetzt im Wochentakt geschehen, drunter macht es die neue US-Regierung nicht. Die großen Demonstrationen in den USA für Bürgerrechte und Freiheit bleiben aus. Ich sehe das als Vorstufe zu einer Art Neo-Biedermeier: Die Flucht der Normalen ins Idyll und ins Private als Reaktion auf staatliche Kontrolle/Repression und Zensur.
Ein weiterer Gedanke: In unsicheren Zeiten steigt der Goldkurs, wie jetzt gerade: Der Goldkurs hat am 11. Februar 2025 mit 2848 Euro/Unze ein historisches Hoch erreicht. Denn, klar, die Menschen verlassen sich in Krisen auf sichere Dinge. Weißt du, was auch eine sichere Bank ist? Dein Blog! Das ist dein digitales Gold!
9 Comments
Ja, bloggen sind Informationen und die meisten wirklich guten Antworten findet man in gut geschriebenen Blogartikeln oder sogar auch in den Antworten
Liebe Judith,
ich gebe Dir absolut recht. Wir sollten nicht über jedes Stöckchen springen, was uns hingeworfen wird. Die Trolle wollen uns damit verwirren. Sehr wichtig ist, glaube ich, sich in diesen Zeiten über die eigenen Werte klar zu werden und diese auch zu vertreten, natürlich immer mit Blick auf die eigene seelische Gesundheit.
Social Media kann einen ganz schön auslaugen. Ich bin gerade stark am überlegen wie oft ich Insta und Co noch nutze. Dein Tipp, sich auf den eigenen Blog zu konzentrieren, macht für mich sehr viel Sinn.
Vielen Dank für die Tipps und schöne Grüße,
Griselda
Liebe Judith, vielen vielen Dank für diesen Blogartikel. Ich habe so gehofft, dass du etwas dazu schreibst! Ja, wir brauchen jetzt wertvollen, sinnvollen Langzeit-Content.
Ich hab etwas geschrieben, was damit zu tun hat – womit ich zu Kreativität in unsicheren Zeiten inspirieren will:
https://feliziagoeltenboth.de/kreativ-trotz-krise/
DANKE für deine Inspiration und große Unterstützung – dadurch hab ich meinen Blog gestartet! Und der gibt mir jetzt Halt. 🫶
Liebe Judith,
bin sooo sehr bei dir. Auch vermeintlich triviales hat oft einen politischen Aspekt. Beispiel Selbstfürsorge: Wenn es sich so äußert, dass wir uns aus der Öffentlichkeit zurückziehen, uns vor Nachrichten abschirmen, weil die Verhältnisse so unmenschlich und ätzend sind und wenn das hauptsächlich Frauen tun, dann werden Frauen wieder unsichtbarer. Ich sehe auch, dass ältere Frauen immer noch wenig sichtbar sind. „Those who tell the stories own the world.“ Gut, wenn wir zumindest bloggend dagegenhalten und unsere Geschichten erzählen. Sonst sieht es so aus, als ob die Welt nur aus Trumps&Co. bestünde.
Herzlichst, Korina
Du sprichst mir so aus dem Herzen! Danke für die klaren Worte und die konkreten Handlungstipps!
Liebe Grüße
Angela
Danke, liebe Judith für diesen wunderbaren Blogbeitrag! Dafür feiere ich dich. :-)
Meinen Business-Facebook-Account habe ich gelöscht. Den privaten habe ich noch, bin aber kaum noch dort. Mit Insta hadere ich noch. Aber ich glaube, lange bin ich auch dort nicht mehr. In meinem Monatsrückblick Februar schreibe ich unter anderem auch über meine Entscheidung in Sachen Social Media und setze wie du vor allem auf meinen Blog. Und meinen Newsletter und Podcast.
Liebe Grüße Heidrun